Thüringer Ministerpräsident in Israel
Christliche Kirchen in Israel sind Brückenbauer
- (Vorne v.l.) Abt Nikodemus Schnabel, Ministerpräsident Mario Voigt und Dorothea Marx, SPD-Landtagsabgeordnete, EKM-Synodale und Vorsitzende des Fördervereins der Jüdisch-Israelischen Kulturtage Thüringen
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Thüringens Ministerpräsident Mario Voigt (CDU) hat am Donnerstag (13. November) eine fünftägige Reise nach Israel beendet. Der 40-köpfige Delegation gehörten Vertreter aus Politik und Wirtschaft an. Ziel der Reise, so Voigt, war der Ausbau wirtschaftlicher Kontakte und unternehmerischer Kooperationen. Zudem ging es auch um den Neustart des Schüleraustauschs, der nach dem Hamas-Überfall auf Israel am 7. Oktober 2023 zum Erliegen gekommen ist. Der CDU-Politiker hatte sich beim Besuch der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem auch für weitergehende Kooperationen mit der Gedenkstätte in Jerusalem ausgesprochen, etwa beim Lehreraustausch. Willi Wild sprach mit Mario Voigt zum Abschluss der Reise über seine Bilanz.
Herr Ministerpräsident, hat Thüringen nach Ihrer Israel-Reise einen Vorsprung gegenüber Sachsen-Anhalt bei der Ansiedlung des deutsch-Israelischen Jugendwerks?
Mario Voigt: Wir sind mit sehr offenen Armen empfangen worden. Es gibt ein hohes Interesse daran mit konkreten Projekten zu starten. Dafür haben wir, glaube ich, eine Tür aufgestoßen. Ich sehe es auch nicht als einen Wettbewerb von Bundesländern. Es geht vielmehr um ein gemeinsames Engagement, dass Deutschland und Israel noch enger im Jugendaustausch zusammenarbeiten. Deshalb war es auch eine Reise zum richtigen Zeitpunkt.
Wie wollen Sie den Schüleraustausch wieder anlaufen lassen?
Ich bin sehr froh, dass der israelische Bildungsminister und ich uns darauf verständigen konnten, dass wir im Bereich von Schülern, Studenten und jungen Menschen in der dualen Ausbildung konkrete Pilotprojekte starten. Israelische Jugendliche werden nach Thüringen kommen und Thüringer nach Israel. Es gibt ein hohes Interesse in Israel, junge Menschen zusammen zu bringen, Perspektiven auszutauschen und Freundschaften zu schließen.
Drei Bundesländer bewerben sich für die Außenstelle von YadVashem in Deutschland. Thüringen ist nicht darunter. Woran liegt‘s?
Diese Entscheidung wurde noch vor meiner Amtszeit getroffen. Damals hat es eine Analyse gegeben, bei der drei Bundesländer in die engere Auswahl gekommen sind. Wir stehen aber mit einem der ausgewählten Bundesländer in engem Austausch und können so Teil der Initiative sein. Mir ist wichtig, dass wir den Austausch mit Israel und Yad Vashemweiter intensivieren – gerade in Zeiten, in denen Erinnerung und Verständigung von großer Bedeutung sind.
Können Sie das konkretisieren?
Zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht.
Die Delegationsreise hatte einen starken wirtschaftlichen Fokus. Daneben haben Sie aber sowohl den Platz der Geiseln in Tel Aviv als auch Yad Vashem besucht. Warum war Ihnen das wichtig?
Bei aller Bedeutung von Innovation, gemeinsamer Forschungs-, Wirtschafts- und Wissenschaftsarbeit sollte man nicht aus dem Blick verlieren, dass Thüringen und Israel ein gemeinsames Werteverständnis haben. Im Heiligen Land liegen die Wurzeln unserer Religion und des jüdisch-christlichen Menschenbildes. Ich sehe es als Teil der deutschen Staatsräson an, den Austausch mit Israel zu befördern. Das bedeutet, sich auf kultureller Ebene zu begegnen und der historischen Verantwortung bewusst zu sein. Ich habe nicht ohne Grund den Gesprächspartnern ein kleines Präsent mit Bezug zur ältesten Synagoge Mitteleuropas aus Erfurt, des Unesco-Kulturerbes überreicht. Damit wollte ich deutlich machen, dass unsere Wurzeln sehr tief gehen.
Bei dem Besuch der Dormitio Abtei konnten Sie die Perspektive der Christen im Heiligen Land kennenlernen. Welche Rolle sehen Sie da für die christlichen Kirchen?
Die Kirchen sind Anlaufpunkte, Dialogpartner und Brückenbauer. Mich hat die Begegnung mit Abt NikodemusSchnabel beeindruckt, weil er deutlich gemacht hat, dass Kirchen Orte der Hoffnung sind und Krisen auch neue Räume eröffnen beispielsweise über Kulturangebote.
In Ihrem Programm fehlte das Gespräch mit palästinensischen Vertretern. Warum?
Wir haben eine stark wirtschafts- und wissenschaftsorientierte Reise geplant. Uns war wichtig, kurz nach Beginn des Waffenstillstands ein Zeichen der Solidarität mit dem Staat Israel zu setzen. Das stand im Vordergrund.
Autor:Willi Wild |
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