Wahl: Tobias Schüfer neuer Propst
"Ein bisschen unwirklich"

Tobias Schüfer  | Foto: Foto: EKM

Die Landessynode der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) hat Tobias Schüfer zum neuen Regionalbischof für die Propstei Meiningen-Suhl gewählt. Der 52-Jährige erreichte im dritten Wahlgang mit 60 von 75 Stimmen die nötige Zweidrittel-Mehrheit. Mit dem Erfurter Pfarrer sprach Beatrix Heinrichs.

Das war eine aufregende Wahl. Wie fühlen Sie sich?
Tobias Schüfer: Es ist noch ein bisschen unwirklich. Aber bei Synoden muss man mit allem rechnen.

Zu rechnen ist auch mit weiteren Strukturveränderungen. Welche Erfahrungen bringen Sie aus Ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit in der Gemeindeberatung mit?
Die Diskussion in der Synode hat deutlich gemacht, dass allein das Stichwort „Strukturreform“ als Reizwort wahrgenommen wird. Strukturelle Veränderungen, das haben die letzten Jahre gezeigt, bringen starke Verunsicherung in die Gemeinden. Es wäre zu überlegen, wie wir diesen Prozess gestalten können, ohne Ge-meinden massiv und ständig zu be-unruhigen, und Veränderungen eher als Bestärkung verstanden werden.

Die Ausbildung der Vikare war der Schwerpunkt Ihrer Arbeit als Regionaler Studienleiter der EKM in Neudietendorf. Was kann man von jungen Pfarrern lernen?
Die Pfarrerinnen und Pfarrer, die heute in den Dienst gehen, verändern das Berufsbild. Die neue Pfarrergeneration gibt sich nicht zufrieden damit, dass etwas einfach so ist, weil es schon immer so war. Sie fragt nach und ringt darum, dass Gemeinde ihre eigentliche Aufgabe wieder wahrnimmt, dass inhaltlich gearbeitet wird.

Was braucht die Kirche der Zukunft?
Sie braucht das gemeinsame Gespräch und das gemeinsame Ringen über die Frage, wie wir Kirche sein wollen. Dabei muss die Kommunikation stimmen. Wir müssen auch dann weiter miteinander reden, wenn unterschiedliche Positionen geäußert werden. Unsere Aufgabe wird es sein, dass wir verschiedenes Neues ausprobieren. Das fordert insbesondere die geistliche Leitung, um das Ganze beieinanderzuhalten.

Der Süden Thüringens ist durch die Grenzerfahrung stark geprägt, wie das Mauerfallgedenken noch einmal gezeigt hat. Was war der Moment im Herbst 1989, der Ihnen am eindrücklichsten in Erinnerung geblieben ist?
Wenn ich an 1989 zurückdenke, dann sind mir besonders die Mahnwachen in Halle, wo ich studiert habe, stark in Erinnerung. Das ist weniger ein Moment als eher diese Kontinuität, Tag und Nacht mit der Kerze in der Hand da zu sein. Und dann ist da der 2. Oktober vor der Nikolaikirche in Leipzig, als wir das erste Mal losgelaufen sind und nicht mehr stehen blieben. Dieses Auf-brechen, obwohl alle sagten, das geht nicht, das war mein Wendemoment.

Autor:

Online-Redaktion

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