Weihnachten = heidnisch?
Warum Weihnachten kein heidnisches Fest ist!
- Die Infografik von dreieinigkeit.de ordnet die Mythen über die Entstehung von Weihnachten ein.
- Foto: ©dreieinigkeit.de und ©wesleyhuff.com
- hochgeladen von Markus Buller
Die Behauptung, Weihnachten sei heidnischen Ursprungs, gehört zu den hartnäckigsten Mythen rund um das Christentum. Immer wieder wird behauptet, Christen hätten heidnische Winterfeste übernommen und lediglich umgedeutet. Wie auch die Infografiken von dreieinigkeit.de anhand antiker Quellen und chronologischer Übersichten verdeutlichen, ist nicht Weihnachten heidnisch – vielmehr reagierten heidnische Kulte später auf ein bereits etabliertes christliches Datum.
Die Saturnalien: heidnisch, aber kein Ursprung von Weihnachten
Die römischen Saturnalien waren ein heidnisches Fest zu Ehren des Gottes Saturn. Sie begannen traditionell am 17. Dezember und wurden im Laufe der Zeit auf mehrere Tage ausgedehnt, in der Regel bis zum 23. Dezember.
Entscheidend ist:
- Der 25. Dezember gehörte nicht zu den Saturnalien
- Kein antiker Autor nennt den Weihnachtstag als Teil dieses Festes
- Weder Datum noch Inhalt der Saturnalien passen zum christlichen Weihnachtsfest
Saturnalien waren ein ausgelassenes Gesellschaftsfest mit Rollentausch, Glücksspiel und sozialer Umkehr. Weihnachten hingegen ist ein theologisches Erinnerungsfest an die Menschwerdung Christi. Inhaltlich wie zeitlich besteht keine Ableitung.
--> Weihnachten ist nicht aus den Saturnalien hervorgegangen.
Der 25. Dezember: Ein christliches Datum vor heidnischer Konkurrenz - Frühchristliche Datierung (2.–3. Jahrhundert)
Schon lange bevor das Christentum politische Macht hatte, beschäftigten sich Christen mit der zeitlichen Einordnung von Jesu Leben.
221 n. Chr. berechnete Sextus Julius Africanus die Empfängnis Jesu auf den 25. März. Nach antikem Denken fiel die Geburt neun Monate später folgerichtig auf den 25. Dezember.
Diese Berechnung beruht auf jüdisch-christlicher Theologie: Vollkommenheit des göttlichen Heilsplans, Einheit von Empfängnis und Erlösung – nicht auf heidnischen Festkalendern.
Diese Datierung entstand:
- vor Konstantin
- vor staatlicher Förderung des Christentums
- vor jeder belegten heidnischen Festlegung am 25. Dezember
--> Christen hatten keinen Anlass und keine Macht, heidnische Feste zu „übernehmen“.
Sol Invictus: Heidnische Reaktion, nicht christliche Kopie
Oft wird auch behauptet, Weihnachten sei vom Sonnenkult Sol Invictus übernommen worden. Die Quellen sprechen jedoch eine andere Sprache.
- 274 n. Chr. förderte Kaiser Aurelian den Sonnenkult politisch – ohne klar belegtes Geburtsdatum.
- 354 n. Chr. erscheint im Chronographen erstmals der 25. Dezember als „Geburtstag des unbesiegbaren Sonnengottes“.
Bemerkenswert:
In derselben Quelle ist der 25. Dezember bereits als Geburt Christi verzeichnet, was auch schon im Jahr 221 von Sextus Julius Africanus dokumentiert ist. Also mehr als 100 Jahre vor der Erwähnung von Sol Invictus.
Der heidnische Eintrag ist somit nicht älter, sondern erst später belegt, als die christliche Berechnung.
Das passt gut in den historischen Kontext:
Im 4. Jahrhundert stand das Heidentum unter wachsendem Druck. Der Sonnenkult versuchte, mit christlichen Symbolen und Daten konkurrenzfähig zu bleiben.
--> Nicht Weihnachten ist vom Sonnenkult abhängig – sondern der Sonnenkult reagierte auf Weihnachten.
Christliche Theologie statt heidnischer Mythologie
Das christliche Weihnachtsdatum ist auch inhaltlich klar christlich begründet:
- Christus als „Licht der Welt“
- Geburt nach der Wintersonnenwende als Zeichen zunehmenden Lichts
- Inkarnation Gottes, nicht Naturzyklus oder Kosmosverehrung
Dann sagte Jesus wieder zu allen Leuten: „Ich bin das Licht der Welt! Wer mir folgt, irrt nicht mehr in der Finsternis umher. Er wird dann das Licht des Lebens haben.“
(Die Bibel, Johannes 8,12)
Diese Symbolik ist biblisch, nicht heidnisch. Sie entspringt der Auslegung von Schrift und Heilsgeschichte, nicht astrologischen oder mythologischen Vorstellungen.
In ihm war Leben, und dieses Leben war das Licht für die Menschen.
Das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht erfasst.
Er war das wahre Licht, das für jeden Menschen leuchtet, der in die Welt kommt.
(Die Bibel, Johannes 1)
„Heidnische Bräuche“? Ein moderner Kurzschluss
Oft werden einzelne Elemente des Weihnachtsfestes – etwa der Weihnachtsbaum, Lichter, Geschenke oder bestimmte Figuren – pauschal als „heidnisch“ bezeichnet. Dabei wird häufig übersehen, dass sich Bräuche und Traditionen im Laufe der Geschichte kulturell entwickelt und verändert haben, ohne dadurch automatisch religiösen Charakter zu besitzen.
Historisch lässt sich festhalten:
- Der Weihnachtsbaum ist erst im späten Mittelalter eindeutig belegt und entstand im christlichen Europa, nicht in vorchristlichen Kulten.
- Der Weihnachtsmann geht auf den historischen Bischof Nikolaus von Myra zurück, eine klar christliche Gestalt, die erst in der Neuzeit folkloristisch überformt wurde.
- Viele weihnachtliche Bräuche sind kulturelle Ausdrucksformen, keine religiösen Rituale.
Entscheidend ist:
Ein Brauch wird nicht dadurch „heidnisch“, dass er symbolisch, alt oder jahreszeitlich geprägt ist.
Religiöser Ursprung, religiöse Bedeutung und religiöse Praxis müssen klar voneinander unterschieden werden.
Dass Weihnachten kulturelle Formen aufgenommen hat, macht das Fest nicht heidnisch – ebenso wenig wie Sprache, Kleidung oder Architektur ihren religiösen Ursprung behalten, wenn sie in neuen Zusammenhängen verwendet werden.
Fazit: Weihnachten ist nicht heidnisch – sondern christlich
Die historische Reihenfolge ist eindeutig:
- Christliche Datierung des 25. Dezember: spätestens 221 n. Chr.
- Heidnische Festlegung auf den 25. Dezember: erst 354 n. Chr.
- Saturnalien: nie am Weihnachtstag
Die These „Weihnachten ist heidnisch“ ist daher kein Ergebnis solider Geschichtsforschung, sondern eine moderne Fehlinterpretation, die Ursache und Wirkung vertauscht.
Weihnachten ist kein christianisiertes Heidenfest.
Es ist ein christliches Fest, auf das heidnische Kulte später reagierten.
Quelle: dreieinigkeit.de
Autor:Markus Buller |
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