Experten: Kinder an Trauer und Abschied beteiligen
Den Verlust begreifen

Foto: Jordan Whitt/Unsplash

Erwachsene glauben manchmal, dass es besser sei, Kindern nicht zu erzählen, dass ein nahestehender Mensch gestorben ist. Das Gegenteil sei richtig, meinen Experten und warnen vor fatalen Folgen, wenn Tod und Trauer tabu sind.

Von Dieter Sell

Der niedersächsische Kinder- und Jugendlichentherapeut Dirk Wagner empfiehlt, offen mit dem Thema umzugehen. Früher wurden die meisten Menschen zu Hause geboren und starben dort auch, so Wagner. «Der Leichnam wurde nicht sofort abgeholt, sondern mehrere Tage im Haus aufgebahrt." Zeit, um sich zu verabschieden, die heute oft fehle, weil der Tote in der Regel schnell in den Kühlraum des Bestatters kommt, so Wagner. Trauererfahrungen machten Kinder aber dennoch, sagt der Therapeut.
Dabei trauerten Kinder anders als Erwachsene, verdeutlicht Diakon Matthias Schmidt, der das kirchliche Trauerprojekt «Anderland» in Osterholz-Scharmbeck nahe Bremen leitet. «Manche sind wütend und aggressiv, andere ziehen sich zurück und sind ängstlich. Kinder sind oft urplötzlich traurig: Sie springen mit ihrer Trauer wie in Pfützen und wieder raus.»
Im Umgang mit kindlicher Trauer sei vor allem das Gespräch wichtig. Vor Vergleichen zwischen Tod und tiefem Schlaf aber warnt Wagner. In der kindlichen Fantasie könne dann die Frage auftauchen, was passiere, wenn der Schlafende im Sarg aufwache. «Man muss verhindern, dass ein belastendes Familiengeheimnis entsteht», rät er. Der Unterschied zwischen Tod und Schlaf müsse deutlich werden: Zum Beispiel, indem das Kind den Leichnam anfassen dürfe und dann im wahrsten Sinne des Wortes begreife, dass ein Körper kalt geworden sei.
«Kinder sollten alles fragen dürfen, was Herz und Kopf bewegt», so Wagner. Es komme gar nicht darauf an, Schmerzen zu vermeiden, die gehörten zum Trauerprozess dazu. Auch sei es gar nicht schlimm, wenn Eltern nicht sofort Antworten auf alle Fragen hätten. «Viel wichtiger ist es, dass Kinder begleitet werden, ihre Ängste mitteilen können, und dann Halt erfahren.»

(epd)

Tipp

Familienhandbuch des Staatsinstitutes für Frühpädagogik zur Unterstützung für trauernde Kinder:
bit.ly/familienbuch-trauer 

Autor:

Online-Redaktion

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