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WM: Es gibt Wichtigeres

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Bis vor kurzem wusste ich nicht, wo Katar liegt, und wie es den Leuten dort geht. Mit der Fußball-WM richten sich die Scheinwerfer nicht nur auf die Stadien, sondern auch auf die, die sie gebaut haben. Endlich einmal!

Von Ralf-Uwe Beck

Nur wenn wir von dem Elend erfahren, können wir einlösen, was von uns verlangt ist: „Tu deinen Mund auf für die Stummen, setz dich ein für das Recht der Schwachen“, heißt es in den Sprüchen Salomos.

Ich schaue mir jeden Abend die Tagesschau an. Ich fühle mich gut informiert. Aber es ist nur eine gefühlte Wahrnehmung, belegt eine Studie: Im ersten Halbjahr dieses Jahres hatte der Sport in der Tagesschau mehr Sendezeit als alle Berichte über die armen Länder des Globalen Südens zusammen. Von den mehr als 2700 Minuten Sendezeit entfielen nur 13 Minuten auf die Hungersnöte dieser Welt. Über das britische Königshaus wurde ausführlicher berichtet. Diesem Promi-Dutzend im Buckingham-Palast galt mehr Aufmerksamkeit als den 811 Millionen Hungernden.

Hunger gilt als größte lösbare Katastrophe der Welt. Die reichen Länder müssten lediglich 40 Milliarden Dollar im Jahr mehr auf die Armentafeln dieser Welt legen. Das ist im Bewusstsein der Öffentlichkeit zu halten. Bei der Fußball-WM in Katar erleben wir, dass über die, die sonst unsichtbar sind, berichtet wird. Das hat Wirkung. Es wird darauf ankommen, wenn der Fußballzirkus wieder die Koffer packt, nicht auch das mediale Interesse an den Arbeits- und Lebensbedingungen der Ärmsten abzuziehen. Auch die Kirchenpresse hat hier ihre Aufgabe.

Ich mag die letzte Seite von "Glaube + Heimat", die der Einen Welt gewidmet ist. Sie hilft mir, mich nicht in der Nabelschau auf die eigene Kirche zu verkrümmen. Es gibt Wichtigeres.

Ralf-Uwe Beck | Foto: EKM
Autor:

Online-Redaktion

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