Israel und die Frage nach seiner Anerkennung im Nahen Osten

Die Stellung Israels bleibt auch 70 Jahre nach der Staatsgründung unter den muslimischen Staaten umstritten. | Foto: sven scherz-schade/pixelio.de
  • Die Stellung Israels bleibt auch 70 Jahre nach der Staatsgründung unter den muslimischen Staaten umstritten.
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Am 14. Mai 2018 jährt sich die Proklamation des Staates Israel zum siebzigsten Mal.

Blickwechsel von Krista und Johannes Gerloff

Wer zu diesem Datum in Israel große Feuerwerke erwartet, wird enttäuscht werden. In Israel werden nämlich nicht nur religiöse, sondern auch staatliche Feiertage nach dem jüdischen Kalender gefeiert.
Deshalb fällt der 70. Unabhängigkeitstag auf den 19. April 2018 nach Christi Geburt. Nach dem jüdischem Kalender ist das der 4. Ijar 5778 seit Erschaffung der Welt. Da aber im biblisch-jüdischen Denken ein Tag bereits mit Sonnenuntergang am Vorabend beginnt, wird es die Feuerwerke zur 70-Jahrfeier des Staates Israel bereits am 18. April 2018 geben. In Israel geht der Gedenktag an die Gefallenen der Kriege und des Terrors, die Israel erleiden musste, am Abend unmittelbar in die Feiern des Unabhängigkeitstages über.
Im Vorfeld der Feierlichkeiten hatte in der vergangenen Woche erstmals ein hoher Vertreter Saudi-Arabiens Israel das Recht auf seinen eigenen Staat zugesprochen. Der Kronprinz Mohammed bin Salman sei laut dem US-Magazin »The Atlantic« der Meinung, dass »die Palästinenser und die Israelis das Recht auf ihr eigenes Land haben«.
Es ist kein Geheimnis, dass sich Israel und Saudi-Arabien seit Jahren einander annähern, dass die beiden Länder viele gemeinsame Interessen haben. Sie haben auch den gemeinsamen Gegner Iran.
Die Feindschaft zwischen Saudis und dem Iran ist jedoch weit tiefer als die zwischen Israel und dem Iran. Dort besteht ein Konflikt zwischen beiden Führungen, nicht aber zwischen den Völkern. Saudi-Arabien dagegen hat ein Problem mit der Führung, dem Volk und der bestimmenden theologischen Ausrichtung des Iran.
Was in Saudi-Arabien passiert, ist hoch interessant und betrifft nicht nur Israel. Wenn den Nachrichten zu glauben ist, zielt bin Salman auf eine grundlegende Reform seines ganzen Königreichs ab. Ob er damit erfolgreich ist, bleibt abzuwarten, denn die Liste seiner Feinde im Ausland, aber auch innerhalb Saudi-Arabiens, ist lang. Wenn er allerdings erreicht, was er sich vorgenommen hat, würde das den ganzen Nahen Osten revolutionieren.
Der eigentliche Durchbruch in Saudi-Arabien war die so genannte »Arabische Friedensinitiative« von 2002. Sie beinhaltete das Angebot zur Normalisierung der Beziehungen zwischen Israel und den islamischen Staaten sowie die Anerkennung Israels. Die Initiative zum Frieden wurde von der Arabischen Liga auf Bestreben des damaligen saudischen Kronprinzen und späteren Königs Abdullah ibn Abd al-Aziz angenommen, ebenso von allen 57 Mitgliedern der Organisation Islamische Konferenz.
Bin Salmans Äußerung geht darüber nicht hinaus. Momentan ist die saudische Friedensinitiative als Ausgangsbasis für Verhandlungen denkbar, aber niemals als Parameter einer tatsächlichen Vereinbarung zwischen Israel und den Palästinensern.
Die Entwicklung in Saudi-Arabien hängt entscheidend mit Mohammed bin Salman zusammen. Theologisch hat der Islam auch im Blick auf seine Beziehung zum jüdischen Volk viele Entfaltungsmöglichkeiten. Entscheidend ist jedoch die Realität vor Ort – das gilt nicht nur für die Beziehung zu Israel, sondern für alle anderen Fragen, die in Saudi-Arabien brennen, etwa auch die der Stellung der Frau.

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Online-Redaktion

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