Unerhörte AfD-Wähler 

Ulrich Lilie, Präsident des Bundesverbandes Diakonie 
Deutschland, bei der Vorstellung der Plakatmotive in Berlin. | Foto: epd-bild
  • Ulrich Lilie, Präsident des Bundesverbandes Diakonie
    Deutschland, bei der Vorstellung der Plakatmotive in Berlin.
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Plakatkampagne: Diakonie will mit Randgruppen ins Gespräch kommen

Von Benjamin Lassiwe

Auf dem blauen Plakat steht »Unerhört! Diese AfD-Wähler.«, dazu der Hashtag #zuhören. Und auf der Plakatwand daneben klebt »Unerhört! Diese Flüchtlinge.«. Ein paar hundert Meter weiter kann man »Unerhört! Diese Obdachlosen.« lesen. Die Plakate, die in den kommenden Monaten in ganz Deutschland im Straßenbild zu sehen sein werden, sind Teil einer auf drei Jahre angelegten Kampagne des Bundesverbandes Diakonie Deutschland, die jetzt vorgestellt wurde.
»Wir treten ein für eine offene, lebendige und vielfältige Gesellschaft«, sagte Diakonie-Präsident Ulrich Lilie. Mit der Kampagne spiele man bewusst mit der Doppeldeutigkeit des Begriffs »Unerhört«. »Er soll provozieren und den Blick auf die Menschen am Rande der Gesellschaft lenken.« Man wolle damit aufrütteln und eine Diskussion über soziale Teilhabe und das Miteinander in der Gesellschaft anstoßen. »Wir fordern auf, zuzuhören statt zu verurteilen«, sagt Lilie. »Am Zuhören herrscht ein großer Mangel in dieser Gesellschaft.«
Doch mit der Einbeziehung von AfD-Wählern als explizite Randgruppe in die Kampagne begibt sich die Diakonie auf einen gefährlichen Pfad. Wütende Proteste aus dem rechtskonservativen Lager sind angesichts der Gleichsetzung der eigenen Anhänger mit Obdachlosen und Flüchtlingen ebenso vorstellbar wie ein Versuch der Populisten, die Diakonie-Kampagne zur Selbstinszenierung zu nutzen. Etwa im Sinne des für die AfD typischen Opfermythos. Immerhin finden 2019 in gleich zwei Kernländern der AfD, in Brandenburg und Sachsen, Landtagswahlen statt.
»Ich hoffe, dass die AfD-Wähler irritiert sind«, sagte Lilie, als er nach möglichen Reaktionen auf die Kampagne gefragt wurde. »Es gibt eine ganze Menge Menschen, die diese Partei gewählt haben, und als Begründung sagen: Die etablierte Politik hat sich nicht um uns gekümmert.« Er selbst spreche auch mit AfD-Wählern, betonte der Diakonie-Präsident. Gleichzeitig mache er aber deutlich, wo diese Partei menschenverachtende Politik betreibe. Die Diakonie rede generell mit allen Parteien, es gebe aber rote Linien, die nicht überschritten werden dürften. Sollte die AfD versuchen, die Kampagne etwa in Wahlkämpfen zu missbrauchen, werde man klar und deutlich sein.

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Online-Redaktion

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