Geburt
Erfahrungsschatz für werdende Mütter

Eine Mutter mit ihrem Neugeborenen | Foto: kna-bild/Harald Oppitz
  • Eine Mutter mit ihrem Neugeborenen
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Doulas dienen der Frau in allen Situationen rund um Schwangerschaft und Geburt. Yvonne Riff, siebenfache Mutter und Kleinkindpädagogin, ist eine von ihnen.

Von Uta Rohrmann (epd)

Es ist weltweit eine alte Tradition, gehört in den USA zum Standard und ist zunehmend auch hierzulande gefragt: Geburtserfahrene Frauen stärken und begleiten werdende Mütter während Schwangerschaft und Geburt. Doulas heißen diese Begleiterinnen. Das altgriechische Wort drückt zugleich deren Selbstverständnis aus: Doula bedeutet Dienerin. Die kompetente, nicht-medizinische Frau an der Seite der Schwangeren, die sich als Ergänzung zur Hebamme sieht, dient der Frau, ist ganz für sie und ihr Wohlbefinden da.

Eine von ihnen ist Yvonne Riff. Die 55-Jährige aus dem baden-württembergischen Kaisersbach hat fünf leibliche Kinder im Alter zwischen 15 und 32 Jahren, zwei Sternenkinder - das sind Kinder, die vor, während oder kurz nach der Geburt gestorben sind -, und zwei, die ihr Mann aus erster Ehe mitgebracht hat. Dazu kommen drei Enkel. Seit mehr als zehn Jahren bietet die gelernte Erzieherin und Gründerin von «Moms and Family» in Backnang verschiedene Eltern-Kind-Kurse an. Immer wieder äußerten Teilnehmerinnen das Bedürfnis nach Unterstützung bereits in der Schwangerschaft.

Die Familienbegleiterin und Kleinkindpädagogin absolvierte eine Ausbildung zur Doula und ist nun gefragte Vertraute auf Zeit für Frauen während Schwangerschaft, Geburt oder auch Wochenbett - das kann in unterschiedlichem Umfang individuell gebucht werden. Ein Kurs zur mentalen Geburtsvorbereitung, einer für werdende Väter und ein Schwangerentreff komplettieren ihr Angebot.

«Es gibt heute eine Flut an Input, gerade auch durch das Internet. Da ist es schwer für junge Eltern, ihren Weg zu finden», weiß die erfahrene Familienbegleiterin. Sie macht Mut, der eigenen Intuition zu trauen. Und stößt Denkprozesse an: «Was wollt ihr denn für Eltern sein?»

Immer wieder macht Riff die Erfahrung, dass Frauen oft Standards setzten, unter denen sie selbst leiden, etwa, indem sie schon während der Schwangerschaft festlegten, nach einem Jahr wieder berufstätig zu sein. Es lohne sich, in Ruhe über Alternativen nachzudenken: «Wo ist dein Netzwerk? Wer kann unterstützen? Wie viel Fremdbetreuung braucht es tatsächlich?»

Als Doula ist Yvonne Riff in erster Linie emotionale Unterstützung für die Schwangere und jederzeit für sie da. «Oft sind Frauen nach einer Vorsorgeuntersuchung verunsichert, wenn sie den Eindruck bekommen, dass etwas nicht in Ordnung sein könnte», weiß die Gefährtin auf Zeit. Ihre Aufgabe sei es dann, die Schwangere wieder in ihre emotionale Kraft und ins Vertrauen zu bringen. «Oft bin ich nur da und höre zu», sagt sie. Manchmal helfe eine Massage, ein Spaziergang oder eine kleine Meditation, damit die Frau wieder zu sich selbst kommt. Hilfe suchten neben Erstgebärenden auch erfahrene Mütter.

Eine Doula ist nur für die Frau da

Ab zehn Tage vor dem Entbindungstermin beginnt die Rufbereitschaft der Doula. Auf Wunsch kommt Yvonne Riff auch schon, wenn die erste Wehe einsetzt und noch keine Hebamme zuständig ist. Im Kreißsaal ist sie, anders als das Personal, das sich vor allem um medizinische Aspekte und Verwaltung kümmern muss, von Anfang bis Ende nur für die Frau, ihre Wünsche und Bedürfnisse da. Manchmal geht es auch darum, den Partner zu entlasten oder in seiner unterstützenden Rolle für die Frau zu bestärken. «Manchmal werde ich auch als Backup gebucht, falls der werdende Vater zum Beispiel wegen Krankheit ausfällt», erzählt Riff, die sowohl im Krankenhaus als auch in Geburtshäusern oder bei Hausgeburten unterstützt.

Auch in Trauersituationen ist die Doula da. Sie begleitet sogenannte kleine Geburten, wenn das kindliche Herz bereits in einem frühen Schwangerschaftsstadium zu schlagen aufgehört hat, und stille Geburten, wenn die Frau ihr Kind tot zur Welt bringen muss. «Für akut betroffene Eltern gibt es ein liebevoll zusammengestelltes Notfallpaket des Vereins 'Hope's Angel', das unter anderem Kleidung für das Baby und eine Erinnerungsbox enthält», erläutert Riff. Neben der Möglichkeit zur Beerdigung sei es inzwischen auch eine Option, fehlgeborene Kinder, egal in welcher Schwangerschaftswoche, namentlich im Standesamtsregister eintragen zu lassen.

Am Geld sollte die Unterstützung durch eine Doula nicht scheitern. Der Verein Doulas in Deutschland hilft wo nötig finanziell, beispielsweise alleinstehenden Müttern. Allein beim Doula-Verbund Deutschland sind derzeit bundesweit 136 nicht-medizinische Begleiterinnen für Schwangere gemeldet. Laut Melanie Schöne aus Stutensee bei Karlsruhe, die 2008 den ersten Doula-Verein in Deutschland mitgegründet hat und Doula-Ausbildungen anbietet, sind es noch deutlich mehr - und die Tendenz sei weiter steigend.

Autor:

Katja Schmidtke

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