Christophoruswerk unterstützt GKR-Aktion

Arbeiten für Gott und die Welt

„Christophorus Dienstleistungen Erfurt – Bereich Medien“ steht am Tor der einstigen Tischlerei. Und etwas kleiner: Inklusionsbetrieb. Dabei ist es gerade das, was den 65-jährigen Stefan Dietrich umtreibt: Menschen mit Behinderung nach ihrem Leistungsvermögen zu fördern, ihre Fähigkeiten zu entdecken.

Von Angelika Reiser-Fischer

Der studierte Elektroingenieur arbeitete einst im Bereich Nachrichtentechnik. Bei Mikroelektronik in Erfurt bildete er Lehrlinge aus, arbeitete als Vertriebsingenieur. Irgendwann suchte das Christophoruswerk jemanden für das Elektronik-Recycling. Er bewarb sich und hatte es bald mit defekten Waschmaschinen und Radios zu tun – und in den 1990ern mit den ersten Computern. Jemand fragte dann: „Könnte man nicht so ein Ding reparieren?“ Es klappte, und bald gab Stefan Dietrich Schnupperkurse – für Einsteiger, dann für Fortgeschrittene …

„Das Interesse der Beschäftigten war groß. Erste Flyer und Visitenkarten entstanden“, erinnert er sich. Bald brauchte man mehr Platz für Mitarbeiter, die jetzt nicht nur konfektionierten, sondern auch druckten, versendeten. 2001 wurde Dietrich Teilwerkstattleiter des neu entstandenen Bereiches EDV und Büroservice. Man zog immer wieder um – bis die Werkstatt genügend Platz in Vieselbach fand, denn das Christophoruswerk hatte hier nun einen Inklusionsbetrieb geschaffen. Stolz zeigt er heute „seine“ Werkstatt. Die Drucker, wo von der Visitenkarte bis zum Buch alles entsteht. Ein Studio mit Video- und Tontechnik. „Wir arbeiten für Gott und Welt“, sagt er.

Dass eine Behindertenwerkstatt so vielseitig unterwegs sein kann – für Stefan Dietrich keine Frage. Er versteht es, Mitarbeiter mit ihren Handicaps zu nehmen, wie sie sind: begabt auf ihrem Gebiet. Nicht nur, weil seine Mutter einst auch schwerbehindert war, damals durch eine Kinderlähmung. Er beobachtet, entdeckt Stärken und Schwächen, hilft und bleibt geduldig. Inzwischen arbeiten in seiner Teilwerkstatt Kollegen mit und ohne Behinderung. Ein gutes Team ist ihm wichtig, denn auf Qualität und Termintreue wollen sich die Kunden verlassen. Das ist gar nicht so einfach mit Mitarbeitern, die häufig in der Gesellschaft wegen psychischer oder seelischer Probleme nicht mithalten können. Da heißt es zusammenzuhalten.

Eine Medienagentur ist hier mittlerweile entstanden. Da sind die Kollegen am Rechner, die gerade eine App für die Essensbestellung sozialer Einrichtungen entwickeln, ebenso wird an Internetlösungen gearbeitet. Dann ist da auch die Halle, in der Pakete versandfertig gemacht werden, der Lettershop. „Wir sind sogar Ausbildungsbetrieb für Mediengestalter.“

In einem Jahr will er in Rente gehen. Vor Langeweile hat er keine Angst, denn seit inzwischen 50 Jahren verbringt er seine Freizeit als Disc-jockey und Moderator. Bei vielen Stadt- und Familienfesten, beim Thüringentag und erst unlängst im Erfurter Kaisersaal bei der Beatnacht war er schon dabei. Bei „Radio Funkwerk“ baute er die Redaktion „Barrierefrei im Äther“ auf, die alle zwei Wochen zu hören war – auch inklusiv. Fünf Jahre später wurden erstmals über Bür-gerradio live die Paralympics aus Kanada übertragen. Derzeit wartet ein neues Projekt auf ihn: Die Seniorenredaktion beim Eisenacher Wartburg-Radio. Dafür will er künftig ein bisschen mehr Zeit haben.

Weihnachtspost kommt

Vor dem Fest haben er und sein Team noch eine Menge zu tun. Für "Glaube + Heimat" übernimmt der Dienstleister den Versand der Weihnachtspost an die neuen Gemeindekirchenräte. Die über 10 000 ehrenamtlichen Kirchenältesten in den 3117 Kirchengemeinden erhalten den Gruß der Redaktion zu Weihnachten und dem Jahreswechsel aus dem Dietrichs Lettershop.