Bad Berka: Naturnahe Bestattungen gefragt
"Ich komme mit der Bibel"

Friedlich: Andachtsplatz im Wald auf dem Adelsberg  | Foto: Foto: Friedwald
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Mehr als zehn Jahre hatte das Ringen um den Friedwald in Bad Berka im Kirchenkreis Weimar gedauert. Bedenken gab es einige: Ein Friedwald könnte zu einem Rückgang der Bestattungen auf dem örtlichen Friedhof führen, so die Sorge von kommunaler Seite. Auch das Konzept bot Anlass zur Kritik: Würde das Areal noch klar als Begräbnisort erkennbar sein, fragte man.

Es bedurfte letztlich der Änderung des Thüringer Wald- und Bestattungsgesetzes, bevor das 50 Hektar große Waldstück im April 2018 mit einer ökumenischen Andacht eröffnet werden konnte. Neben dem Ruhewald bei Wallbach nahe Meiningen ist es der einzige Bestattungswald in Thüringen. 250 Beisetzungen habe es bisher gegeben, wie Carola Wacker-Meister von der Friedwald GmbH mitteilte.

Dass im Friedwald Urnenbeisetzungen vorgenommen werden, damit hat der Bad Berkaer Pfarrer Ulrich-Matthias Spengler weniger Probleme. "Die Theologie bleibt in Anbetracht von Kosten und Pflegeaufwand für die Kinder hinter dem Pragmatismus zurück."

Wie aber gestaltet sich eine Bestattung im Wald, was ist anders als auf dem Friedhof? „Formal unterscheidet es sich nicht von anderen Bestattungen“, weiß Pfarrer Speng-ler. Drei Friedwald-Beerdigungen hat er seit der Eröffnung begleitet. Eine Besonderheit hat sich abgezeichnet: "An sich gilt bei Bestattungen das Ortsprinzip", erklärt der Pfarrer. Es sei aber schon vorgekommen, dass er Trauerfeiern für Christen aus anderen Regionen halte. Auch aus dem Erzgebirge habe es so einen Fall gegeben. "Dass sich Menschen für die Beisetzung außerhalb der eigenen Landesgrenzen entscheiden, ist die Ausnahme", erklärt Carola Wacker-Meister. Für Spengler allerdings war es ein Kriterium: "Ich hatte die Befürchtung, dass ich zum Bestattungsdienstleister werde. Das ist aber nicht eingetreten."

Eines jedoch sei für ihn nicht verhandelbar, wenn er zu einer Beerdigung auf dem Adelsberg gerufen werde, betont Spengler: „Ich komme mit der Bibel. Nur weil es ein Friedwald ist, muss ich mich als Pfarrer nicht verbiegen. Choral, Bibeltext, Gebet und Segen – das gehört zu einer Trauerfeier dazu.“ Bei den Friedwald-Bestattungen wie auch bei der ökumenischen Gedenkveranstaltung im Frühjahr, musste Spengler feststellen: „Die Menschen brauchen diesen geistlichen Zuspruch.“

Auch mit dem nahen Friedwald bleibt für Spengler der Ortsfriedhof von besonderer Bedeutung – als Stätte der Kultur und Geschichte und nicht zuletzt als Begegnungsort. "Im Dorf geht man auch auf den Friedhof, um die Nachbarn zu treffen." Das werde wohl vorerst so bleiben, meint Spengler. Das Interesse an einer naturnahen Bestattung aber ist groß, sagt Carola Wacker-Meister: Etwa 1 500 Menschen hätten sich bereits für einen Platz unweit des Paulinenturms entschieden.

Beatrix Heinrichs

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