Vor 80 Jahren ist Paul Schneider im KZ bei Weimar ermordet worden
Gedenken an den Prediger von Buchenwald

Blick in die Arrestzelle von Paul Schneider im "Bunker".
  • Blick in die Arrestzelle von Paul Schneider im "Bunker".
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Am vergangenen Donnerstag ist in Weimar mit einem ökumenischen Gottesdienst an die Ermordung des Pfarrers Paul Schneider erinnert worden. Mit den Seligpreisungen hat dieser, trotz der Verbote seitens der Lagerleitung, seinen Mithäftlingen Mut zugesprochen. Er hatte seine Berufung ebenso wenig aufgegeben wie der aus Österreich stammende katholische Pfarrer Otto Neururer, welcher zehn Monate nach Schneiders Ermordung einen qualvollen Tod sterben musste. Beiden wurde gedacht. Auf dem ehemaligen Appellplatz versammelten sich 200 Menschen. Die Teilnehmer rückseitig am „Bunker“, die Prediger mit Blick auf die Todeszellen Schneiders, Neururers und der anderen Häftlinge. Neben Pfarrerin Karin Krapp haben Pfarrer Timo Gothe von der katholischen Herz Jesu Gemeinde Weimar und die Regionalbischöfin des Propstsprengels Gera-Weimar, Friederike Spengler, den Gottesdienst gehalten. Musikalisch begleitet wurde der Gedenkgottesdienst von den Posaunenchören aus Schöndorf und Ramsla.
„Mit Paul Schneider und Otto Neururer, deren Geschichten vielen Weimarern vertraut sind, gedenken wir in diesem Gottesdienst auch der vielen anderen, deren Namen wir nicht kennen und die uns unvertraut sind“, sagte Karin Krapp, Pfarrerin am Evangelischen Gemeindezentrum Paul Schneider in Weimar-West, bei ihrer Begrüßung. Und fügte hinzu: „Diese Erinnerung ist meist nicht leicht und die Gottesdienste in Buchenwald kosten viel Kraft. Sie ermutigen uns aber auch, heute für die Freiheit aller Menschen einzustehen.“ Auch wies sie darauf hin, dass aus dem Evangelischen Kirchenkreis Lahn-Dill in Hessen eine Reisegruppe angereist sei, wo Paul Schneider zwischen 1926 und 1936 als Pfarrer in den Kirchengemeinden Hochelheim und Dornholzhausen tätig war.
In ihrer Predigt fordert Pröpstin Spengler, den Mut Schneiders zum Vorbild zu nehmen: „Lassen Sie uns diese Geschichten uns zur Geschichte machen.“ Und weiter: „Wir sind befähigt, das Leben als Geschenk an alle Menschen und die Kreatur als uns anvertraute Schöpfung anzunehmen.“ Dies gelte gerade dann, wenn uns eingeredet werde, dass sich dies und jenes nicht ändern lasse. Deshalb erwarte sie entschiedene Gegenreaktionen, „wo die Würde des Menschen nicht mehr außer Frage steht, sondern gemessen und gewogen, behandelt und hinterfragt wird … wo nationalsozialistische Zeichen, Symbole und Parolen großzügig interpretiert und geduldet werden, wo Hassparolen kultiviert bis in Regierungskreise zugelassen sind. Ein für alle Mal: Niemals wieder: Jedem das Seine, Geschichte kann sich wiederholen“, so Spengler. Während der Predigt weht ein kräftiger Wind über diesen Ort der Ohnmacht, als würde das Gedenken und Erinnern in alle Welt getragen.

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Online-Redaktion

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