Gott sagt Ja zu uns

Denn der Sohn Gottes, Jesus Christus, … der war nicht Ja und Nein, sondern das Ja war in ihm. 2. Korinther 1, Vers 19

Von Samuel Weber, Pfarrer in Lichtenberg

Ich stehe im Altarraum der Geburtskirche in Bethlehem vor dem Eingang zur Geburtsgrotte. Ehrfurchtsvoll gehe ich die Stufen hinunter und stehe in einem etwas dunklen und düsteren Raum. Dieser Ort also wird verehrt, weil hier Maria Jesus zur Welt gebracht haben soll. Der Fels ist bis auf ein kleines Loch mit einer Marmorplatte und einer silbernen Sonne abgedeckt und darüber ein Altar gebaut. Gemeinsam mit mir kommt eine Pilgergruppe aus Spanien an diesen Ort. Da ist eine alte Frau, die sich unter den Altar kniet und die offene Stelle küsst. Ihr muss geholfen werden, damit sie wieder aufstehen kann. Aber das ist ihr egal. Dann ist in der Gruppe noch eine junge Mutter mit ihrem ganz kleinen Baby. Sie hat es wahrscheinlich nur wegen dieses Augenblickes mit auf die Reise genommen. Sie legt ihr Kind an den heiligen Ort, um es dadurch besonders segnen zu lassen. Als die Gruppe gegangen ist, kommt eine arabische Frau mit ihrer kleinen Tochter. Man merkt sofort, dass sie griechisch-orthodox sind. Das kleine Mädchen ist nicht zum ersten Mal hier, aber ihre Mutter zeigt ihr dennoch, wie sie die Kreuze richtig zu schlagen hat, wie man sich hinkniet und wie man den Stein küsst. Als beide gehen, bin ich nun endlich alleine an diesem heiligen Ort und mache ein Foto. Und ich ärgere mich über mich selbst, weil ich als deutscher Protestant keine andere Form in diesem Moment finde, um mich dem heiligen Ort zu nähern.
Was ich selbst in Bethlehem in der Geburtsgrotte erlebt habe, das beobachte ich bei meinen Mitmenschen oft im Umgang mit dem christlichen Glauben. So ist es z. B. schön, sich das Krippenspiel anzuschauen und Weihnachtslieder zu singen. Aber zu dem Kind in der Krippe, dem Heiland der Welt, »Ja« sagen und ihm nachfolgen? Viel leichter ist es, »Ja« und »Nein« zu sagen, und dies immer schön in dialektischer Balance, um sich ja nicht festzulegen. Und so nimmt man die Rolle eines Beobachters an wie beim Krippenspiel. Aber wäre es nicht schön, nicht nur zuzuschauen, sondern auch aktiv mit den Hirten und Königen zum Kind in der Krippe zu gehen, die Knie zu beugen und das Kind anzubeten, sich selber ihm zu bringen? Ist das vielleicht falsch und zu kindisch? Gott sei Dank, hat er, Gott, zu uns Ja gesagt – ohne Wenn und Aber.

Autor:

Adrienne Uebbing

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