Angenommen von Christus

Darum nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat zu Gottes Ehre.

Römer 15, Vers 7
Von Samuel Weber, Pfarrer in Lichtenberg

Eine Mutter mit einem kleinen Kind auf dem Arm geht auf eine Säule im Kirchenschiff der Geburtskirche in Bethlehem zu. Sie nimmt den Daumen, Zeigefinger, Mittelfinger und Ringfinger und steckt sie in vier Löcher, die in der exakten Form eines Kreuzes angeordnet sind. Danach nimmt sie die Hand ihres Kindes und versucht die Finger ebenfalls in die Löcher zu stecken. Das Kind hat seine große Freude daran, auch wenn es nicht wirklich gelingt. Ich beobachte staunend dieses Schauspiel und frage mich die ganze Zeit, was das soll? Welchen Sinn hat die Aktion?
Wer in den Innenraum der Geburtskirche in Bethlehem geht, der steht in einer der schönsten, auf jeden Fall einer der ältesten Kirche der gesamten Christenheit. Sie sieht recht schlicht aus, atmet aber die 1 700 Jahre Anbetung, die Christen immer wieder an diesem Ort zusammengeführt hat. An den Wänden des Kirchenschiffes sind die wichtigsten Konzilientexte der Alten Kirche angebracht. Sie wollen, wie Paulus in seinem Brief an die Gemeinde in Rom, den Glauben durchdenken und in Worte fassen: »Gerechtigkeit kommt aus Glauben in Glauben«, »der Mensch wird gerecht ohne des Gesetzes Werke, allein durch den Glauben«, »durch den Glauben haben wir Frieden mit Gott durch unsern Herrn Jesus Christus«. Diese Worte des Paulus sind ein Geschenk, aber sie sind oft genauso weit weg von unserem Leben, wie die Konzilientexte über den Köpfen der Besucher in der Geburtskirche an der Wand schweben.
Dem Kind, das mit seiner Mutter die Geburtskirche besucht, begegnet der Glaube an Jesus in einer ganz direkten Art und Weise. Es steckt einfach seine Finger in die Löcher dieser alten rußig schwarzen Wand. »Jesus hat dich angenommen«, diese Botschaft des Kreuzes ist für das Kind zu greifen. Mit dem Kind in der Krippe ergeht es uns ebenso. Jesus, der Sohn Gottes, begegnet uns in der einfachen und schmutzigen Krippe im Stall so nah und so greifbar.
Vielleicht sind auch deshalb so viele Menschen zu Weihnachten in der Kirche. Und wer begreift, dass Jesus der Christus ist, egal ob durch Denken oder Erleben, dem fällt es leicht, Gott zu loben und zu preisen und ihm die Ehre zu geben – singend, mit einem Kirchenbesuch, durch die Annahme des Nächsten. Das ehrt Gott.

Autor:

Kirchenzeitungsredaktion EKM Süd

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