Freitags vor 1
Macht es wie die Fledermäuse!

GuH Nummer 35/2022 | Foto: Glaube+Heimat

Ja, irgendwie nervt es. Jedes Jahr belastet es mich ein Stück mehr. Jedes Jahr ist es etwas unangenehmer. Ich gebe zu: Das Älterwerden stört mich. Dabei ist es gar nicht mal der Fakt an sich - dass irgendwann immer mal eine andere Zahl zuvorderst steht und dass die zweite Zahl zeigt, dass auch in dieser Dekade einige Jahre vergangen sind. 

Es sind viel mehr die körperlichen Begleit- und Verfallserscheinungen, die sich spüren lassen. Konnte ich beispielsweise bis ich etwa 23-24 war noch essen, was ich mochte, zu allen Zeiten und in allen Mengen, ist der Stoffwechsel inzwischen nicht mehr ganz so fix. Schaue ich mich im Freundes- und Bekanntenkreis um, werden viele verdammt schnell erwachsen. Statt Politik, Sex und Literatur sind auf einmal Windeln, Eheringe oder Grundsteuern die Themen beim gemeinsamen Abendessen. Natürlich ist mir bewusst, dass alles vergänglich ist - aber muss das so schnell gehen?

Fledertiere sind uns da um einiges voraus. Sie wissen schon, die kleinen Flatterer, die an lauen Sommerabenden über Terrassen schwirren, Mücken fressen und ansonsten vollkommen entspannt auf Dachböden oder in Höhlen die Seele und ihre feinen Flügel baumeln lassen. Erst kürzlich fand eine Forschungsgruppe um Gerald Wilkinson von der US-Universität Maryland heraus, dass Fledermäuse es hervorragend verstehen, dem Altern ein Schnippchen zu schlagen.  Mit mehr als 30 Jahren werden einige Fledermausarten viel älter, als es ihre Größe überhaupt zulassen würde. Bei Säugetieren gilt nämlich die Faustregel: Je kleiner sie sind, desto jünger bleiben sie. 

Fledermäuse verstehen es aber, so die Forschungsgruppe, während des jährlichen Winterschlafs ihren Stoffwechsel so zu verlangsamen, dass sie schlichtweg kaum Zellalterung erfahren. Ergo: Sie leben nach dem Motto jung durch Schlaf.  Klingt wie ein Titel einer bunten Zeitschrift, ist aber wissenschaftlich erwiesen.

Und da ich der Wissenschaft bekanntlich vertraue, finde ich die Idee gar nicht mal so schlecht. Winterschlaf finde ich auch gar nicht mal so schlecht und in Anbetracht steigender Energie- und Gaspreise könnte er für viele sogar ein Segen sein. Nicht nur für ihre Falten. 
Ich denke also, wir sollten diese Diskussionsgrundlage einmal nutzen und künftig intensiver über das Fledermaus-Verfahren nachdenken. Es nutzt uns allen.

Gar nicht einschläfernd ist aber auch die aktuelle Ausgabe unserer Mitteldeutschen Kirchenzeitung Glaube+Heimat, auf die ich an dieser Stelle hinweisen möchte. Und da noch August ist und wir (und auch die Fledermäuse) vom Winterschlaf ein paar Monate entfernt sind, wünsche ich hiermit ein schönes Wochenende und wache Lektüre!

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Autor:

Paul-Philipp Braun

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