Offener Brief an Ramelow
Freikirchlicher Landesverband wehrt sich

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Der Landesvorsitzende der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinden (Baptisten), Roger Hofeditz, hat an den Thüringer Ministerpräsidenten Bodo Ramelow (Linke) geschrieben, wegen dessen Äußerungen zu den Freikirchen im Freistaat nach der Bund-Länder-Konferenz: 

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident Ramelow,
ich war schon sehr überrascht, als ich ihr Statement über die Freikirchen in ihrer Pressekonferenz vom 19.01. hörte. Ich bin Pastor der Evangelisch - Freikirchlichen Gemeinde Weimar – wie der Name schon sagt eine Freikirche. Und wie Ihnen ist es mir ein Dorn im Auge, dass es zu diesen Gottesdiensten ohne Einhaltung des Hygienekonzeptes kommt. Nicht verstehen kann ich allerdings, dass Sie den Eindruck erwecken, den Freikirchen sei die Pandemie, ihre Auswirkungen und die Absprache der Landesregierung mir den Kirchen gleichgültig.
Dem muss ich deutlich widersprechen. (Bodo Ramelow zu Freikirchen)
Es ist mitnichten so, dass Freikirchen sich nicht um die Coronaverordnungen kümmern und von der Selbstverpflichtung der Kirchen nichts halten. Es gibt Freikirchen in Thüringen, die schon monatelang keine Präsenzgottesdienste mehr feiern. Wegen ihrer Verantwortung den Menschen und der Gesellschaft gegenüber.
In meiner eigenen Gemeinde war der 22.03.2020 der erste Gottesdienst ohne Besucher, ein Radiogottesdienst mit dem MDR. Seit diesem Datum ringen wir Woche für Woche darum, Gemeindeleben im Einklang mit den Hygieneverordnungen zu gestalten. Im Wesentlichen durch den großen Einsatz von ehrenamtlichen Mitarbeitern.
Unser Gemeindeleben ist geprägt von vielen jungen Familien. Doch seit Monaten sind unsere Kinder- und Jugendräume leer. Wo vorher das Leben tobte ist Stille. Der Grund: wir nehmen unsere Verantwortung ernst.
Nachdem wir von Sommer bis zum Dezember wieder einige Besucher zu den Gottesdiensten zulassen konnten – natürlich nur mit den nötigen Einschränkungen – sind seit Dezember unsere Gottesdienste wieder ohne Besucher. Und dass, obwohl Menschen fast gebettelt haben ihnen wenigstens dieses eine Licht in der Woche zu lassen.
Wir haben das Recht auf unsere Religionsausübung, aber wir haben als Freikirche auch eine Verantwortung und die nehmen wir sehr ernst.
Sie sagten, die Freikirchen hätten sich nicht einbinden lassen. Ich bin Vorsitzender des Landesverbandes der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinden (Baptisten) hier in Thüringen. Seit ca. einem Jahr breitet sich die Pandemie aus. In dieser Zeit hat es meines Wissens seitens Ihrer Landesregierung keinen Versuch gegeben uns einzubinden oder auch nur zu informieren.

Wir haben uns informiert auf der Website der Landesregierung über jede neue Verordnung. Die jeweiligen Veränderungen eingebaut in die Gestaltung unseres Gemeindelebens. Das bedeutet viel Mühe, besonders ehrenamtlicher Mitarbeiter und viel Verzicht seitens der Gemeindemitglieder. All diesen Einsatz und all diesen Verzicht haben Sie durch einen öffentlichen Satz entwertet

Aber wir haben uns informiert auf der Website der Landesregierung über jede neue Verordnung. Die jeweiligen Veränderungen eingebaut in die Gestaltung unseres Gemeindelebens. Das bedeutet viel Mühe, besonders ehrenamtlicher Mitarbeiter und viel Verzicht seitens der Gemeindemitglieder. All diesen Einsatz und all diesen Verzicht haben Sie durch einen öffentlichen Satz entwertet.
Mir ist bewusst, dass Sie gerade keinen einfachen Job haben und Sie es nicht allen recht machen können. Auch Ihrem Eingeständnis, im Rahmen der Pandemie Fehler gemacht zu haben, zolle ich Respekt. Den wünsche ich mir aber auch für die Rolle der Freikirchen in dieser nicht gerade einfachen Zeit.
Gott segne sie.
Pastor Roger Hofeditz

Roger Hofeditz  | Foto: Privat
Autor:

Willi Wild

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