25. Januar - das Leben des Apostels Paulus
Einblicke in eine große Biographie

gemeinfreies Bild der WIKIPEDIA  www.heiligenlexikon.de

1. Gesang - Vom Saulus zum Paulus

Wie schnaubte Saulus noch mit Mord und Drohen
uns, die wir folgten Christus als dem HERRN.
Schlich heimlich zu den Priestern sich, den hohen,

auf deren Stirnen sechsfach zackt der Stern.
Die gaben Vollmacht ihm für alle Synagogen,
dass Saulus dort die Christenleut entfern,

und führe sie - gefänglich eingezogen -
zur Stadt Jerusalem - Mann, Frau und Kind.
Weil sie die Schriften hätten umgelogen

und nicht mehr auf dem Pfad der Wahrheit sind.
Doch nahe bei Damaskus auf dem Wege,
fiel Saul vom Pferd - und wurde plötzlich blind ...

Des Himmels Licht stach nach ihm, dass er lege
vom Ross zur Erde sich. Und jemand sprach
mit lauter Stimme zu ihm: „Saul, Kollege!

Warum verfolgst du mich?” Er aber: „Ach,
wer bist du denn?” Da fuhr es fort zu sagen:
„Der Auferstandne! Dem du wünschest Schmach.

Geh in die Stadt. Dort wohn’, ohn’ viel zu fragen,
bei meinen Jüngern in den nächsten Tagen.

Auch Sauls Gefährten hielten sprachlos inne,
man hörte Schall, doch fehlte jede Sicht.
Es wundert sie die sonderbare Minne

der Blindheit ihres Führers mit dem Licht.
Man leitet Saulus stadtwärts, wie gefordert
zur Gradengass - er speist und tränkt sich nicht.

Am dritten Tag, da wollte Gott bestellen
für Saul den Hananias auf Besuch:
„Dem Manne dort, der euch ließ Tränen quellen,

befreie flugs von seiner Blindheit Fluch.
Ich weiß es wohl, er war für euch ein Böser -
doch kennt er ebenfalls mein altes Buch.

Ich schick ihn zu den Inseln als Erlöser -
er soll hinaus in meine weite Welt,
wo’s werden kann ihm kaum noch fabulöser!

Geh, Hananias, segne ihn, mein Held!”
Und Hananias mutig ging. Die Hände
legt er dem Saulus auf: „Du bist bestellt,

o Bruder Paulus, dass sich alles wende.
Iss, trink und nimm vom Geist bis an das Ende!”

2. Gesang - vom armen Paulus (Römer 7,7ff)

Wir kennen ihn als jenen, der sich plagte.
Viel Pergament lag vor ihm - und ein Kreis
von tausend Zirkeln prangte drauf. Er sagte:

„Ist einer auf der Erde, welcher weiß,
wie ein Quadrat als Ring zu malen wäre,
der rate mir!“ Und weinte wie ein Greis.

„Wenn ich aufzeichnen könnte solche Lehre,
vereinigend vier Ecken als ein Rund,
dann würde sich verwandeln Sünd’ in Ehre -

und Frost mit Glut vermählt ein Hochzeitsbund!
Nichts dürfte mich im Hades mehr versenken,
die Stirn ich martre mir daran noch wund!“

Und fing erneut in´s Chaos an zu denken,
wir lächelten dabei. Ich fragte dann:
„Der arme Mann mit seinem Geistverrenken

nur Saulus oder Paulus heißen kann?“
Wir traten dicht zu dem Bedauernswerten,
mein Engel nickt und räuspernd hob er an:

„Der hilflos ab sich plagt am Grundverkehrten,
ist einer von den besten Schriftgelehrten.“

Wir hörten, wie er flüstert: „Gute Werke!
Ich will sie tun, doch komm ich nicht dazu,
denn größer in mir wirkt des Andern Stärke.

Die gibt und gibt und gibt und gibt nicht Ruh,
zu stark ist noch der Geist der Adamssünde.
Ich frage, Seele, dich! Wer bist denn du -

erleb ich noch, dass Friede sich mir künde?
Bisher nur droht das ewige Gesetz.
Ach, dass ich schon verklärt bei Christo stünde,

dann wär ich rein und nicht vom Schmutz benetzt. 
Doch nicht einmal solch Wollen kann ich wollen
und Mühe darum nur noch mehr verletzt ...

Bin gar ich worden einer von den Tollen?
Heut schreib ich’s auf: ‚Die Tauf ertränke mich!’
Dann wär ich tot, ersoff! Muss nichts mehr Sollen.

Denn tief in mir für mich birgt Christus sich!
Er ziehe, Lob sei Gott, an einem Zopfe,
der meiner ist - und nicht - mich an das Licht.“

Dass seinen Mund vor Lachen nicht verstopfe
schwenkt leicht die Hand der Engel sich vorm Kopfe.

3. Gesang - vom Gesetz als Meister (Gal. 3,19-29)

Solang man lebt, solange gilt´s zu kämpfen.
Die Sünde, unsre Feindin, wacker ficht
mit scharfer Waffe, welche kaum zu dämpfen;

und Macht verlieh ihr der, der schuf das Licht.
Doch ebenfalls begrenzt ward ihr Gemächte,
so hat in Weisheit Gott es zugericht´.

Er prägt für ewig ein die Weltenrechte,
dass drunter beuge sich ein Menschenkind:
so wie das gute ebenfalls das schlechte,

so lauten die Bedingungen. Sie sind
aus Stein zwei harte Tafeln für die Meute,
beizeiten lernt sie früh schon jedes Kind.

Was d u erkannt hast, kennen viele Leute:
Dass unsrer Sünde Kräfte mächtig sind.
Du konntest gestern nicht und auch nicht heute -

wie willst du morgen widersteh´n im Wind?
O Freund! Die List der Schlange zu besiegen,
ein anderer muss her - und zwar geschwind.

Die Sünde wird dich immer wieder kriegen,
damit du´s merkst, darf das Gesetz dich biegen.

Denk nie, dem Bösen leichthin zu entfliehen,
wenn du die Weisung Gottes nur erfüllst.
Noch mehr in ihre Arme wird´s dich ziehen,

je mehr du dich in fromme Werke hüllst.
Von Sünde kann nur Gnade dich befreien,
so du im Glauben sie empfangen willst.

Ein frommes Glauben-Wollen wird befreien -
damit du’s w o l l e n kannst, droht das Gesetz.
Zum Glauben wird Gott Glauben dir verleihen …

Du ahnst, wie dieser Stock dich Sklaven hetzt -
bis, Armer, du bereit fürs andres Leben
und dich zur heil’gen Taufe drängst zuletzt.

Wer Christus glaubt, den wird dies Wort erheben:
„Dem Freien lehnt der Stock nur an der Wand!“
Als Juden und als Griechen ist gegeben

uns allen seiner Freiheit Prachtgewand.
Zuchtmeister waren lang uns die Gesetze,
doch lockerte sich endlich nun ihr Band.

Die Gnade wies die Strenge auf die Plätze.
O Freunde, dass die Taufe euch benetze!

4. Gesang - Paulus am Areopag

Als Paulus lang durchwanderte die Straßen
der alten Philosophenstadt Athen,
erfasste Zorn ihn über alle Maßen,

denn tausend Göttertempel muss er sehn.
Bis dass er schaut in den, der einem Gotte
mit klugem Spruch gewidmet war so schön:

„Hier wird verehrt, in dieser kleinen Grotte,
er, den noch niemand sah und keiner kennt.
Doch trotzdem schweigt zu allem blöden Spotte -

weil ihm der letzte Heide Kerzen brennt.
Wer könnte diesem Rätsel denn nicht weihen
sich selber fromm und eifrig als Student?“

Auf dem Areopag vor ihren Reihen
rief Paulus: „Bürger, hier an diesem Ort!
Kaum wollt ich euch den Götzenkult verzeihen -

dann sah ich dieses Altartischlein dort.
Was ihr unwissend ehrt, kam ich zu künden:
Den unbekannten Gott mit einem Wort.

Für seinen Altar will ich Flammen zünden,

um euch Athenern Christus zu verbünden.


Der alle Welt gemacht und was darinnen,
haust nicht in Tempeln, die aus Erz und Stein.
Doch wohnt er dort, wo Menschen sich besinnen

und sich für Christi Sache setzen ein.
Gott gab den Völkern Tiefe, Höh´ und Breiten -
und sagt, was soll und was nicht solle sein.

Geoffenbart grad jetzt zu unsern Zeiten
- dass keiner von uns blieb der Gottheit fern -
gilt es, in diese Richtung auszuschreiten,

vertrauet meiner Rede gut und gern.
Schon eure Dichter sangen: ‚Vom Geschlechte
der Götter stammt des Menschen Wesenskern.’

Nach Christi Kreuzestod hielt Gott die Rechte
empor und hob ihn aus dem bittern Tod.
Euch lockt er auch, ob Gute oder Schlechte

mit seiner Auferstehung Gnadenbrot.“
Als er so predigte vom Auferstehen,
da meinten sie: „Der Mann ist ein Idiot!“

Nur wenige mit Paulus sah man gehen:

Damaris und Dionysos zu zwehen …

5. Gesang - weitere Apostelabenteuer (Acta 16,16ff)

„Lasst euch vom Geiste nach Philippi leiten!“
So träumte Paulus nachts und schreckte auf.
Mit dem Gefährten Silas früh beizeiten

- nach frohem Morgenlob - beginnt ihr Lauf:
Wir seh’n die beiden treuen Weggenossen
zur Stadt der Heiden ziehen hoch hinauf.

Für diesen Tag hat Gott, der HERR, beschlossen,
begegnen sie zu lassen einer Magd,
der sich ein Teufel hatte eingeschlossen -

zur Zukunftsdeutung zwingt er - ungefragt.
Die Magd folgt den Aposteln laut mit Schreien:
„Euch sandte Gott auf die Dämonenjagd.“

Tagtäglich muss die Arme benedeien:
„Ihr Männer zeigt den Weg zur Seligkeit!“
bis Paulus davon wollte sie befreien

und rief: „Daimonio, fahre aus der Maid!“
Der Böse wich, zu Ende kam das Deuten,
geheiligt schwieg das Weib für alle Zeit.

Doch fehlt dem Herrn der Magd des Geldes Läuten,
das sie verdiente ihm mit Therapeuten.

Philippi ist die Stadt, wo dies geschehen,
noch mehr in Ephesus es Ärger gab:
Dort wird als Herrin Artemis gesehen,

ihr Bild ziert Gärten, Tempel, Haus und Grab.
Da die Apostel nun dem Städtchen nahen,
beherzten Schritts, zur Hand den Wanderstab,

Demetrus rief die jene Kunst versahen,
wie man aus Erz ein Götterbildnis schied.
Die ganze Gilde lässt sie laut bejahen:

„Groß ist die Artemis!“ mit lautem Lied.
Drei Stunden lang hört man die Rufe gellen,
bis spät am Abend dann die Sonne schied.

Das Volk strömt emsig zu des Tempels Schwellen
und neigt sich vor des Künstlers Gnadenbild.
Vor tausend Nischen blinkt es auf Gestellen -

umschart von Hunden und erlegtem Wild.
Aus lautrem Silber Artemis gegraben,
die Jungfrau, keusch sich bergend unterm Schild.

Weil die Apostel sie bezweifelt haben,
stieß beide man zum Markt als Prügelknaben.

Befohlen ward, dass man sie tüchtig stäupe,
drauf warf die zwei man in des Kerkers Loch.
Sehr tief hinab führt ihres Weges Loipe,

bei etwa neunundvierzig Stufen noch.
Der Kerkermeister sorgsam band die Füße
in einen hölzern Block den Männern hoch.

Anstatt nun zu betrauern, dass man büße,
begannen Paul und Silas Mitternacht
zu singen und zu beten voller Süße:

„Gepriesen du, HERR, Gott - und deine Macht.“
Davon fing an die Erde zu beleben
sich bald, es hüpft und bebt Verließ und Schacht.

Aus ihren Eisenangeln wollten heben
sich Tor und Tür - bis weithin aufgetan
und offen alles stand, wie Spinnenweben

die Fesseln sprengt’s - trotz festen Schlosses Zahn.
Der Kerkermeister fuhr aus tiefem Schlummer -
und sah zur Freiheit offen eine Bahn.

Gleich zog das Schwert in toderschrocknem Kummer -
der Mann, doch Paulus rief: „Sei bloß kein Dummer!

Wir sind noch alle hier, du musst nicht zagen.“
Da huldigt ihm der Kerkerwächter bleich
und spricht: „Ihr lieben Herren, wollt mir sagen,

was muss ich tun, zu erben Gottes Reich?“
Die Antwort hallt von den Gefängnismauern:
„Dem Heiland Jesus Christus traue gleich,

dann wirst du und dein Haus noch lange dauern.“
Und sagten Frohe Botschaft ihm vom HERRN,
man sah die Seinen zahlreich um ihn kauern

und alle in dem Hause hörten´s gern.
Bereitet wird ein Mahl zu später Stunde,
man wäscht die Striemen ab und nimmt den Stern

des neuen Glaubens an und dessen Kunde.
Als früh der Morgen naht mit hellem Tag,
da tritt des Hauptmanns Diener in die Runde

und liest Befehle vor: „Ich untersag,
die beiden Männer weiter fest zu halten.
Verzeiht, dass man euch raufte - Schlag um Schlag.“

Wie immer aus des Schicksals dunklen Falten
auch hier erahne wahrer Wunder Walten.

6. Gesang - von der Gewissheit (Römer 8,28-38)

Welch ein Geheimnis webt in unserm Leben:
Wer Gott liebt, dem wird schließlich alles gut.
Das gilt für die Erwählten, wenn sie eben

vertrauen Christi Wort und seinem Blut.
Wen Gott ersah, dem Sohne gleich zu werden,
dem schenkt Gemeinschaft er und Lebensmut.

Man wandelt frei von Schuld auf dieser Erden,
hat Anteil an des Glaubens Herrlichkeit,
und kündet froh mit heiteren Gebärden:

„Wenn Gott für uns ist, kann doch in der Zeit
nichts und auch niemand Schädliches bewirken.
Sein Sohn wirkt jenseits aller Sterblichkeit!

Wer stünde uns aus aller Welt Bezirken
zur Klage auf? Wir sind von Gott erwählt
und frei von Schuld - was zittertet ihr wie Birken?

Hat nicht der HERR sich selbst für uns gequält?
Er starb für mich und dich, ist auferstanden -
das wird als Wahrheit noch und noch erzählt:

Der Meister hat die Prüfung überstanden,
und hilft zu seinem Reich auch uns Probanden."

Was könnte uns von Christus also trennen?
Angst, Leiden, Hunger, Armut, Folter, Tod?
Gefahr, vor der die armen Schafe rennen,

wenn sich der Schlachter naht im Morgenrot?
Wir werden trotz des Leidens triumphieren -
mit ihm, von dem es heißt, er sei das Brot.

„Der uns geliebt“, so klingt’s mit Jubilieren,
„ist Gottes Sohn, der HERRE Jesus Christ.“
Kein Engel, Dämon, Bestie von Tieren

raubt uns den Himmel, wo er König ist.
Kein Etwas aus der Zukunft großem Kommen
wird schaden uns zu irgendeiner Frist.

Es liebt der HERR die Seinen als die Frommen
und darum schützt er treulich vor Gewalt
in Tiefen und auf Höhen sie besonnen

beim Streite mit des Bösen Ungestalt.
Es kann uns nichts von Gottes Liebe trennen,
sie strömt uns zu als Lebensunterhalt.

Die Herzen lasst für Christus leuchtend brennen,
damit als Jünger jeder mag uns kennen.

7. Gesang - Abschied von Paulus (Phil. 4)

„Noch einmal, Freunde, eh ich weiterreise,
reich ich von Bord des Schiffes euch die Hand.“
Wir küssten weinend ihm nach alter Weise

den Ring und segneten der Freundschaft Band.
Noch lange winkte Paulus, den wir ehrten,
vom Meer uns zu, bis dass sein Boot entschwand.

Er kam zu uns mit wenigen Gefährten,
wir lauschten gerne seinem klugen Wort.
Er zeigte Wege auf aus dem Verkehrten

und stärkte unsern Glauben immerfort.
Jerusalem, den Tempel zu besuchen,
verließ Philippi er - und uns am Ort.

Zum Abschied brachten ihm die Frauen Kuchen,
wir Männer taten so, als ob nichts wär …
trotz Wehmut wollte niemand grimmig fluchen,

doch wahrlich, Abschied fiel noch nie so schwer ...
Er hatte uns gefangen - mit Gedanken,
und den wir alle liebten, das war er.

Nun aber muss es gelten, nicht zu wanken!
Wir in der Stadt, er draußen auf den Planken …

„Freut euch, freut euch. Und abermals. Ich sage,
trotz Schlägen, Folterei und Zwangsarbeit,
bedenklich kann zwar sein des Menschen Lage,

doch davon wissen Christen sich befreit.
HERR, weise mir den Weg, dass ich ihn gehe
und in der Wahrheit wandle stets bereit.

Erhalt mein Herz bei dir - was auch geschehe,
in Ehrfurcht deinem Namen zugetan.
Wenn ich es niemals auch so ganz verstehe:

Es warf nie fremde Macht mich aus der Bahn.
Denn höher reichte Gottes Trost und Frieden,
als die Vernunft sich selber trösten kann.

Bewahrt bleibt Herz und Sinn durch ihn hienieden,
durch Jesus Christus, gotteseinen Sohn.“
So predigte, der grad von uns geschieden

und auf den Wogen machte sich davon.
Und immer, wenn des Meeres Wellen führen
den Blick zu Horizont und Wolkenthron,

erinnern wir in dieser Art Berühren
den Mann, des Briefe öffneten uns Türen.

8. Gesang - über Malta nach Rom

Nach diesen Dingen hatte man beschlossen,
nach Rom gefangen ihn zu führen dann.
So Paulus ward in Ketten fest geschlossen -

Kommando hat ein Hauptmann - Julian.
Von Adramyta und nach Sidon schifften
nach Zypern wir bis zu der Stadt Myran.

Nach ein paar Wochen Segelei und Driften
ward klar, der Winter naht mit schlechter Sicht -
drum Paulus warnt die Segel neu zu liften,

doch glaubt der Hauptmann dem Apostel nicht.
Man wolle erst bei Phönix überwintern
und bis nach Kreta segeln in der Gischt.

Doch Sturmflut kam, um dieses zu verhindern -
kaum das wir halten konnten unsern Kahn.
Dann drohte Syrte schon samt ihren Kindern,

die griffen uns als Ungewitter an.
Wir warfen deshalb mit den eignen Händen
die Ladung aus dem Schiffe, Mann für Mann.

Das Unglück konnten wir jedoch nicht wenden
und nichts und niemand mochte Trost uns spenden.

Da alles schien so hoffnungslos verloren,
trat Paulus mitten unter uns und sprach:
„Ihr lieben Männer, leiht mir eure Ohren,

ich mahne euch zur Kraft - und seid nicht zach.
Denn keiner von uns wird sein Leben lassen,
wenn morgen auch dies Schifflein uns zerbrach.

Zur Nacht im Traum - ein Engel tat mich fassen -
rief's mir aus frohem Munde: ‚Zage nicht.
Du mußt beim Kaiser denen, die uns hassen,

die frohe Botschaft künden von dem Licht.’
Doch müsst ihr vorher auf die Insel steuern!”
Da senkten sie aus Blei ein Wurfgewicht

vom Boot hinab zum Grund, dem ungeheuern -
doch maßen nur bei fünfzehn Klafter tief.
Und fürchteten, sie würden balde scheuern

am Grund der See. Der Mast bereits stand schief.
Die Mannschaft wollt’ von Bord, um zu entfliehen,
als laut der Hauptmann sie beim Namen rief,

den Mast zu kappen und die Anker ziehen,
indessen Paulus betete auf Knien.

Und da er endet, griff er in die Brote,
und dankte Gott und gab im Kreis herum -
da aßen sie und kamen neu zu Mute:

Zweihundertsechundsiebzig mit Gebrumm.
Sie räumten aus das ganze Schiff und warfen
ihr Hab und Gut ins Meer und drumherum.

Doch als es tagte mit Auroras Harfen,
schien fern ein Land, doch keinem Mann bekannt.
Sie richteten die Segel in den scharfen

und grimmen Sturm und hielten auf den Strand,
das Schiff zu lenken in die schwarzen Klippen,
bis krachend im Geklüft der Bugspriet stand.

Das Heck zerbrach vom ungestümen Wippen
der Wogen - alle sprangen in das Meer.
Matrosen und Soldaten mussten nippen

viel von der bittren Salzflut ungefähr.
Und es geschah, wie schon geraunt am Rande
bereits dem Paulus dieser Traum, denn er

verhieß, dass man sich rette nach dem Lande,
des abenteuerlichen Schiffes Bande.

Und da wir alle nun gerettet waren,
sprach man, dass Malta diese Insel hieß.
Die Leute traten zu uns dort in Scharen

und brachten Brot und Fleisch an warmem Spieß.
Man nahm uns auf und um des Regens willen,
der uns die Frostnacht reichlich spüren ließ,

wuchs bald ein prasselnd Feuer aus der stillen
Glutasche, wo wir saßen rings im Kreis.
Als Paulus aber raffte aus den vielen

Aststücken, die da lagen Reis um Reis,
ein Weniges, die Flamme anzufachen,
schoss eine Otter aus dem Haufen heiß.

Und dem Apostel fuhr der böse Drachen
an seine Linke und senkt ihren Zahn
in Pauli Hand mit giftig fauchem Rachen.

Die Leute sahen sich bedeutsam an
und heimlich sprach man leise zueinander:
„Ein Mörder sicherlich gilt dieser Mann.

Traf ihn ein Fluch? Dem Meerestod entrann er.
Doch hat ihn nun bestraft der Salamander.”

Doch Paulus schlenkerte das Tier ins Feuer -
und dem Apostel drohte keine Not.
Zwar warten alle, dass ganz ungeheuer

die Hand nun schwöll’, bis dass er fänd’ den Tod.
Weil aber nichts geschah nach solchen Weisen
da wähnten sie, dass Paulus wär ein Gott.

Und stimmten an ihr Lob - welch hohes Preisen -
und trugen uns in ihre schöne Stadt.
Dort Publius mit Namen so geheißen,

drei Tage lang uns gut beherbergt hat.
Der Vater dieses Mannes litt am Fieber
und lag mit Ruhr im Bette müd' und matt.

Zu dem ging der Apostel hin und wieder
und betete mit aufgelegter Hand.
Da machte ihn gesund kraft frommer Lieder

der HERR, weil der Apostel sang. Es fand
die ganze Insel bald zum Christusglauben,
und viele Toren kamen zu Verstand.

Als dann die Brutzeit anfing für die Tauben,
da winkten wir vom Schiff mit unsern Hauben …

Autor:

Matthias Schollmeyer

Webseite von Matthias Schollmeyer
following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

15 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.