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Wie umgehen mit Kriegerdenkmalen?

Das Kriegerehrenmal vor der Peterskirche Leipzig. Aufnahme Gründonnerstag 2020. | Foto: Foto: © Sebastian Kranich/EAT

Im Januar 1942 begann eine der blutigsten und brutalsten Schlachten des 2. Weltkriegs. 180 km westlich von Moskau sollten um Rschew ca. 1,2 Millionen Menschen den Tod finden.

Erst 2020 wurde in der 62.000-Einwohner-Stadt zum Gedenken eine etwa 25 Meter hohe Metallskulptur eines sowjetischen Soldaten errichtet. Dessen realistisch dargestellter Oberkörper löst sich nach unten hin in einen Schwarm von Kranichen auf, die symbolisch für die Gefallenen stehen.

Solch neue 2. Weltkriegs-Denkmale gibt es in Deutschland nicht. Doch viele der ca. 120.000 Kriegerdenkmale in Deutschland erinnern auch an die Zeit von 1939-1945.

Die Möglichkeiten des Umgangs mit ihnen zeigt Dr. Justus H. Ulbricht (Dresden) in seinem Vortrag „Sperrige Geschichtszeichen, unbequeme Erinnerungen? Kriegerdenkmäler in Zeiten des Friedens“ auf. Dieser Vortrag wird von Dr. Jochen Birkenmeier (Direktor des Lutherhauses Eisenach) verlesen:

Vortrag: Sperrige Geschichtszeichen, unbequeme Erinnerungen? Kriegerdenkmäler in Zeiten des Friedens. 

Eingangs wird auf den Überfall Nazi-Deutschlands am 22. Juni 1941 auf die Sowjetunion Bezug genommen. Der deutschen Toten „eines weltanschaulich hoch aufgeladenen, in bisher unbekanntem Ausmaß genozidalen Vernichtungskriegs“ sei nach Kriegsende nicht mehr als „Helden“ sondern als „Opfer“ gedacht worden, so Ulbricht. Zum heutigen Umgang mit Kriegerdenkmalen äußert er:

Für die „zivilgesellschaftlichen oder offiziösen Debatten ist die Weiterexistenz dieser Denkmäler als Denkanstoß und Zeitzeichen unverzichtbar und wichtig. Wer nach der Abrissbirne ruft, ohne die eigene einzuschalten, ist – so meine ich – auf dem Holz- oder Irrweg einer erinnerungskulturellen Praxis, die meint, das Vergangene aus dem Blickwinkel der je eigenen Gegenwart korrigieren oder zum Verschwinden bringen zu müssen.“

Exemplarisch stellt Dr. Sebastian Kranich (Direktor der Evangelischen Akademie Thüringen) das „Kriegerehrenmal vor der Peterskirche Leipzig von 1937“ in den Mittelpunkt seines Vortrags. Hier hatte man 1997, wie andernorts, mit der Sanierung schlicht die Daten 1939-1945 unter die Daten 1914-1918 gesetzt. Geschichte, Ästhetik und Botschaft der Denkmalsentwürfe und des Denkmals, heutige Reaktionen darauf sowie neue Pläne zur Umgestaltung kommen darin zur Sprache.

Vortrag: Das Kriegerehrenmal vor der Peterskirche Leipzig von 1937 

Beide Vorträge wurden am 20. Juni 2021 gehalten im Rahmen der Tagung „Braunes Erbe – NS-Symbolik in unseren Kirchen“.

Autor:

Dr. Sebastian Kranich, Ev. Akademie Thüringen

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