Christentum und Islam

Dialog: Wenn der Glaube an Gott verbinden soll

Von Sabine Kuschel

Über den Islam wird in den Medien viel geredet und widersprüchlich diskutiert. Auf der einen Seite formiert sich eine breite Front derer, die Muslimen viel Verständnis entgegenbringen und sich für deren Integration stark machen. Andererseits hat sich eine politische Linie herausgebildet, die im Islam Gefahren erkennt, vor denen sie warnt.
Um eine differenzierte Sicht bemühte man sich bei dem Gesprächsabend »Christentum und Islam« in der Weimarer Stadtkirche St. Peter und Paul. Auf die Fragen von Michael Haspel, Direktor der Evangelischen Akademie Thüringen, antwortete Reinhold Bernhardt, Theologie-Professor an der Universität Basel. Wie er sagte, wird der Islam seit Ende der 1970er-Jahre in Verbindung mit Gewalt gebracht. »Der Islam ist nicht nur friedlich. Er bietet Anhaltspunkte für Gewalt.« Allerdings, fügte Bernhardt relativierend hinzu, finden sich auch in der Bibel viele Texte, die in der Vergangenheit zur Rechtfertigung von Gewalt herangezogen wurden. »Gewalt ist nicht zu tolerieren.« Weder die der einen noch die der anderen Seite.
Das christliche Abendland werde dort verteidigt, wo die wenigsten Christen leben, und die Angst vor dem Islam sei da am größten, wo die wenigsten Muslime leben, gab Michael Haspel zu bedenken. Als Gründe für Ressentiments gegenüber Muslimen führte Bernhardt
die Türkenkriege zwischen dem Osmanischen Reich und den christlichen Staaten Europas von 1529 und 1683 an. »Die existentielle Bedrohung schreibt sich ins Unterbewusstsein ein«, so seine Antwort. Um Ängste überwinden zu können, empfiehlt er Kontakte mit Muslimen im Alltag.
Wie aber können nun Christen und Muslime miteinander in einen Dialog treten? Zwei Religionen, die beide auf Abraham zurückgehen. »Man kann das Gemeinsame betonen oder das Trennende«, so Bernhardt. Nach seiner Ansicht verbinde Christen, Juden und Muslime der Glaube an den einen Gott. In Jesus Christus würden Muslime allerdings kein göttliches Wesen erkennen. Sie bestritten die Kreuzigung und seien der Überzeugung, dass der Mensch nicht erlösungsbedürftig sei. Jede Religion, rät Bernhardt, solle ihr Profil pflegen. In bestimmten Situationen jedoch könnten Christen und Muslime gemeinsam beten.

Autor:

Kirchenzeitungsredaktion EKM Süd

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