Die Männer der Bibel sind wie wir

Rohr, Richard: Der befreite Mann. Biblische Perspektiven für Männer, Camino, 128 S., ISBN 978-3-460500327, 14,95 €
Bezug über den Buchhandel oder den Bestellservice Ihrer Kirchen­zeitung: Telefon (0 36 43) 24 61 61 | Foto: Camino
  • Rohr, Richard: Der befreite Mann. Biblische Perspektiven für Männer, Camino, 128 S., ISBN 978-3-460500327, 14,95 €
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Von Andreas Fincke

Mit männlicher Spiritualität haben es die Kirchen schwer. Oftmals entsteht der Eindruck, die Kirche sei weiblich. Der Franziskanerpater Richard Rohr ist einer der wenigen spirituellen Lehrer, der sich engagiert mit männlicher Spiritualität beschäftigt. In seinem Buch finden sich zwölf Texte zu wichtigen Männern der Heiligen Schrift: Abraham, Mose, David, Petrus, Paulus, Jesus und andere. Der Autor schreibt, dass wir diese Gestalten zumeist als Heilige kennen – er habe jedoch bei seiner Bibellektüre weniger Heilige gefunden, als vielmehr Menschen mit Fehlern und zutiefst menschlichen Eigenschaften. Also Charaktere, wie sie uns nicht fremd sind. Daher können wir uns in den Männern der Bibel wiederfinden. Sie sind, mit all ihren Schwächen, ein wenig wie wir. Und da Gott seinen Weg mit all diesen Gestalten gegangen ist, wird er auch seinen Weg mit uns gehen. Keiner muss perfekt fromm sein.
Ausgesprochen erfrischend ist die Miniatur über Petrus. Rohr unterstreicht die »unfrommen« Anteile, die Petrus hatte. So nennt Petrus Jesus einen Teufel, ist der Einzige, der Jesus direkt verleugnet und er gibt zumeist die falsche Antwort. Rohr sieht Petrus immer ein bisschen wie einen Clown gezeichnet – aber wie den Clown, der in uns allen steckt und den Gott durch Jesus liebt und den Gott für seine Absichten einspannt. Und auf diesen Chaoten soll die Kirche gegründet sein? »Was für ein Jammer«, schreibt Rohr, »dass wir ausgerechnet Petrus, der das unermesslich hoffnungsvolle Symbol für das Menschsein ist, mit Tiara und Flitterkram ausgestattet haben.« Es geht noch schärfer. Da das Petrusamt (= Papst) nach katholischem Verständnis unfehlbar ist, schreibt Rohr: »Jesus gab uns Petrus, um unsere offensichtliche Fehlbarkeit und unser für Gott sehr brauchbares Scheitern zu bestätigen, und wir drehten ihn um und machten ihn ›unfehlbar‹ – die einzige Eigenschaft, die sich durch sein Leben niemals belegen oder darstellen lässt.« Ganz schön keck für einen Franziskanerpater.
Über Jesus schreibt Rohr, dass in seinen Augen die Charakterisierung Jesu als Menschensohn die entscheidende Formulierung ist. Jesus als »Archetyp des Menschen«. Gott wird für uns niemals »dort oben« sein, »wenn er nicht zuerst hier unten ist«. In schlichten Worten sagt der Verfasser etwas, das das Jesusbild vieler Menschen auf den Kopf stellen dürfte: Unsere Aufgabe ist es, »menschlich zu werden« und Jesus nachzufolgen, der »in das zutiefst Menschliche hinabstieg und sich aus freien Stücken mit unserer tragischen und begrenzten Situation identifiziert hat«. Das Buch habe ich mit wachsendem Interesse gelesen. Man muss nicht alles glauben, aber eine erfrischende Horizonterweiterung ist es allemal. Ein Büchlein, das viel mehr ist als ein Buch für Männer: Es ist ein Buch für alle, die die Großen der Bibel für heilige Übergestalten halten. Sie sind uns näher als viele denken!

Autor:

Kirchenzeitungsredaktion EKM Süd

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