Unverzichtbares Wegwerfprodukt

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Tannenduft, prächtiger Baumschmuck, leuchtende Kinderaugen – und später kommt die Müllabfuhr: In Deutschland werden jedes Jahr um die 25 Millionen Weihnachtsbäume gekauft, um anschließend im Abfall zu landen. Für die Umwelt ist das alljährliche Geschäft mit den Weihnachtsbäumen also wenig nützlich, für die Atmosphäre und lieb gewonnenen Rituale am Weihnachtsabend jedoch für viele unverzichtbar. Eine Abwägung der Argumente:

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Ein echter, natürlicher Weihnachtsbaum hat seit einigen Hundert Jahren Tradition und gehört vor allem für Familien mit Kindern zum Fest. »Allein der Duft eines Naturbaums bringt Menschen die Erinnerung an ihre eigene Kindheit zurück und gehört für Familien zum Weihnachtserlebnis dazu«, sagt Hans-Georg Dreßler, Sprecher des Bundesverbands der Weihnachtsbaum-
erzeuger: »Ohne Weihnachtsbaum fehlt etwas.«
Das sehen die Verbraucher offenbar überwiegend auch so: Rund 25 Millionen Weihnachtsbäume werden jedes Jahr in Deutschland verkauft, vier Millionen davon stammen aus Dänemark. Es gebe zwar zunehmend Haushalte ohne Weihnachtsbaum, allerdings »gibt es einen Trend zum Zweitbaum«. Und: Die treuesten Weihnachtsbaumkunden sind Familien mit Kindern, in 80 Prozent aller Haushalte mit Minderjährigen stehe »mindestens ein Baum«: »Dort feiert man Weihnachten eben gemeinsam unter einem duftenden Tannenbaum, weil Kinder und Eltern das so erwarten.«
Tatsächlich spielen Rituale zu Weihnachten für viele eine wichtige Rolle. »Sie schaffen Stabilität und stiften Identität«, sagt die Hildesheimer Erziehungswissenschaftlerin und Ritualforscherin Kathrin Audehm. »Der Baum spielt vor allem für das Familienritual eine Rolle.« Wem dagegen das Christliche zu Weihnachten am wichtigsten ist, könne ihn deutlich leichter abschaffen, da er kein religiöses Symbol ist.

Kontra


Die Ökobilanz des klassischen Baumes ist wenig feierlich: Er wächst überwiegend in Mono-Kulturen auf. »Bei der konventionellen Aufzucht werden chemische Pflanzenschutzmittel eingesetzt, die schädlich für Boden und Grundwasser sind«, sagt Stefan Adler, Waldreferent des Naturschutzbundes Deutschland (NABU). Zudem würden Flächen genutzt, die sonst gesunder Mischwald sein könnten. »Immerhin sammeln einige Kommunen die Bäume zur Verbrennung ein und nutzen die Wärme im Energienetz«, sagt Adler. »Dennoch sind die meisten der gut 25 Millionen Weihnachtsbäume ein Wegwerfprodukt.«
Zum Weihnachtsfest gehört er dennoch auch für ihn. Die nachhaltigste Alternative ist für den Umweltschützer der eigene Weihnachtsbaum im Topf, der jedes Jahr vom Garten ins Haus umzieht. »Dabei fallen ja auch Transportwege weg.« Ein lebender Weihnachtsbaum muss nach der Zeit in der warmen Wohnung allerdings vorsichtig in kühler, aber frostfreier Umgebung wieder an die kalten Außentemperaturen gewöhnt werden und im Raum viel gegossen werden, »damit er Weihnachten überlebt«.
Eine bessere Ökobilanz als der klassische Baum haben Bio-Weihnachtsbäume, die immerhin chemiefrei groß werden, sagt Adler. Die Zahl der mit Siegeln wie PEFC, FSC oder Bioland zertifizierten Plantagen nimmt zu. Auch Bäume, die bei der Durchforstung geschlagen wurden und so keine natürlichen Flächen belegten, seien umweltschonender. Nur zwei Prozent des Gesamtmarkts bestünden aus derartigen Bäumen, so der Branchenverband – allerdings mit steigender Tendenz.
Plastikbäume sieht Adler dagegen nicht als nachhaltige Alternative: »Sie wurden aus Erdöl hergestellt, und es ist fraglich, ob sie wirklich mehrfach verwendet werden.«
Der Fantasie seien aber keine Grenzen gesetzt. »Man kann auch Zweige ganz anderer Baumarten geschmückt ins Zimmer stellen oder sich aus anderen Naturmaterialien selbst einen Baum bauen.« Ein solcher Weihnachtsbaum könne eine ausgezeichnete Ökobilanz haben »und auch sehr festlich aussehen«. (epd)

Ökologischer Fußabdruck:
Ein Hektar Weihnachtsbaum­kultur bindet in zehn Jahren 145 Tonnen Kohlendioxid, 300 Tonnen Staubpartikel und sorgt für 100 Tonnen Sauerstoff. Ein Plastikbaum hat wegen des Energieeinsatzes bei der Produktion und der Entsorgung eine deutlich schlechtere Ökobilanz.
Quelle: Schutzgemeinschaft Deutscher Wald

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Autor:

Adrienne Uebbing

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