Christbaum aus dem Kirchenwald

Aktuelle Trends: Die Nachfrage nach kleineren Bäumen von 
1,50 bis 1,75 Meter nimmt zu. Außerdem spielt Regionalität zunehmend eine Rolle: 
30 Prozent der Bäume werden direkt bei landwirtschaftlichen Betrieben gekauft, weitere 30 Prozent im Straßenhandel und der Rest in Supermärkten sowie in Garten- und Baumärkten. | Foto: by-studio – stock.adobe.com
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    1,50 bis 1,75 Meter nimmt zu. Außerdem spielt Regionalität zunehmend eine Rolle:
    30 Prozent der Bäume werden direkt bei landwirtschaftlichen Betrieben gekauft, weitere 30 Prozent im Straßenhandel und der Rest in Supermärkten sowie in Garten- und Baumärkten.
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Alle Jahre wieder im Advent beginnt in den Wäldern das Schlagen von Weihnachtsbäumen. Wer selbst die Axt anlegt, wird mancherorts zu Glühwein und einem zünftigen Imbiss eingeladen.

Von Thomas Bickelhaupt

Weihnachtsbäume aus heimischen Wäldern haben in Thüringen eine lange Tradition. Über Generationen holten sich vor allem die Bewohner der waldreichen Bergregionen ihren Christbaum selbst aus dem Wald. Damit kam zum Fest stets ein frisches Exemplar in die gute Stube. Der alte Brauch erfreue sich mittlerweile wieder zunehmender Beliebtheit, sagt Horst Sproßmann vom ThüringenForst: »In einigen Orten ist das Baumschlagen bei Glühwein und Bratwurst oft ein Event für die ganze Familie.«
Auch auf kirchlichen Waldflächen wird so manche Fichte für das Weihnachtsfest geschlagen. Mit etwa 6 000 Hektar entfällt knapp die Hälfte des Kirchenforstes in der mitteldeutschen Kirche auf Thüringen, das wiederum zu einem Drittel mit Wald bedeckt ist – insgesamt mit mehr als 550 000 Hektar. Zu den rund 800 Hektar kirchlicher Waldflächen in Ostthüringen gehören 270 Hektar des Schleizer Geistlichen Hilfsfonds, der bereits am Heiligabend 1605 errichtet wurde. Seither sind die Überschüsse aus der Waldwirtschaft des Fonds jeweils zur Hälfte für kirchliche und für schulische Aufgaben bestimmt. Gelegentlich sei er dabei gewesen, um in diesem Stiftungswald Christbäume für die Kirche zu schlagen, erinnert sich Pfarrer Andreas Göppel. Als er vor einigen Jahren aus Sachsen-Anhalt in die kleine Gemeinde Tanna im Grenzland zu Sachsen und Bayern wechselte, sei es für ihn etwas Neues gewesen, selbst die Axt mit anzulegen.
Gleichwohl seien Christbäume aus dem Kirchenwald in Kirchengemeinden oder Gemeindehäusern eher die Ausnahme, sagt Kirchenoberforsträtin Susann Biehl vom Erfurter Kirchenamt der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM). Als wichtigsten Grund für die Zurückhaltung vermutet sie das Austrocknen der zumeist verwendeten Fichten in geheizten Räumen und das damit verbundene frühzeitige Verlieren der Nadeln.
Die Verwendung der Nadelbäume als Weihnachtsschmuck ist für die Kirchenwälder ohnehin nur ein Nebenaspekt. In erster Linie gehe es um eine wirtschaftliche Nutzung des natürlichen Rohstoffs Holz, um damit einen Ertrag für die Mitfinanzierung von kirchlichen Aufgaben zu erzielen, sagt die Forstfachfrau. Als Beispiele nennt sie die Pfarrerbesoldung und die finanzielle Unterstützung für den Erhalt von kircheneigenen Gebäuden.
Für die Bewirtschaftung ihrer Waldflächen hat die EKM strenge Kriterien festgelegt. Sie sollen dazu beitragen, den Wald als Teil der Schöpfung zu erhalten und zu pflegen. »Dabei hat Nachhaltigkeit die oberste Priorität«, betont Biehl. Die wichtigsten Grundsätze seien der Verzicht auf Kahlschlag und Pestizide, schonende Verfahren zur Holzernte und die ständige Einbeziehung des Naturschutzes.
Dazu gehörten neben dem Schutz von Boden- und Wasserflächen auch der Beitrag des Waldes zum Klimaschutz als Speicher für Kohlenstoff. Darüber hinaus sei der Erhalt des Waldes als Kulturgut unverzichtbar, fügt sie hinzu. Vor diesem Hintergrund sei der Waldumbau von der Monokultur zu einem Mischwald mit anderen Nadel- und Laubbäumen auch für den Kirchenwald eine besondere Herausforderung. Erste positive Veränderungen auf diesem Gebiet hat die jüngste Inventur der kirchlichen Waldflächen in Thüringen ergeben. Gegenüber der Bestandsaufnahme aus dem Jahr 2002 zeige sich der Thüringer Kirchenwald heute gemischter und auch stabiler gegenüber Klimaveränderungen, resümiert die zuständige Mitarbeiterin im Erfurter Kirchenamt. Rund ein Drittel des Bestands seien Buchen, Eichen und andere Laubbäume.
Am häufigsten wachsen jedoch auf den kirchlichen Waldflächen nach wie vor Fichten. Sie haben das romantische Bild vom »deutschen Wald« seit dem
19. Jahrhundert auch in Thüringen maßgeblich geprägt. Mit dem grundlegenden Waldumbau sollen diese Bestände keineswegs verschwinden, sagt Biehl. Doch künftig werde es auch im Kirchenwald mehr andere Nadelbäume geben, die als Weihnachtsbaum langlebiger sind. Wie etwa die Weißtanne, so die Forstfachfrau. (epd)

Wissenwertes

Das Saatgut der hierzulande als Weihnachtsbaum beliebten Nordmanntanne wird vor allem aus Georgien importiert. Zur Ernte werden die Zapfen von Bäumen oft in einer Höhe von 60 Metern von Hand gepflückt. Übrigens: Die Forschung, z.B. an der Uni Kopenhagen, sucht nach dem noch perfekteren Weihnachtsbaum mit noch schönerem Wuchs, höherer Frosttoleranz, geringerem Nadelverlust und sogar nach dem schwerer entflammbaren Baum. Auch der Online-Weihnachtsbaum­verkauf wächst kontinuierlich, bisher noch auf niedrigem Niveau. Das Angebot in diesem Jahr war bereits umfangreicher. Eine Lieferung ins Haus – sogar geschmückt – ist inzwischen möglich.

Länger Freude bei guter Pflege

Die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald rät: Ein Weihnachtsbaum ohne Ballen sollte nach dem Einschlagen bis zum Fest an einer schattigen Stelle draußen in einem Eimer mit Wasser und abgenommenem Netz aufgestellt werden. Bevor der Baum ins Zimmer kommt, sollte man ihn erneut ansägen und ihn in einen Ständer mit Wasser, einem Esslöffel Zucker oder Blumenfrisch stellen. Ein Standort möglichst weit weg von der Heizung und tägliches Gießen verlängern sein Leben.
Ein Weihnachtsbaum mit Ballen muss bereits im Freien regelmäßig gegossen werden. Er sollte erst kurz vor Weihnachten ins Zimmer gestellt werden – möglichst weit weg von der Heizung. Wichtig: weiter gießen. Nach zwei bis drei Tagen sollte der Baum wieder ins Freie kommen und dort, sobald es frostfrei ist, eingepflanzt werden.

Autor:

Adrienne Uebbing

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