Kommentar
Nachhall: Das geht so nicht!

Von Benjamin Lassiwe

Für die Evangelische Kirche in Deutschland ist das eine Blamage, die Konsequenzen haben muss. Der Vertreter der EKD im Beirat des Musikpreises Echo hat für die Zulassung der Skandalrapper Farid Bang und Kollegah zur Preisverleihung gestimmt – trotz übelster antisemitischer Texte auf ihrem Album »Jung, Brutal, Gutaussehend 3«.
Eigentlich ist das unvorstellbar. Denn hatte sich die EKD nicht gerade im Vorfeld des Reformationsjubiläums auf ihr besonderes Verhältnis zu Israel und dem jüdischen Volk besonnen? Hatte man nicht in unzähligen Erklärungen Luthers Antisemitismus und die christliche Judenmission verurteilt? Wie kann es sein, dass ein Mitarbeiter des EKD-Kulturbüros dann trotzdem so ein Votum abgibt? Eines ist klar: Die bescheidenen Erklärungsversuche, die der Kulturbeauftragte Johann Hinrich Claussen gegenüber dieser Zeitung abgab, überzeugen nicht. Denn ist es nicht gerade die Aufgabe eines Kirchenvertreters in einem Ethik-Gremium, auch einmal gegen den Strom zu schwimmen und die Grenzen der Kunstfreiheit zu markieren? Und wieso sitzt eigentlich ein Mitarbeiter und nicht der Kulturbeauftragte selbst in diesem Echo-Beirat?
Der Rat der EKD und die Mitglieder der Kirchenkonferenz jedenfalls wären gut beraten, auf ihren nächsten Sitzungen über eine grundlegende Neuorganisation ihrer Kulturarbeit nachzudenken. Denn klar ist doch: Ohne große Not wurden hier Grundüberzeugungen des deutschen Protestantismus – zu denen nun einmal auch das entschiedene Eintreten gegen jede Form von Antisemitismus gehört – einer bequemen Mehrheitsmeinung geopfert. Und die EKD wurde von ihren Mitarbeitern öffentlich blamiert. Das geht so nicht! Und es darf auf keinen Fall so weitergehen.

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Online-Redaktion

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