in der Hitze des Mittags
zu Mamre

Troinza - Skulpturenpark in Bülzig (Kirchenkreis Wittenberg)

Die Sonne brennt vom Himmelszelt
die Hitze lastet schwer.
Der Mensch, das Tier und alle Welt -
fast atmen sie nicht mehr.

Schwer liegt der Mittag überm Hain
der alten Terebinthen.
Und in den Steinen schweigt der Schrein,
die Gottheit döst dort hinten.

Da sieht der alte graue Mann,
genau am Horizont,
wo rührt der Berg den Himmel an,
in des Gewitters Front

zieht es heran. Und zu ihm her
wallt es mit weiten Schritten,
drei Männer sind es, ernst und hehr:
Links, rechts und in der Mitten.

Er fragt sich, ob es Engel sind?
Nur, dass die Flügel fehlen -
drei Kleider wehen sacht im Wind -
den Körper sie verhehlen.

Und geht ein Glanz aus dem Gesicht
des ersten und des zweiten
und als der dritte zu ihm spricht
„Sollst uns ein Mahl bereiten!“

Da rüstet Abraham sich zu
und lässt ein Zicklein schlachten.
Und bittet sie zu Rast und Ruh,
den Gast gilt es zu achten.

Derweil der Knecht das Fleisch brät an,
sind unsre Drei am Warten.
Drei Stühle rückte Abraham
zu einem Tisch im Garten.

„Nehmt Platz ihre Herren, bitte sehr -
und fühlt euch wie zu Hause!“
Er füllt die Becher kühl und schwer
mit Milch aus seiner Klause.

Der Duft des Bratens bald erfreut
den Wanderern die Nasen.
Zu Tisch ruft Abraham die Leut,
wo bald darauf sie saßen.

Was war das für ein feiner Schmaus,
sie lecken sich die Lippen.
Und immer wieder gibt´s Applaus
nichts bleibt - bis auf die Rippen.

Als alle dann gesättigt sind,
der Engel einer fragte:
„Wo ist dein Weib, wo ist dein Kind?“
Doch Abraham beklagte

das Los der Kinderlosigkeit.
Der Engel sagt dem Alten:
„In einem Jahr zur selben Zeit -
da woll´n wir Kindstauf halten.“

Doch Sarah, die im Zelte saß
und merkt auf diese Sachen,
sie lauschte und sie hörte das -
und musste herzlich lachen.

Der Engel fragt: „Das freut dich wohl
du gute alte Muhme.
Euch Menschen scheint das Schicksal hohl,
doch Gott verschenkt die Blume.

Du bist schon alt und greis und grau?
Dein Mann kann krumm nur gehen?
Bald wölbt der Leib sich dir genau -
und jeder wird es sehen.

Dann Isaak den Knaben nennt,
der euch alsbald geboren.
Das Feuer Gottes in ihm brennt -
nichts ist noch nicht verloren.“

Sie rüsten sich zum Weitergeh´n
und winken nach von ferne.
Noch lange sind die drei zu sehn,
sie leuchten als wie Sterne.

Der Engel hat den Stab gelehnt
den Alten an den Tisch.
Seht, wie zum Himmel hoch sich sehnt
die Angel nach dem Fisch.

Und übers Jahr und übers Jahr
da wurde allen klar,
dass Gott mit diesen Wanderern
nach Haus gekommen war.

Autor:

Matthias Schollmeyer

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