der seltsame Besuch (I)
mitten unter uns

Dorfkirche in Bülzig (Kirchenkreis Wittenberg)

„Zumindest existierte hier früher einmal eine vernunftbegabte Lebensform“ lachte RE-CHUS-EB in die Richtung von XEF-IT-NOP, der gerade den nächsten Quadranten einscannte. Routinearbeit. Schweigend arbeiteten die zwei Besucher mehrere Stunden nebeneinanderher und summten dabei gemeinsam leise vor sich hin. Unbemerkt von NASA, Mosad und dem russischen Geheimdienst hatten sie sich in den Orbit des Erdplaneten einschleusen können und waren mit ihrem als schnittiges Raumschiff getarnten Parallelweltengleiter in irgend so einem gottverlassenen Nest  mitten im Bereich der ehemaligen „Blühenden Landschaften“ niedergegangen. Das geistige Klima hier war nur mäßig kontrolliert; der Monitor zeigte dementsprechend eine ruhig dahinfließende grüne Linie gegen Null. Neue Forschungsergebnisse hatten sich hier nicht ergeben, nur das Bekannte war wieder bestätigt worden: Wo die Religion im Absterben begriffen ist, geht dieser Prozess immer einher mit der Kulturversimpelung, Verrohung des Geistigen samt Niedergang sozialer Verhältnisse, die ihrerseits wieder abhängig waren von den wirtschaftlichen Gegebenheiten. Ein Teufelskreis.

Die beiden vom Planeten Aides stammenden Forscher waren seit 1.000en Jahren unterwegs und kartierten den Kosmos nach einigen allgemein anerkannten Kriterien. Sie schlugen ihr Quartier meist in den kleinen zentral gelegenen traditionellen Bauten der jeweiligen Planetenbewohner auf. Diese Häuser (oft im Goldenen Schnitt errichtet) hatten keinen hässlichen Teppichboden, sie waren entweder verschlossen (ungestört) oder offen und mit Blumen geschmückt (schön). Hier auf der Erde standen im Inneren zusätzlich eigentlich immer große Musikinstrumente herum und ernsthafte Bilder berichteten davon, dass die „Mens-Chen“ vor Urzeiten einmal das Geheimnis des Seins wohl erkannt haben mußten. „Kir-Chen“ nennen sie diese Gebäude, hatte RE notiert. Hier in diesem kleinen Dorf hatten sie eine besondere Kir-Che gefunden. Im Osten fiel das Morgenlicht durch drei schmale wunderbar edle Fenster herein und tauchte alles in wunderbare Glanz. Eine schöne Frau aus Gips mit einem kleinen Men-Che auf dem Arm lächelte RE-CHUS-EB an und oben auf der Spitze der Kir-Che drehte sich ein goldenes Plättchen. Und immer nach der Richtung, in die das Plättchen zeigte, musste der Wind fahren. „Das haben sie schön gemacht“, sagte XEF anerkennend.

Und dann hatten sie doch noch etwas Besonderes bemerkt!!! In diesem Gebäude war eine erhöhte Emission von Geist und Gefühl deutlich messbar gewesen. Die beiden vom Aides kommenden Forscher brauchten für diese Messung keinen Apparat. Sie spürten es mit ihrem Schattenkörper, – tief innen rührte es sie an. Um die Kir-Che herum waren lauter kleine hübsche Blumenbeete angelegt, die auch nach Osten zeigten. „Das gehört immer dazu“ sagte XEF. „Hier weinen sie und hoffen auf irgendwas, alle Erdlinge. Auf die Erlösung, auf die Frau mit dem kleinen Men-Che und auf … “ An dieser Stelle verbeugten sich beide aidischen Forscher und sprachen das Wort nicht aus. Jenes Wort, in welchem das Geheimnis der Welten verborgen ist auf alle Zeit. Sie bestiegen den Parallelweltengleiter und knipsten an ein paar bunten Schaltern herum, die angeordnet waren wie die Tasten eines Pianofortes.
Sogleich ertöne ein verminderter Dominantseptimakkord und als RE lächelnd die kleine Terz dazu behutsam einblendete, hob der Gleiter genauso behutsam ab. Und unbemerkt in den frühen Morgenstunden, gerade als die Sonne aufging, machten sie sich davon, denn sie wollten noch unbedingt in die Kir-Che von Maria Zell, der Gesänge mit den anderen Außerirdischen wegen

Autor:

Matthias Schollmeyer

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