EKD-Synode tagt in Magdeburg
Die bewegte Geschichte des Magdeburger Doms

Dämmerung am Domplatz | Foto:  epd-bild/Jens Schlüter
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Der Magdeburger Dom hat viele Leben gelebt: Seine Geschichte ist von Katastrophen gezeichnet, seine Bedeutung strahlt dennoch bis in die Gegenwart. Gestern wurde hier die Synodentagung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) eröffnet.

Von Lisa Konstantinidis (epd)

Grabstätte, Viehstall und Phoenix aus der Asche: Der Dom St. Mauritius und Katharina in Magdeburg hat eine bewegte Vergangenheit. Seine Ursprünge gehen auf Otto den Großen zurück, der im Jahr 937 das Mauritiuskloster auf dem Magdeburger Domhügel begründete und ab 955 die Klosterkirche zu einer romanischen Basilika ausbaute. Ottos Krönung zum römisch-deutschen Kaiser bescherte dem Gotteshaus weiteren Glanz: So stattete der Kaiser den Bau mit antiken Marmor- und Porphyr-Säulen aus Italien aus. Ein achteckiges Brunnenbecken wird bis heute als Taufbecken genutzt. 968 folgte die Gründung des Erzbistums Magdeburg. Als Otto der Große am 7. Mai 973 starb, wurde er im Dom neben seiner ersten Frau Editha bestattet.

Ottos Dom sollte nicht lange stehen: Es wird vermutet, dass die große Basilika bereits wenige Jahre nach seinem Tod einstürzte. 1004 begann Magdeburgs dritter Erzbischof Tagino daraufhin mit einem kleineren Neubau des Doms am heutigen Standort, der im Laufe der Zeit erweitert wurde. Gut 200 Jahre dauerte es, bis die nächste Katastrophe den Dom ereilte. Am Karfreitag des Jahres 1207 brannte das Bauwerk bis auf die Grundmauern nieder. Der Grundstein für das heutige gotische Gotteshaus wurde nur fünf Monate später gelegt. Bis zu seiner endgültigen Vollendung vergingen insgesamt 313 Jahre.

Das Zeitalter der Reformation brachte große Umbrüche für den gerade erst fertiggestellten gotischen Magdeburger Dom mit sich. Auf einen Besuch von Martin Luther (1483-1546) im Jahr 1524 hin traten alle Stadtgemeinden Magdeburgs zu dem neuen Bekenntnis über - nur die Domherren nicht. 1548 wurde der Dom vom Rat der Altstadt geschlossen, nachdem es zuvor zu Plünderungen und Zerstörungen gekommen war. Erst rund 20 Jahre später öffnete er wieder seine Pforten. Das lutherische Bekenntnis hatte sich inzwischen auch dort durchgesetzt. Das ehemalige Erzbistum Magdeburg galt von 1567 an als evangelisch.

1631 fiel Magdeburg während des Dreißigjährigen Krieges in die Hände von Johann Graf von Tilly. Bei der Verwüstung der Stadt durch seine Truppen wurde der Dom beschädigt, aber nicht zerstört. In seinem Inneren: Rund 4.000 Magdeburger, die ihr Überleben dem Kniefall von Domprediger Reinhard Bake vor dem Eroberer verdankten.

Nach dem Ende des Heiligen Römischen Reiches wurde der Magdeburger Dom für weitaus profanere Dinge genutzt: Das Bauwerk wurde zu einem Waren- und Waffenlager für Napoleons Truppen umfunktioniert und beherbergte sogar einen Stall. Gottesdienste fanden nur noch im Hohen Chor statt. Dass der Dom nicht vollständig verfiel, ist der Rückeroberung durch preußische und russische Truppen 1814 zuzuschreiben. Preußens König Friedrich Wilhelm III. beauftragte nach einem Besuch die Restaurierung des Bauwerks - aus eigener Tasche bezahlte er ganze 60.000 Reichstaler. Die Aufgabe übernahm der Architekt Karl Friedrich Schinkel (1781-1841), dem der Dom sein heutiges Aussehen verdankt.

Schwere Zerstörung erlitt der Dom im Zweiten Weltkrieg: Nach mehreren Bombentreffern blieb der Gemeinde für Gottesdienste nur ein Saal des Domkapitels aus dem 14. Jahrhundert. Fünf Jahre lang blieb dies der einzige nutzbare Kirchenraum in der Innenstadt von Magdeburg. Der Wiederaufbau nach dem Ende des Krieges dauerte mehr als zehn Jahre. 1955 wurde der Dom wiedereröffnet.

Besondere Bedeutung erlangte das Bauwerk mit den rund 100 Meter hohen Türmen auch für die DDR-Friedensbewegung im Herbst 1989. Der Dom war der Mittelpunkt der Montagsgebete um gesellschaftliche Erneuerung in Magdeburg.

Seit 2009 gehört der Dom zum Gebiet der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM). Der Sitz des evangelischen Bischofs blieb am Magdeburger Dom, auch wenn die Kirchverwaltung heute größtenteils in Erfurt zu finden ist.

Autor:

Katja Schmidtke

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