Kreuzabnahme

Von Alf Christophersen

Leichenblässe geht aus von Max Beckmanns Kaltnadelradierung. Zerstörung, Leid, Vernichtung – Blicke und Körperhaltungen sprechen die Sprache des Entsetzens. Nicht nur Personen sind von diesem Szenario betroffen, sondern auch die Sonne, die ihre Kraft verloren hat und nur noch dunkel am Himmel steht. Max Beckmann, 1884 in Leipzig geboren, konfrontiert sein Publikum und gleichzeitig auch sich selbst mit der allgegenwärtigen Präsenz des Todes, die ihm im Ersten Weltkrieg als Sanitäter mit unausweichlicher Wucht begegnet war und in die psychische Kapitulation trieb. Wie lässt sich massenhaftes und zugleich einzelnes Sterben mit künstle­rischen Mitteln erfassen? Dem elementaren Traditions- und
Zivilisationsbruch antwortete Beckmann mit expressionistischem Stilwillen. Kontinuitätslinien zum Studium der Kunst in Weimar und Berlin waren zerrissen, andere Ausdrucksformen mussten gefunden werden, ohne die unversöhnte Realität zu verraten. Die Apokalypse ist erbarmungslos, aber auch in ihr ist der Gekreuzigte anwesend. Allerdings fällt es schwer, im Augenblick der Katastrophe schon Ansätze für einen Neubeginn zu erkennen.

Autor:

Kirchenzeitungsredaktion EKM Süd

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