Intimes Gespräch eines Sterbenden mit Gott

Knauss, Sibylle: Der Gott der letzten Tage. Roman. Verlag Klöpfer & Meyer, 182 S., ISBN 978-3-86351-440-2, 20 Euro | Foto: Verlag Klöpfer und Meyer
  • Knauss, Sibylle: Der Gott der letzten Tage. Roman. Verlag Klöpfer & Meyer, 182 S., ISBN 978-3-86351-440-2, 20 Euro
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Roman: »Der Gott der letzten Tage« von Sibylle Knauss

Von Christoph Kuhn

Ein Mann, Pfarrer von Beruf, liegt im Sterben. Wiedererwacht aus komatösen Phasen, durch einen Sichtschirm von der übrigen Welt getrennt, »lahmgelegt« mit medikamentös eingenebeltem Geist – aber wie vom Tod erstanden. Sein Gehirn denkt, begreift, erinnert sich – wieder. Wie lange noch? Weil er besonders gut an Gräbern predigte, war der Tod, »das große Nein«, sein Hauptthema.
Nun ist er mit Gott im Gespräch über den Tod und sein verflossenes Leben. Nach einer Lungenembolie wurden ihm noch zehn Jahre geschenkt, »auf Bewährung«, in denen er gerade noch die mindeste Luft bekam – ein Leben im »Sparflammenmodus«.
Vieles kam ihm abhanden, um vieles hat er sich selber gebracht »mit Wut, Gewalt, Zigaretten, Alkohol und manch anderem«.
Er ist bewegungsunfähig, aber klaren Geistes. So beschäftigt ihn Religion auf neue Weise: »Sie weckt unsere Sinne und Leidenschaften. Sie lockt uns an unsere Grenzen und darüber hinaus (…) verspricht Ekstase. Außer sich sein. Rausch. Nur die erotische Liebe kann es mit ihr aufnehmen.« Warum nur sind die meisten Menschen »religiös abstinent«?
Sibylle Knauss’ Erzählweise ist unkonventionell: Die stilsichere Handlung beschränkt sich auf den inneren Monolog des Protagonisten – und der ist gestaltet als geführter Dialog des Patienten mit seinem Gott. Feiner Humor und gelegentliche Ironie sorgen für die nötige Distanz. Dieses Zwiegespräch ist das Innenleben des Sterbenden.
Im Äußeren treten seine Kinder und seine Geliebte ans Sterbelager. Mit ihnen spricht er, so gut es in seinem Zustand geht, über die Vergangenheit, über seine Beziehungen zu ihnen, über Versagen und Schuld.
Kommt Gott in seine Gedanken, geht es auch um Unerklärbares, Unverfügbares, um die allerletzten Dinge. Fragt der Sterbende Gott: »Dann nimmst du mich also doch zu dir?«, ist die Antwort: »Was hast du denn geglaubt?!«

Autor:

Kirchenzeitungsredaktion EKM Süd

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