Hilf meinem Unglauben!

Thomas Schädlich, Pfarrer in Ostritz | Foto: privat

Jesus aber sprach zu ihm: Du sagst: Wenn du kannst! Alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt.
Markus 9, Vers 23

Von Thomas Schädlich

In diesem Predigttext begegnet uns Jesus auf eine Art und Weise, die uns vielleicht befremdet. Er ist schroff, er klingt enttäuscht: »O du ungläubiges Geschlecht.« Dabei redet er nicht zu irgendwelchen Menschen, die weit weg sind von ihm, sondern zu seinen Jüngern und zu demjenigen, der zu ihm kommt und sich für sein Kind Heilung verspricht. Kurzum, er sagt es direkt zu uns, die wir uns Christen nennen. Hier wird deutlich, dass es im Glaubensleben um eine bitterernste Sache geht. Der Glaube an den dreieinigen Gott als der einzige Ausweg, und zwar aus aller Not! So klar ist Jesus, so klar ist das gesamte Zeugnis der Heiligen Schrift. Denken wir nur an Jesaja 7,9: »Glaubt ihr nicht, so bleibt ihr nicht.« Auch die Tradition unserer Kirche ist da eindeutig. So dichtet M. Luther (EG 362,2): »Mit unsrer Macht ist nichts getan, wir sind gar bald verloren; es streit’ für uns der rechte Mann, den Gott hat selbst erkoren.«
Zwei Dinge sind mir wichtig. Zum einen ist es notwendig, sich selbst im Klaren darüber zu sein, dass es wirklich ein Problem gibt. Der Vater im Predigttext bringt sein Kind zu Jesus, weil er Hilfe sucht und offen ist für Jesus. Was z. B. die Situation der Kirchen in Deutschland betrifft, frage ich mich: Haben wir verstanden, dass wir Hilfe nötig haben und dabei ganz und gar auf Jesus, den Christus, geworfen sind? Ich meine, wir haben dringend Hilfe nötig – nicht nur die Mitgliederentwicklung macht mir Sorge, sondern auch die mangelnde Bindung vieler an Gott. Erst dann, wenn ich weiß, dass ich ein Problem habe, wird der zweite Schritt möglich: Sich Jesus anvertrauen und sich wirklich in seine Hände legen. Im Bibelwort schreit der Vater es heraus, er will glauben, erkennt aber immer wieder, dass er nicht wirklich alles in die Hand Jesu legen kann. Trauen wir uns, die Entwicklung der Kirche zuallererst Jesus in die Hände zu legen?
Traue ich mich, die geistliche Situation in Familie, Gemeinde und Landeskirche Jesus in die Hände zu legen? Den Karren aus dem Dreck ziehe doch nicht ich, sondern Jesus. Ich halte es für dringend geboten, dass erst einmal unser Glaube gestärkt werden muss, bevor wir uns in Aktionen hineinbegeben. Deshalb der Hilfeschrei des Vaters, der auch unser Ruf sein sollte: »Hilf meinem Unglauben!«

Autor:

Kirchenzeitungsredaktion EKM Süd

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