Epiphanias: Das Leben feiern

Unser Glaubenskurs widmet sich den kirchlichen Festen und zeigt, warum sie eine Schule für Lebenskunst sind.

Von Fabian Vogt

Der Epiphanias-Tag ist einer der ältesten Feiertage der Christenheit. Vielleicht sogar der älteste überhaupt. Vor allem aber ist er der ursprüngliche Weihnachtstag. Ja, in der frühen Kirche wurde vor allem in Ägypten der 6. Januar als Geburtsfest Jesu gefeiert, weil man dort der großen Feier zur Ankunft der von einer Jungfrau geborenen Gottheit Aion etwas entgegensetzen wollte. Für die ägyptischen Christen war schließlich klar: Der wahre Herrscher über Zeit und Ewigkeit ist Jesus Christus, nicht Aion.
Als sich in der Kirche im Lauf der Zeit dann doch der 25. Dezember als Geburtstag Jesu durchsetzte, musste der Epiphanias-Tag verständlicherweise neu legitimiert werden. So wurde er unter anderem zum Feiertag für die Taufe Jesu, zum Fest seines ersten Wunders bei der Hochzeit zu Kana – und schließlich zum Tag der »Heiligen Drei Könige«. Drei Anlässe, die inhaltlich alle passten – schließlich heißt Epiphanias übersetzt »Erscheinung des Herrn«, also Gott, bzw. das Göttliche offenbart sich. Trotzdem setzten sich die weitgereisten Gabenbringer aus dem Orient als Hauptmotiv durch.
Dazu muss man allerdings kurz erwähnen, dass die Bibel gar nicht von »Drei heiligen Königen« spricht. Um ehrlich zu sein: Es sind weder drei, noch sind sie heilig, noch sind es Könige. Das Matthäusevangelium berichtet einfach von einer Gruppe von Sterndeutern, ob das 2 oder 20 waren, bleibt offen.
Für die junge Christenheit aber wurde diese Gelehrtenschar zum Symbol: Wer den König Jesus anbetet und beschenkt, der muss selbst königliches Blut haben – und weil man damals nur drei Kontinente kannte (Europa, Asien, Afrika) lag es nahe, dass jeder dieser Kontinente einen Vertreter geschickt hatte. So wurde einer der drei jetzt gekrönten Besucher auch kurzerhand zu einem dunkelhäutigen Afrikaner gemacht. Um zu zeigen: Schon im Stall betete die ganze Welt den Sohn Gottes an.
Dass man in Deutschland dem Epiphanias-Fest schon lange eine besondere Bedeutung beimisst, hat aber noch einen anderen Grund: Im Jahr 1164 ließ Kaiser Barbarossa nämlich nach einer Schlacht die Gebeine der »Heiligen Drei Könige« als Geschenk an den Kölner Erzbischof Rainald von Dassel überführen. Seither ruhen sie im Kölner Dom in einem edlen Schrein – und gehören quasi zum deutschen Kulturgut.
Die eigentliche Bedeutung des Epiphanias-Tags liegt aber in dem, worauf er aufmerksam machen möchte. Und das sind vor allem drei wesentliche Botschaften:
1. Gott erscheint! – Der Name »Epiphanias« ist also Programm: Dass der Schöpfer des Himmels und der Erde sich auf den Weg zu den Menschen macht, gehört zum Kostbarsten, was im Christentum gefeiert wird. Denn: Es gibt viele Religionen, bei denen sich Menschen auf den Weg zu einer Gottheit machen sollen, der christliche Gott aber ist sich nicht zu schade, selbst aufzubrechen. Und die liebevolle Botschaft »Gott ist an dir interessiert« stärkt Glaubende seit Jahrtausenden.
2. Gott verdient Anbetung! – Die passende Reaktion auf das »Hinunterneigen Gottes« (nebenbei: Das altdeutsche Wort für »Hinunterneigen« heißt Gnade) ist, wie es die »Heiligen Drei Könige« zeigen, die Anbetung. Und damit sind weniger bestimmte spirituelle Praktiken gemeint, als eine Lebenseinstellung: Wer sich immer neu bewusst macht, dass Gott bei ihm ist, der lebt anders. Der wird automatisch anfangen, die Welt mit den Augen Gottes zu sehen. Und diese Haltung wird dann auch sein Handeln prägen.
3. Gott regiert die ganze Welt! – Dass sich in den »Heiligen Drei Königen« stellvertretend alle Völker an der Krippe versammeln, steht für den universellen Anspruch Gottes bzw. Jesu Christi. Darum ist es auch so wichtig, dass die »Heiligen Drei Könige« keine Juden sind – und auch nicht sofort zu Christen werden. Ihre Botschaft lautet: Da, wo die Gegenwart Gottes in der Welt sichtbar wird, da werden selbst heidnische Wissenschaftler spüren, dass hier etwas Himmlisches passiert.
Wer sich auf den Epiphanias-Tag einlässt, der entdeckt, dass das Christentum von Anfang an auf Beziehung angelegt ist: Gott sucht die Beziehung mit den Menschen. Und am 6. Januar steht diese »Offenbarung« noch einmal im Mittelpunkt.

Der Autor ist Theologe, Schriftsteller und Kabarettist.

Autor:

Adrienne Uebbing

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