Ein neuer Brückenbauer im Heiligen Land

Sani Ibrahim: Der Pfarrer der arabischen Evange­lischen Gemeinde in Jerusalem wird ab Januar 2018 neuer Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Jordanien und im Heiligen Land. | Foto: Berliner Missionswerk
  • Sani Ibrahim: Der Pfarrer der arabischen Evange­lischen Gemeinde in Jerusalem wird ab Januar 2018 neuer Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Jordanien und im Heiligen Land.
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Von Frank Meinel

Mitte Januar wurde Sani Ibrahim Azar zum neuen Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Jordanien und im Heiligen Land (ELCJHL) gewählt. Seit über 30 Jahren ist er Pfarrer der arabischen Evangelischen Gemeinde in Jerusalem, die zusammen mit der deutschsprachigen an der Erlöserkirche lebt und eine bemerkenswerte Ausstrahlung im Heiligen Land hat. Pfarrer Azar folgt Bischof Dr. Munib A. Younan, der derzeit auch Präsident des Lutherischen Weltbundes ist und kürzlich in Lund Papst Franziskus als Vertreter aller Lutheraner weltweit traf.
Ich kenne Sani Ibrahim – auch genannt »Bahum« – schon etliche Jahre als einen großartigen Seelsorger und Prediger. Immer wieder durften wir uns in Jerusalem, Bethlehem oder bei uns in Deutschland begegnen. Mehrfach waren Schüler und Lehrer evangelischer Schulen in Sachsen auf Besuch; und wir freuten uns über Gäste aus dem Land der Bibel.
Beeindruckend kann Azar, ein einfacher und stiller Mensch, vom Leben und Glauben erzählen. Nur wenige wissen, dass es unter der arabischen Bevölkerung von Israel und Palästina Christen gibt, darunter eben auch diese kleine lutherische Kirche.
Sie hat weniger Gemeindeglieder, als unsere Schwesternkirchgemeinden im Schneeberger Gemeindebezirk: gerade einmal gut 3 000. Diese Christen verstehen sich als Nachfolger jener arabischen ersten Christen, die Lukas in seiner Apostelgeschichte erwähnt. In ihnen begegnet uns bis heute ein Stück der Urkirche; aber in einer besonders schwierigen Situation, nämlich der des Nahostkonfliktes. Zwischen dem Konflikt, der sowohl auf israelischer wie auch palästinensischer Seite viel Blut forderte und immer wieder Hass schürt, versuchen Azar und seine Mitchristen kirchliche Friedensarbeit zu gestalten.
Es ist bewegend, wenn Bahum erzählt, wie die Bewegungsfreiheit der Menschen eingeschränkt ist, wie die Mauer sie voneinander trennt und keiner weiß, ob es morgen wieder Gewalt gibt. Und wie sie trotzdem Frieden predigen und versuchen, Menschen zusammenzubringen; wie sie Ungerechtigkeit – etwa den Siedlungsbau der israelischen Regierung – beim Namen nennen und zugleich versuchen, Menschen zu verstehen. Die kleine Kirche ist eine Brücke geworden.
Dies geschieht besonders durch drei Schulen in der Westbank: in Bethlehem, Beit Sahour und Ramallah. Sie erreichen fast 1 300 Mädchen und Jungen aus christlichen und muslimischen Elternhäusern. Dazu kommt die deutsche Auslandsschule Talitha Kumi in Beit Jala mit fast 1 000 Schülern.
Wenn diese arabischen Christen bei uns zu Besuch sind – oder wir bei ihnen –, spürt man etwas aus der Kraft des Evangeliums: sie leben als Salz der Erde und Licht der Welt. Als eine Minderheit tragen sie einen Funken der Hoffnung in eine zerrissene Gesellschaft.
Ich möchte Sani Ibrahim Azar und seiner kleinen-großen Kirche wünschen, dass Gottes Liebe und die Kraft seines Geistes ihn und seine Mitchristen stärkt und führt. Seine Amtszeit beginnt im Januar 2018.

Der Autor ist Pfarrer in Schneeberg im Erzgebirge und Sächsischer Vertrauenspfarrer beim sogenannten Jerusalemsverein/Berliner Missionswerk.

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Kirchenzeitungsredaktion EKM Süd

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