Weihnachten erlebt
Überraschung am Heiligabend

Am Heiligabend sitzen sie gemütlich unterm Tannenbaum. Die Geschenke sind ausgepackt. Die Gesichter der Kinder strahlen. Langersehnte Wünsche sind in Erfüllung gegangen. Martin streitet sich ausnahmsweise mal nicht mit seiner älteren Schwester Annika. Auch dass die kurzsichtige Oma Elise aus Versehen eine Tasse mit Glühwein umkippt, läßt Mutter Svenja großzügig durchgehen. Papa Horst lächelt fröhlich in die Runde und hat längst die „6" von Martin in Mathe vergessen. Er legt seinen Arm um Svenja. Eltern, Oma und Kinder sitzen friedlich beieinander. „Wir könnten doch zusammen etwas spielen?", ruft Martin und schaut erwartungsvoll in die Runde. „Gute Idee", sagt Oma Elise.
Doch in diesem Moment richtet sich Annika plötzlich auf und ruft aufgeregt: „Du, Papa, was ist da los!" Martin schaut Annika cool an und meint: „Du siehst mal wieder Gespenster." Doch auch Svenja ist elektrisiert, hebt den Kof und lauscht. „Was ist das?", fragt sie. Horst kennt Svenja und weiß, dass sie sehr empfindsam ist und Situationen intuitiv erspürt. Da ist was!
Und dann passiert es. Das Fenster schlägt auf, die Lichter gehen aus. Ein eisiger Sturm wirbelt herein und reißt sie weg. Sie können sich nicht wehren und verlieren das Bewusstsein. Als Martin aufwacht, sieht er Annika neben einer jungen Frau sitzen, die ein Baby in einem Tuch trägt. „Wo sind wir?", ruft er fassungslos. „Was ist das für ein kleines Häuschen? Und wieso sind hier Ziegen und Hühner?" Oma Elise stellt sich neben Annika und dem Baby: „Das ist ja ein neugeborenes Kind. Wie heißt du?", spricht sie zur frischgewordenen Mutti. Diese antwortet: „Ich bin Miriam und das ist mein Sohn Jehoschua." Horst sagt mitfühlend: „Ihr Armen müßt mit den Tieren zusammen schlafen. Habt ihr kein ordentliches Haus?" Miriam erwidert: „Das ist unser Haus. Ich lebe hier in Nazareth mit Joseph, der für uns sorgt. Die Tiere wärmen uns in der kalten Nacht und können nicht gestohlen werden." Oma Elise staunt: „Heute ist Weihnachten. Bist du die Mutter Gottes?" „Weihnachten? Was ist das? Das habe ich noch nie gehört." Miriam sprich besorgt. „Wie kommst du auf so verrückte Ideen? Mutter Gottes! Ich bin eine junge Mutti und freue mich über meinen Sohn. Vor allem, dass er gesund ist. Mehr nicht. Sagt solche Worte nicht zu laut, sonst werde ich noch wegen Gotteslästerung angezeigt. Gott ist heilig. Unanstastbar. Wer könnte so vermessen sein, sich als Mutter Gottes zu bezeichnen!"

„Mutti, es geht wieder los", schreit Martin. Annika klammert sich an Papa und Svenja hält Oma Elise fest. Dann weht sie der Sturmwind hinweg und sie finden sich in einem gutausgestatteten Wohnraum wieder. Ein Mann sitzt an einem Tisch und schreibt. „Hallo", ruft Annika, „wer seid Ihr?"
Sie bekommt einige Zeit keine Anwort. Dann hört sie ein Brummeln: „Stört, mich nicht. Ich bin der Arzt und Schriftsteller Lukas. Ich schreibe die Geschichte von Jesus von Nazareth auf. So, wie sie wirklich geschehen ist. Er wurde als Kind von Maria aus Nazareth im Stall von Bethlehem geboren." - „Bethlehem", ruft Horst erstaunt. „Wir waren eben in Nazareth. Da hat Miriam ihrem Sohn Jehoschua das Leben geschenkt." - „Langsam, langsam", sagt Lukas. „Wir leben hier im griechischem Kulturkreis. Hier nennt man Jehoschua Jesus und seine Mutter heißt Maria. Maria wusste bei der Geburt noch nicht, was aus ihrem Sohn mal werden würde. Er war ein großer Mann Gottes, ein Prophet, und hat den Menschen verkündet, dass die Liebe Gotte die Menschen miteinander verbindet." Annika staunte: „Na jetzt ist das klar. Aus dem kleinen Jehoschua wurde Jesus, der Sohn Gottes." Lukas schaut aufmerksam zu ihr:
„Du kennst dich ja gut aus. Aber das kam erst später. Zunächst war Jesus ein Wanderprediger mit einer besonderen Botschaft. Als er lebte, glaubten viele noch, dass Krankheiten und Unglücke Strafen Gottes sei."
- „Na das ist doch auch so!", wirft Horst ein, „jeder ist seines Glückes Schmied." Svenja reagiert sauer: „So, dann ist wohl auch dein Kollege selbst daran schuld, wenn er so schwer an Corona erkrankt ist." - „Naja ..." Lukas hat aufmerksam zugehört. „Ihr seht, viele Dinge bewegen die Menschen in allen Zeiten. Zu Jesu Zeiten, 50 Jahre danach bei uns in Griechenland wie auch in eurer Welt. Der Kern von dem, was Jesus sagte
ist: Die Liebe verbindet die Menschen miteinander. Und wenn es jemand schlecht geht, dann macht weder Gott ihm Vorwürfe und Schuldzuweisungen, noch sollten wir das tun. Im Gegenteil wird Gott den vom Schicksal Getroffenen beistehen. So wie wir Jesus-Anhänger dasauch tun wollen. Und weil diese Botschaft so einzigartig ist, haben wir beschlossen, Jesus als Sohn Gottes zu verehren und anzubeten. Er bekommt den Ehrentitel:
Christus, der von Gott zum Heiland der Welt Gesalbte und steht in der Tradition von König David. Dessen Heimatort war Bethlehem. Jesus steht in der Tradition von König David, der Liebling des HERRN war. Wir müssen erzählen, das Jesus als Sohn Gottes in Bethlehem geboren wurde. Alle Menschen sollen ihre Herzen mit der Botschaft der Liebe verbinden und das Werk des Königs und Messias Jesus in der Welt weiterführen." Martin
staunt: „Das ist ja wie Weihnachten. Alle lieben sich." Svenja fügt
hinzu: „Aber nicht nur am Heiligabend, sondern an jedem Tag des Jahres."
Lukas schaut ungläubig: „Weihnachten? Heiligabend? Das habe ich noch nie gehört. Was ist denn das?" Oma Elise wollte gerade versuchen, das zu erklären, doch da wurden sie wieder vom Geist-Sturm erfasst und in eine andere Zeit getragen.

Annika reibt sich die Augen. „Ich weiß gar nicht, was hier passiert. Mir ist ganz schwindelig. Wo sind wir?" - „Ein großer Saal. Eine Versammlung. Das sieht aus wie eine Versamm- lung." Mutter Svenja raunt: „Psst, ruhig. Wir dürfen nicht stören. Lasst uns einfach zuhören."
Vorne steht einer in königlichem Gewand und redet zu den Versammelten.
Sätze dringen zu ihnen. „... die alten Götter sind machtlos. Ich, Kaiser Konstantin von Rom, habe mit Hilfe des Christengottes den Aufrührer Maxentius besiegt. Das Zeichen des Christengottes, das Kreuz, ist mir vor der Schlacht am Himmel leuchtend erschienen. Unter diesem Zeichen hat der Gott der Christen mir die Macht über das Römische Reich übertragen. Wir beschließen heute, dass von an nur noch ein Gott in unserem ruhmreichen Rom und dem weltumspannenden Imperium angebetet werden darf. Das ist der Gott des Christus Jesus. Sein Kreuz ist unser neues Staatssymbol."
Großes Geraune im Saal. Vor Svenja rief ein Senator halblaut: „Es war doch Pontius Pilatus, der diesen Aufrührer kreuzigen ließ. Das war ein Umstürzler, ein Terrorist. Und jetzt soll er ein Gott sein?"
Laut rief ein anderer: „Und was wird aus unseren Tempeln? Was wird aus Venus, Mars und Zeus? Und was aus unseren wunderbaren Festen zu Ehren unserer Götter?"
„Vicinius, Du sprichst eine wichtige Sache an. Wir verfügen eines neues Fest. Das Fest der geweihten Nächte, das Weihnachtsfest. Es soll in diesem Jahr, am 25. Dezember 336, zum ersten Male gefeiert werden. Es ist das Geburtsfest des Christengottes. Alle sollen es künftig feiern."
„Aber ...!" - „Schweig, kein 'Aber'. Das ist Gesetz und es wird so sein."
Annika staunt. „Das ist die Geburtsstunde von Weihnachten." Und Horst fügt hinzu: „Entstanden durch das Machtwort eines ruhmsüchtigen Kaisers".

Sie sitzen wieder unterm Weihnachtsbaum. Oma Elisa gibt zu Bedenken:
„Doch daraus ist so etwas Schönes entstanden. So viele Menschen feiern auch dieses Jahr Weihnachten. Sie feiern, dass, die Liebe Gottes uns Menschen verbindet. Und das Gott mitten unter uns wohnt." - „Es gibt soviele schöne Weihnachtslieder. Den Christstollen, die Plätzchen, die Oratorien in den Kirchen", sagt Annika. „Aber das Wichtigste ist, dass alle Menschen die Liebe Gottes jeden Tag neu in die Welt tragen. So wie das Licht aus dem kleinen Haus in Nazareth.", meint Svenja. „Ob das jemals überall sein wird?", fragt skeptisch Martin. „Jeder darf in seinem Ort an diesem großen Ziel mitarbeiten", fügt Papa Horst hinzu.
„Du könntest von jetzt an deine Schwester liebevoll behandeln.", zwinkert er Martin zu. „Dieses Weihnachten werde ich nicht vergessen.", stößt es aus Annikas Mund.
Und die Lichter Weihnachtsbaumes glänzen an diesem Abend in einem besonders schönem Schein.

Autor:

Hans-Christoph Schilling

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