Kein Schwarz-Weiß-Denken

Protest im Rahmen der Kirche: Jugendliche beim Kirchentag 1983 in Erfurt | Foto: Archiv

Aufarbeitung des DDR-Unrechts soll wissenschaftlich fortgesetzt werden

Für Sachsen-Anhalts Landesbeauftragte Birgit Neumann-Becker ist die Aufarbeitung nicht nur eine juristische, sondern vor allem eine gesellschaftliche Aufgabe. Aus ihren Beratungen zieht sie die Erkenntnis, dass es vielen Betroffenen weniger um finanzielle Entschädigung gehe, sondern vielmehr darum Gehör zu finden. Viele in der DDR verfolgte Christen fühlten sich bis heute mit ihrem Leid allein, sagte Neumann-Becker im Gespräch mit der Kirchenzeitung. »Es braucht eine Ermutigung, darüber zu reden, aber auch zuhören zu wollen«, sagte die Hallenser Theologin. Persönliche Begegnungen, Kino, Literatur sowie die Forschung könnten dazu einen Beitrag leisten. Die Thüringer Staatskanzlei hat die Stiftung Ettersberg mit der wissenschaftlichen Untersuchung beauftragt. Sie soll erforschen, wie der Eingriff der Staatsmacht die Lebens- und Arbeitsbiografien von Christen in der DDR beeinflusste und welche Langzeitwirkung die atheistische Ausrichtung der DDR bis heute hat.
Jochen Voit von der Stiftung Ettersberg bestätigt, dass Aufarbeitung eine vielschichtige Aufgabe sei. »Ich glaube, es ist an der Zeit«, so Voit, »die Zwischentöne zu beachten. Es ist tatsächlich nicht alles schwarz und weiß.« Aufarbeitung, so der promovierte Historiker, müsse über den Täter-Opfer-Gegensatz hinausgehen.
Die rot-rot-grüne Thüringer Landesregierung hatte sich in ihrem Koalitionsvertrag zur Aufarbeitung des SED-Unrechts verpflichtet. Dass Christen und deren Schicksal in den Untersuchungen der interministeriellen Arbeitsgruppe zur Aufarbeitung zunächst keine Berücksichtigung gefunden hatten, war auf große Kritik gestoßen. Heute wird die Staatskanzlei durch eine Gruppe von Vertretern der beiden großen Kirchen, der Freikirchen und der Zeugen Jehovas dabei unterstützt, die Folgen der SED-Kirchenpolitik zu untersuchen.(G+H)

Autor:

Kirchenzeitungsredaktion EKM Süd

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