60 Jahre Kirchlicher Fernunterricht
Ehrenamtlich auf der Kanzel

Studium in den Abendstunden: Die Ausbildung für Ehrenamtliche ist zeitintensiv.  | Foto: A. Poppowitsch
  • Studium in den Abendstunden: Die Ausbildung für Ehrenamtliche ist zeitintensiv.
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Von Dietlind Steinhöfel

Auf zahlreichen Kanzeln unserer Landeskirche stehen regelmäßig Prädikanten, die ehrenamtlich und selbstständig Gottesdienst halten. Sie haben den Kirchlichen Fernunterricht der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (KFU) absolviert und die Befähigung zur freien Wortverkündigung erlangt. Manche von ihnen sind noch den Weg bis zur Ordination gegangen und dürfen somit die Sakramente verwalten: Abendmahl feiern, taufen.
Diese Ausbildung für Ehrenamtliche wurde vor 60 Jahren ins Leben gerufen, geschuldet der repressiven Politik der DDR gegenüber den Kirchen. Auch wenn sich im Laufe der Jahrzehnte einiges geändert hat, ist das Ziel geblieben: nämlich eine theologisch qualifizierte Ausbildung für Gemeindeglieder anzubieten. Inzwischen sind drei weitere Landeskirchen mit im Boot: Berlin-Brandenburg, Anhalt und Sachsen.
Die Ausbildung spricht Christen an, die tiefer in ihren Glauben eindringen und mit ihrem Wissen das kirchliche Leben bereichern möchten. Nicht immer wollen sie ein Prädikantenamt übernehmen. Deshalb, so informiert Studienleitern Susanne Ehrhardt-Rein, gibt es vier Module der Ausbildung. Die weitestgehende ist eine 2,5-jährige bis zum Examen und zur Berufung als Prädikant. Genauso können Gemeindeglieder einzelne Kurse besuchen oder an der Ausbildung ohne Hausarbeiten und Prüfungen teilnehmen. Etwa die Hälfte, so die Studienleiterin, geht jedoch den Weg zum Prädikanten. Es sei auf der anderen Seite völlig in Ordnung, wenn der KFU zur persönlichen Glaubensbereicherung genutzt wird.
Der KFU sei die anspruchsvollste theologische Ausbildung für Laien innerhalb der EKD, so die promovierte Theologin. Dass die Anforderungen höher seien als vor 60 Jahren, kann sie nicht ausmachen. Allerdings räumt sie ein, dass die Menschen heute anders belastet und eingespannt sind. Zudem gab es in DDR-Zeiten einen großen Bildungshunger. Ein theologisches Studium bedeutete in diesen Zeiten geistlichen Freiraum. Damals gab es die Möglichkeit, nach einer weiteren Ausbildung mit Vikariat hauptamtlich ins Pfarramt zu gelangen. Das ist heute nicht mehr möglich.
„Der KFU bildet fürs Ehrenamt aus“, so Ehrhardt-Rein. Manche bedauern, dass es keinen Weg ins Hauptamt gibt. Doch das sei gewollt und angemessen. „Rein formal umfasst der KFU ein Drittel eines Bachelorabschlusses und ist deshalb keineswegs gleichzusetzen mit einem akademischen Direktstudium.“ Zum anderen soll die Ausbildung eben nicht nur für Akademiker offen sein, sondern für alle.
Zum neuen Kurs hätten sich 96 Interessierte angemeldet. Den vergangenen Kurs beendeten 42 Teil-nehmer mit bestandenem Examen. Als Motivation wird zum Beispiel angegeben: „Ich möchte gern weitergeben, was mir im Leben wichtig ist.“ Andere führen strukturelle Gründe an wie: „Ich möchte meinen Pfarrer unterstützen.“ Oder: „Ich möchte nicht, dass alles brach liegt.“ Wichtig, so Pfarrerin Ehrhardt-Rein, sei die Akzeptanz der Ehrenamtlichen durch die Hauptamtlichen und durch die Gemeinde. Auch wenn das meistens gut funktioniere, gäbe es noch Handlungsbedarf.
kfu-ekmd.de

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