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Das WO ist ein wunderbar gelungenes Werk
BACH, DAS WO

Der Eingeweihte weiß, dass es sich bei dem Kürzel "Bach, Das WO" um Johann Sebastian Bach, den Thomas-Kantor aus Leipzig und sein Weihnachtsoratorium handelt (BWV 248, 1734 komponiert) und nicht um einen seiner berühmten Söhne, Friedemann Bach oder Carl Philipp Emanuel Bach, beide in Weimar geboren und in der Herder-Kirche getauft. Heute wird Bachs WO in der Regel mit jeweils drei Kantaten, I-III und IV-VI, auf-geführt. Zur Zeit Johann Sebastians wurden sie einzeln, vom 1. Weihnachtsfeiertag bis Epiphanias aufgeführt.
Sie sind also für den Gottesdienst und die Gemeinde komponiert worden.

Ich hörte das WO das erste Mal mit 20 Jahren. Ich hatte mich leicht verspätet, und als ich die Uni-Kirche be-trat, hatte Professor Friedrich Rabenschlag den ersten Einsatz bereits gegeben . Ich hörte das Schlagen der
Pauken, das frohe Einstimmen der Geigen und schließlich den Chor mit seiner Aufforderung "Jauchzet, froh-
locket! Auf, preiset die Tage. Rühmet, was heute der Höchste getan! Lasset das Zagen, verbannet die Klage.
Stimmet voll Jauchzen und Fröhlichkeit an...!" Ich war von Anfang an ergriffen. Jeder Ton und jedes Wort  sind mir tief ins  Herz gefallen. Dabei weiß ich nicht, welche der 33 Nummern der Teile I-III ich an erste Stelle setzen sollte? Den Anfangschoral  ("Jauchzet, frohlocket")? Den Choral "Wie soll ich dich empfangen, und wie begeg'n ich dir"? (Geradezu genial war es den Adventstext mit der Passions-Melodie von "O Haupt voll Blut und Wun-den" zu verbinden!) Die Bass-Arie "Großer Gott und starker König"? Die Hirten-Arie ("Frohe Hirten, eilet"?
Den Ehre-Chor Nr. 21 ("Ehre sei Gott in der Höhe")? Oder doch die Nr. 24, den Chor "Herrscher des Himmels, erhöre das Lallen..." am Anfang des Teiles III, der zum Schluss desselben wiederholt wird?

Aber gleich, wie ich mich dabei entscheide, das Gesamt-Kunstwerk Weihnachts-Oratorium aus Chören, Reci-
tativen, Arien und einer Sinfonia (Nr. 10, die Hirtenmusik) ist ein wunderbar gelungenes Werk, das auf der Hit-Liste der Kirchenmusik ganz weit oben anzusiedeln ist. Ich habe es seit meiner ersten Aufführung in Leipzig 1960 viele Male gehört und auch selbst mehrfach mitgesungen, was noch ein ganz besonderes Erlebnis darstellt! Die Hirten-Arie habe ich dabei nie wieder so gut gehört  wie von Hans Joachim Rotzsch und Peter
Schreier! Sie wird gelegentlich zu schnell gesungen, so dass dabei ein elendes Ziegen-Gemecker heraus kommt,
und man froh ist, wenn die Arie vorbei ist.

Noch ein paar Sätze zum Text. Den Text hat zusammengestellt bzw. geschrieben Christian Friedrich Henrici
(1700-1764) aus Stolpen bei Dresden, ein Jurist und Gelegenheitsdichter, der unter dem Pseudonym Picander
veröffentlicht hat. Er ist einer der wichtigsten Texter des großen Thomas-Kantors. Picander schrieb z.B. die
Texte für die Matthäus-Passion, das Himmelfahrts-Oratorium "Lobet Gott in seinen Reichen", die Motette "Singet dem Herrn ein neues Lied" und die Bauern-Kantate. Ich habe mich mit diesem Text auf die Kantaten I-III
des WO beschränkt. Vielleicht schreibe ich eines Tages auch etwas zu den Kantaten IV-VI?

Autor:

Martin Steiger

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