Wenn die Seelsorger fehlen

Frühjahrssynode: Das mitteldeutsche Kirchenparlament tagt vom 27. bis 29. April in der Lutherstadt Wittenberg. Dabei geht es den Vertretern der Kirchenkreise und der Kirchenleitung aber nur am Rande um das Reformationsjubiläum.

Von Willi Wild

Die Kirchenälteste ist aufgebracht. E-Mobilität im Verkündigungsdienst sei ja schön und gut. Aber in ihrer Kirchengemeinde hätten sie schon seit Monaten keinen Pfarrer und müssten die Gottesdienste selbst gestalten. Dazu fehle aber die Anleitung oder Unterstützung. Auch im Kirchenkreis von Bernhard Voget sieht man sich aktuell mit einem hohen Krankenstand konfrontiert. Der Agrarökonom aus Körner, der bei der Landessynode den Kirchenkreis Bad Frankenhausen-Sondershausen vertritt, beschreibt eine Sehnsucht in den Gemeinden nach geistlicher Leitung. »Wir brauchen mehr Pfarrer« sei eine oft gehörte Forderung. Vertretungsregelungen sind wegen der Arbeitsbelastung der Hauptamtlichen und der fehlenden Ehrenamtlichen oft schwierig. Das Problem der Vakanzen kennt auch Angelika Greim-Harland. Die Superintendentin des Kirchenkreises Arnstadt-Ilmenau hat derzeit vier verwaiste Pfarrstellen zu besetzen. »Wir suchen nach Möglichkeiten, den Verkündigungsdienst von Verwaltungsaufgaben zu entlasten«, beschreibt sie den Versuch, das Gemeindeleben vor Ort zu organisieren.
Synodenpräses Dieter Lomberg sieht vor allem in der Stärkung der Lektorendienste und der Fortbildung der ehrenamtlichen Prediger eine Möglichkeit, das gottesdienstliche Leben in ländlichen Gebieten abzusichern. In seinem Kirchenkreis Haldensleben-Wolmirstedt würde die Schulung für Lektoren gut angenommen, so Lomberg. Aber er stelle immer wieder fest, dass die Angebote in vielen Kirchengemeinden oft nicht bekannt seien.
Ähnlich sei es bei der Wahrnehmung der Synodenbeschlüsse, so Lomberg. Sie kämen zum Teil nicht in den Gemeindekirchenräten an oder würden nicht verstanden. Die Kommunikationswege müssten hier noch mal überdacht und verbessert werden. Bernhard Voget hält es für entscheidend, dass sich die Gemeindeglieder in den Anträgen und Beschlüssen zur Synode wiederfinden und diese nachvollziehen können.
Als Beispiel nannte er das Thema Kindergottesdienst, das über den Evaluationsbericht Teil der Tagesordnung bei der Synodentagung in Wittenberg sein wird. »Als Familienvater bin ich glücklich, wenn es unseren Gemeinden möglich ist, entsprechende Angebote zu schaffen.« Allerdings könne er in einigen der Anträge nicht erkennen, dass sie der Lebenswirklichkeit der Gemeindeglieder entsprächen. Das hänge natürlich auch immer von den Anträgen und Eingaben ab.
Die Themen Ehrenamt und die Organisation des Gemeindelebens ohne hauptamtlichen Verkündiger seien diesmal nicht auf der Tagesordnung der Landessynode, so Präses Lomberg. Er kündigte aber im Gespräch mit der Kirchenzeitung an, dass sich demnächst die Jugendsynode damit befassen wolle. Die Tagesordnung der Frühjahrstagung der mitteldeutschen Landessynode ist wieder sehr vielfältig und breit gefächert. Neben Änderungen zum Gemeindekirchenratsgesetz oder dem Kirchengemeindestrukturgesetz liegen Anträge zur Ächtung von Kriegswaffen, zur Gleichstellung von Lebenspartnerschaften mit der Ehe oder für die fleischfreie Verpflegung zu den Synodentagungen vor.
Superintendentin Greim-Harland will sich in Wittenberg für eine Flexibilisierung des Mitteleinsatzes in den Kirchengemeinden verwenden. Kirchenkreise sollen dadurch die Möglichkeit bekommen, Einnahmen, zusätzlich zum bestehenden Stellenplan, für Personalkosten im Verkündigungsdienst einzusetzen. Eine Änderung des Finanzgesetzes hat hierzu der Kirchenkreis Stendal beantragt.
Dass bei all den organisatorischen und strukturellen Fragen sowie den inhaltlichen Debatten die Kernthemen Glaube und Spiritualität nicht zu kurz kommen, ist den Synodalen Greim-Harland und Voget wichtig zu betonen. Wittenberg sei im Reformationsjahr ein guter Ort für eine Synodentagung, um darüber nachzudenken, »wie wir Gemeinde sein wollen und was uns der Glaube bedeutet«, so Greim-Harland.

Autor:

Kirchenzeitungsredaktion EKM Süd

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