Ein weltlich Ding

Willi Wild | Foto: Maik Schuck

Kommentar von Willi Wild

Der Bundestag hat entschieden. Insgesamt stimmten 393 Parlamentarier mit Ja, 226 mit Nein. Danach können künftig homosexuelle Paare genauso heiraten wie Mann und Frau. Eine demokratische Entscheidung des Parlaments. Der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) begrüßt in seiner Stellungnahme das Votum. Weiter heißt es: »Die Bedeutung der Ehe zwischen Mann und Frau wird dadurch keineswegs geschmälert. Im Gegenteil – sie wird noch einmal unterstrichen.« Das sehen naturgemäß nicht alle Protestanten so.
Nach Luther ist die Ehe ein »weltlich Ding«. Das evangelische Eheverständnis ist davon geprägt. Von jeher versteht man darunter das geregelte Zusammenleben zwischen Mann und Frau. Die Ehe ziele vor allem auf die Gründung einer Familie, ist in der Agenda einer Landeskirche zur kirchlichen Eheschließung zu lesen. »Und schuf sie als Mann und Frau«, heißt es in 1. Mose 1, Vers 27 und in Vers 28: »Gott segnete sie und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde.« Dass die biblische Grundordnung kein Maßstab für die Mehrheit des Bundestages ist, erstaunt nicht. Für die EKD sollte sie das schon sein, glauben nicht nur Evangelikale.
»Versöhnen statt spalten« – dieses Motto verbindet sich mit dem politischen Leben von Johannes Rau. Das wünschen sich nicht wenige von ihrer Kirche. Mit ihrer Stellungnahme polarisiert die EKD und grenzt aus, wo sie doch genau das Gegenteil im Sinn hat. Der Rat der EKD ist die öffentliche Stimme der Evangelischen Kirche in Deutschland. Er vertritt die Interessen von 20 Landeskirchen mit insgesamt 22 Millionen Gemeindegliedern. Und die können eigentlich mehr erwarten als die uneingeschränkte Zustimmung zur »Ehe für alle«.

Autor:

Adrienne Uebbing

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