16. Thüringer Adjuvantentage
Bauern und Handwerker haben einzigartige Musikkultur geprägt

Das Thüringer Bach Collegium spielt im Festkonzert. | Foto: Jan Kobel
  • Das Thüringer Bach Collegium spielt im Festkonzert.
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Zu den 16. Thüringer Adjuvantentagen wird vom 13. bis 15. Juni ins Untere Ilmtal im Weimarer Land eingeladen. In Auerstedt, Eberstedt, Flurstedt, Gebstedt, Neustedt, Niedertrebra, Obertrebra und Wickerstedt sind unter anderem Konzerte, Vorträge, Ausstellungen, ein Kindermusical, ein Musikfest, eine Orgeltour und ein Festgottesdienst am 15. Juni um 10 Uhr mit Regionalbischöfin Dr. Friederike F. Spengler geplant. Dabei werden bis zu 250 Jahre alte Noten aus der Region zu neuem Leben erweckt. Das Musikfest findet jedes Jahr in einer anderen Region statt, um an das einzigartige musikalische Erbe aus der jahrhundertealten Tradition protestantischer Kirchenmusik in Thüringen zu erinnern: Bauern und Handwerker musizierten als Adjuvanten (Gehilfen) der Kantoren bei Gottesdiensten und Festen. Das Programm im Internet: https://adjuvantentage.de/programm2025/.

Nach der Eröffnung am 13. Juni in Wickerstedt mit Präsentation des historischen Notenbestands in Niedertreba durch Dr. Christoph Meixner und Orgelmusik folgt am 14. Juni eine Adjuvanten-Orgeltour nach Auerstedt, Eberstedt, Flurstedt und Obertrebra. Am Abend wir der aus Gebstedt stammende Komponist Volckmar Leisring (um 1588–1637) wiederentdeckt. Nach dem Festgottesdienst mit Chor- und Instrumentalwerken aus dem Adjuvantenarchiv Niedertrebra und dem ganztägigen Adjuvantenfest am 15. Juni beschließen die Adjuvantentage mit einem Festkonzert mit Gesang, Streichern, Bläsern, Truhenorgel und Pauke unter der Leitung von Gernot Süßmuth (erster Konzertmeister der Staatskapelle Weimar) um 18 Uhr in der Reformationskirche Niedertreba. Dort erklingen einzigartige Werke erstmals wieder an ihrem authentischen Ort. Das Barockensemble Thüringer Bach Collegium präsentiert Kantaten von Johann Georg Ahle, Georg Anton Benda, Johann Gottfried Krebs und eine Trompetensonate von Georg Philipp Telemann, dessen Musik unter den Adjuvanten weithin beliebt war.

Begleitend ist die Ausstellung „Ein Geschenk des Himmels – Die Reformation und ihre Musik In Thüringen“ vom 3. Juni bis 1. Juli in Apolda in der Marktpassage zu sehen.

Am ganzen Wochenende ist ein vielfältiges Musikfest für alle Generationen geplant, präsentiert von den heutigen „Adjuvanten“: lokalen Musikgruppen, Chören und Kantoreien, Bläserensembles und Posaunenchören, musikalisch Aktiven an Orgeln und Soloinstrumenten. Sie präsentieren Fundstücke aus der Sammlung oder geben ihre aktuellen Lieblingsstücke zum Besten. Kinder und Familien sind eingeladen zu Musik-Erkundungen, Instrumente-Basteln und einem Musical. Zudem gibt es mehr zu den Kirchen und Orgeln der Umgebung zu erfahren, zu dem aus Gebstedt stammenden Komponisten Volckmar Leisring (um 1588–1637) oder zum Briefwechsel zwischen dem Musikkritiker Gustav Adolf Keferstein (1799–1861), einst Pfarrer in Wickerstedt, und dem berühmten Komponistenpaar Clara und Robert Schumann.

Die Termine im Überblick (Auswahl):

Freitag, 13. Juni
Wickerstedt, Kirche St. Vitus und Kirchhof
18.30 Uhr, Spielmannszug (vor der Kirche)
19 Uhr, Eröffnung mit Jungbläsern Bad Sulza, Liedern der Regenbogen-AG, Vorstellung der Kirche, Präsentation des Notenbestandes Niedertrebra, Orgelmusik, Konfi-Präsentation und Lied, Orgelgeschichten

Samstag, 14. Juni
9 Uhr, Musikalisch-kulinarische Orgeltour nach Auerstedt, Eberstedt, Flurstedt, Obertrebra auf den Spuren der Adjuvanten mit Vorstellung der Kirchen, Kostproben aus dem Musikleben, Orgelgeschichten
17.30 Uhr, Neustedt, Dorfkirche, Auftakt in den Abend (Musik an alten Adjuvantenpulten u.a.)
19 Uhr, Gebstedt, Pfarrkirche und Kirchenwiese, Adjuvanten-Abend und Leisring-Serenade mit Wieder-Erstaufführung von Motetten des in Gebstedt geborenen und fast vergessenen Komponisten Volckmar Leisring

Sonntag, 15. Juni

Niedertrebra
10 Uhr Reformationskirche, Festgottesdienst mit Werken aus dem Adjuvantenarchiv Niedertrebra von Johann Georg Wernhammer und Johann Gottfried Krebs
11 Uhr Adjuvantenfest mit Orgel- und Kirchenführungen, Tambourine-Basteln, Essen, Trinken
13.30 Uhr Forum Thüringische Musikgeschichte mit Vorträgen von Dr. Dorlies Zielsdorf »Adjuvantengeschichte in der Region« und Dr. Thomas Synofzik »Zum Briefwechsel zwischen dem Wickerstedter Pfarrer Keferstein und Clara und Robert Schumann«

16 Uhr, Eberstedt, Kirche St. Margarete
Kindermuscial "Schenk dir was!"; Text: Sandra Engelhardt, Musik: Martin Maria Schulte; Ausführende: Kinderchor der Ev. Grundschule Apolda, Projektband, Schauspieler und Schauspielerinnen aus der Region, Leitung Cornelia Kühne und Mike Nych

18 Uhr, Niedertrebra, Reformationskirche
Festkonzert: Schätze aus dem Adjuvantenarchiv mit Kantaten von Johann Georg Ahle, Georg Anton Benda, Johann Gottfried Krebs und Trompetensonate von Georg Philipp Telemann; Ausführende: Thüringer Bach Collegium | Leitung Gernot Süßmuth; Friederike Beykirch, Sopran / Etienne Walch, Altus / Gabriel Pereira, Tenor / Oliver Luhn, Bass

3. Juni bis 1. Juli
Apolda in der Marktpassage zu den Öffnungszeiten
Tafelausstellung mit Texten und Bildern „Ein Geschenk des Himmels – Die Reformation und ihre Musik in Thüringen“; Kurator: Dr. Christoph Meixner (Hochschularchiv | Thüringisches Landesmusikarchiv Weimar)

Hintergrund:
Die Thüringer Adjuvantentage hat der Verein Academia Musicalis Thuringiae (Sitz in Weimar) im Jahr 2008 ins Leben gerufen. Sie werden mit den Kirchengemeinden, dem Landesmusikarchiv und der Musikhochschule Weimar in enger Zusammenarbeit mit den lokalen Kantoren, Chören, Ensembles, Künstlern und Vereinen vorbereitet. Alle Generationen können mitwirken und so die Musikkultur ihrer Vorfahren erkunden und aufleben lassen. Hintergrund ist die europaweit wohl einzigartige reiche Musikkultur auf den Thüringer Dörfern des 16. bis 18. Jahrhunderts. Die Kantoren komponierten, kümmerten sich um das international aktuelle Repertoire und lehrten die Kinder Singen und Instrumentenspiel. So wuchs ein Großteil der Bevölkerung zu „Adjuvanten“ (lat. adjuvare - helfen) heran, so dass Bauern und Handwerker neben ihrem Broterwerb in den Gottesdiensten und bei dörflichen Festen als Sänger und Instrumentalisten wirkten. Sie müssen erstaunlich gut qualifiziert gewesen sein, denn das Repertoire kann man als Weltspitze bezeichnen: Kantaten, Motetten, Passionen und sogar Oratorien, unter anderem von Heinrich Schütz und Georg Philipp Telemann wurden in hoher Qualität aufgeführt. Es bildeten sich die Adjuvantenchöre, aus denen die heutigen Gemeinde- und Kirchenchöre hervorgegangen sind.

Autor:

susanne sobko

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