FUNDSACHEN
Schätze, Perlen, Algorithmen

FUNDSACHEN

1. Der Schatz im Acker (Mt 13,44). Ein Mann geht über ein Feld. Es ist nicht sein Feld. Er tritt auf etwas Hartes, beugt sich hinab, stößt auf ein Metallstück. Er holt den Spaten. Dann glimmt es auf. Eine Truhe, Eisenbänder verrostet, Holz vom Humus geschwärzt. Der Deckel gibt nach, und in der Dunkelheit blitzt Gold – Münzen, Schmuck. Der Mann weiß: Du musst dein Leben ändern! Er verkauft seinen Hof, sein Haus - alles. Und kauft diesen Acker. In der Stille eines Abends hebt er die Truhe wieder aus und weiß, dass sie ihm gehört – nicht weil er sie gefunden hat, sondern weil er alles für sie gelassen hat. Wenn Menschen heute mit Metallsonden über Felder gehen, sind sie moderne Schatzgräber. Sie lauschen auf das leise Piepen, das durch den Kopfhörer kommt. Jeder Ton könnte eine Cola-Dose sein oder ein römischer Denar. Das Schatzsuchen ist eine Schule des Wartens, der Hoffnung, des Aushaltens von Enttäuschung. Die Welt birgt Geheimnisse, und man kann sie finden.

2. Die schwarze Perle (Mt.13,45f). Ein Perlenkaufmann verkauft alle seine Perlen für eine einzige - die Wertvollste. Im DDR-Comic „Mosaik" 141 reisen Dig und Dag durch ferne Länder. Eines Tages tauschen sie eine Perle - wie sie noch kein Perlentaucher gesehen hat, tiefschwarz und mit einem Schimmer, der nicht nur das Licht bricht, sondern Gedanken - gegen Leben und Freiheit ihres Gefährten Digedag ein. Perlen entstehen im Verborgenen, in der Dunkelheit einer Muschel, durch Reibung an einem Schmerz – ein Sandkorn, das die Auster nicht ausstoßen kann, muss sich zur Perle wandeln. So wird das Störende Schönheit.

3. Der Algorithmus, der alles wendet. Es war einmal ein Mensch, der lebte im ständigen Nebel von Stimmen, Nachrichten und Parolen. Alles schien gleich wichtig zu sein. Er wusste nicht mehr, was er denken sollte, also dachte er, was alle dachten. Eines Tages bekam er diesen sonderbaren Zettel zugesteckt. Darauf war ein Algorithmus verzeichnet. Vier Prüfungen, die man jeder Nachricht, jedem Urteil, jeder Meinung auferlegen konnte. Der Algorithmus war einfach. Erstens: Prüfe, ob es wahr ist. Zweitens: Prüfe, ob es wesentlich ist. Drittens: Prüfe, ob es dem Leben dient. Viertens: Wenn es diese drei Prüfungen besteht – handle danach. Und wenn nicht – wirf es weg.
Wer diesen Algorithmus anwendet, merkt bald: Der Nebel lichtet sich. Die Angst, eine eigene Stimme zu haben, schwindet. Die Knechtschaft unter dem Mainstream zerbricht. Es ist wie ein Schatz, der einem die Freiheit kauft, oder wie eine Perle, die den Blick schärft für das, was nicht verhandelbar ist.

4. Das „Himmelreich”, für das die Bibel mehrere Gleichnisse fand, ist wie ein Schatz im Acker – man gräbt, man riskiert. Es ist wie eine Perle, die aus Schmerz Schönheit machte. Es ist wie ein Algorithmus, der die Freiheit schenkt, klar zu sehen und klar zu reden. Diese drei aber sind ein und dasselbe - nämlich das Fundstück, für das man alles gibt. Sein Wert liegt nicht in ihm selbst – sondern in der Freude und Klarheit, die mit dem Wert kommt.

Autor:

Matthias Schollmeyer

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