»Wie ein Pilgerweg«

Gemeinsam gelang der Weltrekord: Auf einer Länge von 1 517 Metern zeigten sie die von Willy Wiedmann gemalte Bibel. | Foto: Viktoria Kühne
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Magdeburg: Hunderte Menschen zeigten längste gemalte Bibel auf 1 517 Metern

Von Romy Richter

Martin Wiedmann blickt glücklich auf die mehr als einen Kilometer lange Menschenkette, die mit der wohl längsten gemalten Bibel der Welt das Lebenswerk seines Vaters in den Händen hält. »Es ist wie ein Pilgerweg«, sagt er. Erstmals ist die Wiedmann-Bibel am Sonntag am Magdeburger Elbufer komplett ausgeklappt und an einem Stück präsentiert worden. Der Weltrekord zum 500. Reformationsjubiläum soll nun beim Guinness-Buch der Rekorde angemeldet werden.
Martin Wiedmann ist mit der Familie, seiner Frau und seinen Söhnen, nach Magdeburg gereist, um dabei zu sein. Er ist beeindruckt, wie das Werk seines Vaters Willy Wiedmann (1929 bis 2013) gewürdigt wird. Am Ende ist das Faltbuch, das das Alte und Neue Testament in 3 333 Illustrationen wiedergibt, auf insgesamt 1 517 Metern Länge zu sehen. Um den Weltrekord, der an Luthers Thesenanschlag von 1517 erinnern soll, auch offiziell anerkennen zu lassen, wird unter Begutachtung unabhängiger Zeugen genau vermessen.
Martin Wiedmann spricht von fast 400 Menschen, die sich an der Bibel-Menschenkette beteiligt haben. Einige Teilnehmer hatten sich spontan entschieden, sich einzureihen. Die ehemalige Dompredigerin Waltraut Zachhuber ist mit ihrem Mann dabei und lässt sich stolz fotografieren, für die Enkel. Sie freut sich, dass die Aktion in Magdeburg stattfindet.
Eine Mutter mit ihren drei Kindern steht einige Meter und einige Bibelszenen weiter. »Wir wollten unbedingt dabei sein«, sagt sie. Eine Magdeburgerin glaubt, dass es kein Zufall sein kann, dass sie ausgerechnet an dieser Stelle platziert wurde, um dieses Stück Bibel zu halten.
Domprediger Jörg Uhle-Wettler findet das Projekt gelungen: »Viele Leute haben die Bibel zwar zu Hause, aber sie schlagen sie nicht mehr auf.« Da biete der Weltrekordversuch bei bestem Sonnenschein eine gute Gelegenheit, sich damit auseinanderzusetzen.
Uhle-Wettler hat an diesem Tag eine besondere Aufgabe. Er geht langsam an der ausgeklappten Bibel vorbei und muss immer wieder einzelne Szenen erklären. Überall wird er angesprochen: »Herr Uhle-Wettler, wo stehe ich?« Ein prüfender Blick: »Sie stehen im 2. Buch Mose.« Superintendent Stephan Hoenen dagegen weiß genau, wo er steht und welche Szene er festhält: die Passion Christi. Nicht immer sind die Bilder leicht zu erkennen, aber sie bieten Ansatzpunkte, über die Bibel zu reden. Hoenen sagt: »Ich habe erlebt, dass heute sehr viele Menschen miteinander ins Gespräch gekommen sind.« Die Beteiligung und die Resonanz, auch von unbeteiligten Passanten, sei ein toller Erfolg.
Die Wiedmann-Bibel wurde im Stil der Polykonmalerei geschaffen, einem Malstil, den der Künstler Willy Wiedmann in den 1960er-Jahren entwickelte. Typisch dafür ist die Zusammensetzung von geometrischen Formen. 16 Jahre lang hat der Künstler an der gemalten Bibel gearbeitet. Sein Sohn fand sie erst nach dem Tod des Vaters in mehreren Kisten in dessen Haus in Stuttgart, zusammen mit schriftlichen Aufzeichnungen, und digitalisierte die Bilder anschließend. »Es war der Wunsch meines Vaters, diese Bibel allen Christen, allen Menschen zugänglich zu machen«, so Martin Wiedmann.
Während des »Kirchentages auf dem Weg« vom 25. bis 27. Mai werden Ausschnitte aus der Bibel und Eindrücke vom Tag des Weltrekords in der Festung Mark zu sehen sein. Zudem werden beim großen Festgottesdienst am 28. Mai auf den Elbwiesen in Wittenberg einzelne Abschnitte der Bibel gezeigt. Die offizielle Anerkennung als Weltrekord kann noch einige Wochen in Anspruch nehmen. (epd)

Autor:

Kirchenzeitungsredaktion EKM Nord

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