Kulturerbe Friedhof

Petra Karrasch | Foto: privat

Fachtag zur Zukunft der Kirchhöfe

Die Kirchhöfe stehen im Fokus einer Fachtagung, zu der der Verband der Kirchenbauvereine Sachsen-Anhalt am 29. April nach Naumburg einlädt. Mit der Vorsitzenden Petra Karrasch sprach Constanze Matthes.

Warum befasst sich der Verband mit diesem Thema?
Petra Karrasch:
Niemandem bleibt verborgen, dass die leeren Flächen auf den Fried- und Kirchhöfen größer werden – als Ausdruck einer veränderten Trauer- und Bestattungskultur. Mancherorts gibt es erste Zeichen der Verwahrlosung. Neue Nutzungs- und Gestaltungsideen sind noch rar. Vereinzelt kommt Bewegung ins Spiel. Die großen denkmalgeschützten Parkfriedhöfe ziehen mit Konzerten, Führungen und Kunst Besucher an. Immer öfter heißt es, die Friedhöfe seien auch Orte für die Lebenden.

Welches Anliegen verfolgt die Fachtagung?
Karrasch:
Kirch- und Friedhöfe gehören zum Kulturerbe, aber dieses Erbe ist in einem rasanten Rückbau begriffen. Der Verlust ereignet sich von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt. Wir wollen konzeptionelle Arbeit zur Zukunft der Kirchhöfe als Kulturgut anmahnen und unterstützen sowie das Bewusstsein für den kulturellen und botanischen Schatz unserer Kirchhöfe bei den Handelnden wecken. Wir wollen ermutigen, neue Gestaltungs- und Nutzungsideen zu sammeln und zu verbreiten. Dafür wollen wir uns mit Kirchgemeinden, Kirchenkreisen, Landeskirche und dem Landesheimatbund starkmachen.

Wie werden Friedhöfe in der Öffentlichkeit wahrgenommen?
Karrasch:
Zugespitzt gesagt, gar nicht! Jeder hat einen Bezug dorthin, weil Verstorbene zu ihm gehören. Und dennoch ist der Friedhof auf eigentümliche Weise kein Gegenstand von gesellschaftlichem oder privatem Interesse, von Fragen, Wissen, Erörterungen, Überzeugungen oder Kontroversen. Jeder scheint aber ein Bild von einem bewahrenswerten Friedhof zu haben, von einem Friedhof, auf dem er selbst einmal mit der Ewigkeit verschmelzen will oder eben auch nicht. Immer öfter provoziert der Friedhof Aufreger, weil die ehemals penibel gepflegte, die magisch-spirituelle Anziehungskraft der Anlagen verlorengeht.

Gibt es positive Beispiele?
Karrasch:
Der Förderverein von Vollenschier in der Altmark wollte den Verfall der historischen Kirchhofmauer nicht länger hinnehmen. Eine Partnerschaft mit der Jugendbauhütte Quedlinburg brachte die Lösung. Der Förderverein von Gröst im Kirchenkreis Merseburg errichtet mit dem örtlichen Winzer eine begehbare Weinrebenkirche auf dem still gelegten Kirchhof.

Wie kann die jüngere Generation sensibilisiert werden?
Karrasch:
Durch Lern- und Mitmachprojekte. Gut vorstellbar sind Projekttage für Grundschüler »Unser Kirchhof – ein Geschichtsbuch unseres Ortes«.

Autor:

Kirchenzeitungsredaktion EKM Nord

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