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Rechte Hand, linke Hand

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Von Paul-Philipp Braun

Vom Wein zum Blut, vom Saulus zum Paulus, vom Fischer zum Jünger: Die Bibel steckt voller Wandlungen, die sich immer wieder auf den Geist Gottes zurückführen lassen und vielen Menschen als Beispiel dienen.
Als eine dieser, wenn auch nicht ganz so tiefen, Wandlungen erschien es der Redaktion auch, als der Evangelische Pressedienst (epd) vergangene Woche eine Vorab-Meldung zur Rede Landesbischof Friedrich Kramers in Hannover schickte. Darin zitierte die Agentur aus dem Redemanuskript des Bischofs. Besonderheit: Kramer drückte sich in seinem Wortlaut ungewöhnlich politisch aus (G+H Nr. 9, Seite 2). Er äußerte sich offen zur noch anstehenden Ministerpräsidenten-Wahl, bezeichnete die AfD als "faschistisch und rassistisch" und warnte die CDU davor, sich von Nazis und Linken gleichermaßen zu distanzieren.
Eine Wandlung? Keine Wandlung!
Nicht umsonst heißt es für den journalistischen Umgang mit Manuskripten, dass letztendlich nur das gesprochene Wort gilt. In diesem aber wich der Bischof fast vollständig von der vorgefertigten Rede ab. Die erwarteten klaren Worte zur politischen Lage Thüringens blieben in Hannover aus. Stattdessen: Viel Diplomatie und der Aufruf, alle Christen einzuschließen.
Spätestens seit Christa Wolf wissen wir, dass man zwischen allen Fronten sehr bequem stehen kann. Dass der Landesbischof dies allerdings tut, während sein Team Manuskripte herausgibt, die genau das Gegenteil beweisen, das ist, beschönigt gesagt, wirklich ungünstig.
Und so kommt der Gedanke auf, dass hier vielleicht die linke Hand nicht weiß, was die rechte tut. Und das ist – ganz im Sinne Bischof Kramers – nicht einmal politisch zu verstehen.

Autor:

Paul-Philipp Braun

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