Freitag, vor eins...
Unsere Seite 1 - Sonntagabend-Lagerfeuer

Seite 1 der "Glaube+Heimat", Nr. 48, 29. November 2020 | Foto: G+H
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Was machen Sie sonntags um 20:15 Uhr? Auch wenn Sie es nicht schauen, Sie wissen genau was gemeint ist. Allem Mediathek-Fernsehen zum Trotz, diese Uhrzeit ist in vielen Haushalten dennoch gesetzt: für den Tatort.

Am kommenden Sonntagabend vor 50 Jahren lief der erste, mit dem Titel «Taxi nach Leipzig». Inzwischen hat die Reihe Kult-Staus.  Neben DVD-Boxen, Büchern und Spielen gibt es «Tatort»-Kuschelkissen, Pflasterdosen und das «Frühstücksbrettchen Alberich». Die WDR Mediagroup preist ihr Produkt überschwänglich an: «Der 'Tatort' ist konkurrenzlos. Über den 'Tatort' wird zudem in allen Medien permanent kommuniziert - längst hat er sich zu einem medialen Event entwickelt.» In dieser wechselhaften Pandemiezeit ist der Tatort vor allem eins: eine der wenigen Konstanten.

Wenngleich man natürlich über die inhaltlichen als auch die schauspielerischen Qualitäten Woche für Woche streiten und diskutieren kann. In den sozialen Netzwerken hat sich seit langem ein eigener Sport entwickelt, die Folgen zu kommentieren. Der «Tatort» liefert verlässlich Gesprächsstoff. Im Durchschnitt schalteten im vergangenen Jahr neun Millionen  Zuschauer ein. 

Bis er zum Event und zur Marke wurde, dauerte es freilich eine Weile: Das Fernsehen war zu Beginn der 1970er Jahre gerade erst auf dem Weg zum Massenmedium, vor dem sich eine Nation wie an einem Lagerfeuer versammeln konnte. Bis in die 1990er Jahre hinein wurde nur eine Folge im Monat ausgestrahlt, die Filme dauerten anfangs zwischen 70 Minuten und zwei Stunden, die Marktanteile lagen meist zwischen 50 und 70 Prozent. Die Idee des vor zwei Jahren verstorbenen «Tatort»-Erfinders Gunther Witte, die Reihe mit verschiedenen Ermittlern in verschiedenen Städten zu verorten, hält den «Tatort» bis heute lebendig. Bei aktuell 21 Teams immer was los, und er spiegelt im besten Fall die Vielfalt der Lebenswelten in Deutschland wieder.

Mit dem Erfolg wuchs freilich auch die Verantwortung, der gesellschaftlichen Vielfalt gerecht zu werden. Mit Florence Kasumba ist seit dem vergangenen Jahr die erste schwarze Hauptdarstellerin am Start, an der Seite von Maria Furtwängler im NDR-«Tatort» aus Göttingen. Mehmet Kurtulus war 2008 der erste «Tatort»-Ermittler, der aus einer Einwandererfamilie stammte: der verdeckte Ermittler Cenk Batu aus Hamburg. Und Meret Becker spielt noch bis 2022 in Berlin die erste jüdische Kommissarin. Aber da geht noch mehr. Der «Tatort» steht für Vielfalt und ist eines der letzten gemeinschaftsfördernden Lagerfeuer-Erlebnisse des Fernsehens. Dieses Pfund sollte er auch in Zukunft nutzen.

Einen echten Krimi lesen Sie im Übrigen auch in der übernächsten Ausgabe Ihrer Kirchenzeitung. Nur soviel sei verraten: Es geht um einen Raub, einen Taufstein und wie in allen unserer diesjährigen Adventsausgaben um Engel. Sie dürfen gespannt sein.
In unserer aktuellen Nummer gibt es neben der umfassenden Synoden-Berichterstattung einen ersten Einblick in die Welt der himmlischen Gestalten. Wir wünschen gute Lektüre und einen gesegneten 1. Advent, für den Sie in Ihrer Zeitung auch extra eine Andacht für Zuhause finden.

Unsere Themen:

So gar nicht putzig: Meistens sind Engel kindhaft klein und wirken putzig. Fast immer haben sie Flügel und sind nie zum Fürchten. Dieses Bild hält dem biblischen Zeugnis nicht stand.

Taufengel im Trend: Taufengel: Vor 300 Jahren waren sie begehrt. Später war Vertretern der Aufklärung ihre bildhafte Wirkung suspekt. Vor etwa vier Jahrzehnten begann ihre Wiederentdeckung. Heute sind Taufengel ihren Kirchengemeinden lieb und wert.

"Schalten Sie bitte das Mikro an, danke!": Erste Online-Synode der EKM mit Lerneffekt und Unterhaltungswert

Außerdem:

Menschenwürde und Grundwerte: Der Migrationsexperte Gerald Knaus über die Grenz- und Asylpolitik der EU, Seenotrettung im Mittelmeer und warum Deutschland nicht länger auf eine gesamteuropäische Lösung bauen sollte.

Luther geht in den Ruhestand: Bernhard Naumann hat als Luther-Darsteller eine besondere Beziehung zum Reformator, und das in vielerlei Hinsicht. 20 Jahre lang war er Kirchmeister der Stadtkirche Wittenberg. Nun, mit 65, verabschiedet er sich aus seinem Amt.

Ohne Brot, für die Welt?: Die coronabedingte Absage von Christvespern bedroht die Arbeit des evangelischen Hilfswerks.

Mein Fazit der Synode
Zusammenführen, was zusammen gehört

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Lesen Sie wöchentlich Reportagen und Berichte aus den Kirchenkreisen der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland und der Evangelischen Landeskirche Anhalts, aus Deutschland und der Welt und erfahren Sie mehr über Hintergründe zu gesellschaftlichen Debatten und zu Glauben im Alltag. Die Mitteldeutsche Kirchenzeitung „Glaube + Heimat“ erhalten Sie als E-Paper und als gedruckte Ausgabe im Abonnement, in ausgewählten Buchhandlungen und Kirchen.

Autor:

Mirjam Petermann

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