Mariendistel und Judasbaum

Gärtnernde Theologin: Christine Lässig (links) fachsimpelt mit Regina Diez inmitten der Blütenpracht. | Foto: Thomas Schäfer
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Ein märchenhafter Ort, der die Fantasie beflügelt, ist der Kirchgarten der Ehringsdorfer Marienkirche (Kirchenkreis Weimar). Dort gedeihen
Pflanzen mit Kirchenbezug.

Von Uta Schäfer

Es ist ein Refugium der besonderen Art, das die Kirchgartenmauer in Ehringsdorf schützend umgibt, verstecken aber will es sich auf gar keinen Fall. Das große Tor an der Straße lässt sich immer öffnen. Gleich am Eingang wird der Besucher vom »Roten Kardinal« begrüßt, die »Heilige Elisabeth« zeigt jetzt ihre ganze Schönheit, die Engelstrompete wartet noch auf ihren Einsatz und die Gottesaugen blicken freundlich drein. An die 50 Blumen und Gehölze mit Kirchenbezug wurden hier seit 2013 mit Sachkenntnis und Hintersinn zusammengetragen und wirkungsvoll in Szene gesetzt.
Gepflegt hat die Gemeinde das Umfeld ihrer uralten Marienkirche immer, »aber die Zeit für eine Neubepflanzung war dann doch gekommen«, blickt Christine Lässig zurück. Im Ruhestand wohnt die ehemalige Chefredakteurin von »Glaube+Heimat« keine 100 Meter vom Kirchgarten entfernt. Wer ihr Buch »Dem großen Gärtner auf der Spur« kennt oder schon einmal im Weimarer Herdergarten lustwandelte, dessen Rekonstruktion sie einst mit Energie betrieb, weiß, dass bei ihr Gestaltungsfreude und Recherchelust reich blühen. Es sei nicht schwer gewesen, andere für das Vorhaben zu begeistern.
Sieben gartenkundige Frauen zwischen 40 und über 80 Jahren sind von Anfang an dabei, teilen sich nach einem festen Plan im 14-tägigen Rhythmus in die damit verbundene Arbeit und bringen ihre Ideen und Kompetenzen ein. Zu ihnen gehört Regina Diez. Die Kirchenälteste ist gekommen, um nach dem Kerzen-Kreuzkraut zu schauen, das sich nicht so prächtig wie im letzten Jahr entwickeln will. »Ich habe es mal gedüngt, vielleicht braucht es mehr Nährstoffe.« Sie freut sich sehr über das Erreichte und die gute Resonanz. Direkt gezählt würden die Besucher nicht, aber der Kasten mit den Faltblättern, in denen alle Pflanzen aufgelistet und teilweise mit ihrem Bezug zur Bibel erklärt werden, müsse oft nachgefüllt werden.
»Die ›Glora Dei‹ war die erste Rose, jetzt sind es vier. ›Martin Luther‹ steht pünktlich im Jubiläumsjahr in Knospe, und im Herbst bekommt er ›Katharina von Bora‹ wieder an seine Seite«, meint Christine Lässig schmunzelnd. Das Pfaffenhütchen gegenüber fühle sich derzeit nicht so wohl. Der Teufelsstrauch gleich daneben gedeiht gut und gehöre eben auch zur Kirche. »Wir haben ihn mit Christrosen unterpflanzt, um die Sache etwas zurechtzu-
rücken«, so die gärtnernde Theologin. Links vom Eingang zur Marienkirche duftete auch in diesem Jahr die Pfingstnelke zuverlässig an den Feiertagen in Nasenhöhe der Besucher, und auf Augenhöhe gleich rechts verspricht die Hauswurz »Sempervivum« ewiges Leben.
Seit drei Jahren beteiligt sich die evangelische Kirchengemeinde Oberweimar/Ehringsdorf mit diesem kleinen, speziellen Kirchgarten an der Aktion »Open gardens«. Dann kommen einige Hundert Menschen, um über die Pflanzen mit Kirchenbezug zu staunen, Kirchenkekse und Kräuterlimonaden zu probieren oder sich über Kirchenkräuter und ihre Verwendung in Riechsträußchen zu informieren. Stündlich gibt es schöne Musik und jeweils eine kleine Ausstellung für diesen Tag in der Kirche. Im vergangenen Jahr waren es Werke von Elly-Viola Nahmmacher und in diesem Jahr Darstellungen der Kirchen Ehringsdorf und Oberweimar in Kopien oder Originalen. Die reichten von der Goethezeichnung über Werke von Karl Buchholz, Lyonel Feininger, Christian Rohlfs, Alexander Olbricht oder des Grafikers Alfred Pretzsch bis hin zum Laienkünstler und Schwiegervater Walter Diez.
Überhaupt: Bei allem botanischen Interesse ist es das Hauptanliegen der engagierten Damen, ihre Dorfkirche in den Blick und die Herzen der Bewohner zu pflanzen. Das scheint zu klappen, denn gern werden inzwischen Gäste in dieses Paradies vor der Haustür geführt und sind überrascht, genauso wie jener Besucher, der gerade durch die Pforte tritt. Begeistert liest er die Namen auf den Pflanzschildern und stellt mit schwäbischem Dialekt fest: »Wer das so liebevoll pflegt, muss es von Herzen tun.«

Gärtnernde Theologin: Christine Lässig (links) fachsimpelt mit Regina Diez inmitten der Blütenpracht. | Foto: Thomas Schäfer
50 Pflanzen, wie Kerzen-Kreuzkraut, Glockenblumen und Salomonssiegel, wachsen vor der Kirche in Ehringsdorf. | Foto: Thomas Schäfer
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Kirchenzeitungsredaktion EKM Süd

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