Die Zukunft: Das Ehrenamt

Professorin Beate Hofmann | Foto: Claudia Crodel

Theologische Tage an der Uni in Halle zur Zukunft der Kirche

Von Claudia Crodel

Weniger Mitglieder, weniger Geld, weniger Hauptamtliche in der Kirche. Welche Konsequenzen hat diese Entwicklung für die Kirche und Kirchengemeinden? Da scheinen kirchliche Laien, also Nicht-Theologen, zunehmend an Bedeutung zu gewinnen. Muss das Verhältnis zwischen den Hauptamtlichen und den Ehrenamtlichen deshalb neu definiert werden? Darum ging es bei den Theologischen Tagen an der Theologischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle.
Beate Hofmann, Professorin für Diakoniewissenschaft und Diakoniemanagement von der Kirchlichen Hochschule Wuppertal-Bethel, sprach über das Ehrenamt als Zukunftskonzept in der evangelischen Kirche. Wie sich die Entwicklung vor Ort wirklich vollzieht, könne man nicht sagen. Doch sie erläuterte, dass der Paradigmenwechsel und die sich ergebenden verschiedenen Möglichkeiten im Ehrenamt die Rollen von Haupt- und Ehrenamtlichen verändern. Das führe jedoch nicht selten zu Irritationen, manchmal »statt zur Symphonie eher zu Dramen« und deshalb auf jeden Fall zu einem erhöhten Orientierungsbedarf.
Ehrenamt gab es schon immer in der Kirche. In der Reformation bekam es aber eine neue Betonung. Nach Martin Luther sind alle Getauften bereits zu Priestern geweiht. Diese reformatorische Grundidee gewinnt heute an Bedeutung. Früher waren die Hauptamtlichen auf der Bühne, die Ehrenamtlichen unerlässliche Helfer im Hintergrund. Doch was passiert, wenn aus der Pastorenkirche eine Kirche der Ehrenamtlichen wird? Diese übernehmen in vielen Gemeinden immer mehr Aufgaben, sogar auch solche, die traditionell von den Pfarrern erledigt wurden. Da entsteht Verunsicherung. Wichtig sei, dass in beiden Richtungen Fragen der Anerkennung eine wichtige Rolle spielen, betonte Beate Hofmann. Menschen, die sich ins Ehrenamt einbringen wollen, haben unterschiedliche Fähigkeiten und Gaben. Sie entscheiden sich heute bewusst fürs Ehrenamt, sind verantwortliche Bürger, Experten und Berater, gute Nachbarn, Engel der Gemeinschaft oder Event-Helfer. Sie orientieren sich dabei an eigenen Interessen, wollen sich einmischen, in Beziehung sein, nicht nur reden, sondern etwas tun. Die Gemeinschaft steht dabei im Vordergrund. Oft wählen die Ehrenamtlichen lieber das Engagement in Projekten und Aktionen, als ein langfristiges Engagement auf sich zu nehmen. Das habe mit ihren Lebensumständen, den Herausforderungen in Beruf und Familie zu tun.
Das müsse man immer mitdenken. Die Professorin betonte, dass Ehrenamt kein Selbstläufer sei. Es müsse moderiert und zeitgemäß gestaltet werden. Dazu gehöre auch, dass Verlässlichkeiten geschaffen werden müssen. »Die Stärkung des Ehrenamts kann ein gutes Konzept für die Zukunft sein«, so Beate Hofmann. Und sie sagte auch, dass Engagement nicht nur den Glauben voraussetze, sondern oftmals die Voraussetzung für den Glauben sei.
Unter dem Titel »Symphonie, Drama, Powerplay« wird im März ein Buch zum Thema erscheinen, das Beate Hofmann gemeinsam mit Cornelia Coenen-Marx herausgegeben hat.

Autor:

Kirchenzeitungsredaktion EKM Süd

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