Bis zum Morgengrauen

Eine Nacht im Theater: Vom späten Nachmittag des 30. Oktober bis weit nach Mitternacht gibt es im Deutschen National­theater in Weimar ein vielfältiges Kulturprogramm zum Reformationsjubiläum. | Foto: Thomas Müller
  • Eine Nacht im Theater: Vom späten Nachmittag des 30. Oktober bis weit nach Mitternacht gibt es im Deutschen National­theater in Weimar ein vielfältiges Kulturprogramm zum Reformationsjubiläum.
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Kulturelle Nacht zum Reformationsjubiläum im Deutschen Nationaltheater Weimar

Von Katharina Hille

Ist nach einer ganzen Lutherdekade und einem Jubiläumsjahr nicht langsam mal gut mit der Reformation? Aus Weimar heißt es: Nein. Die Reformation geht weiter. Sie dauert an und reicht weit über Kirchengrenzen hinaus. Um das zu bedenken und von verschiedenen Seiten zu beleuchten, organisieren der Kirchenkreis Weimar und das Deutsche Nationaltheater Weimar (DNT) mit Unterstützung von Stadt und Freistaat eine Nacht zu 500 Jahren Reformation.
Sie beginnt am 30. Oktober um 16.45 Uhr mit dem Posaunenchor der Kreuzkirche Weimar und der Sambagruppe Escola Popular vor dem Theater und geht mit Gesprächsrunden, Bühnenstücken, Bewegungstheater und viel Musik bis in den frühen Morgen des Reformationstages weiter. Der Eintritt ist frei.
Weimars Superintendent Henrich Herbst war mit seiner Idee der etwas anderen Reformationsfeier bei DNT-Intendant Hasko Weber sofort auf Zustimmung getroffen. »Wir möchten Theater als öffentlichen Ort begreifen«, sagt Beate Seidel, Chefdramaturgin am Nationaltheater. »Ein Ort, wo gesellschaftliche Debatten möglich sind, die Auge in Auge ausgetragen werden, nicht über das Internet.« Die Kooperation zwischen Theater und Evangelischer Kirche in der Klassikerstadt ist nicht neu. Bereits in der Vergangenheit gab es zu Bühnenstücken wie Dostojewskis »Schuld und Sühne« einen Theatergottesdienst, der das Werk aus theologischer und künstlerischer Sicht betrachtete, beide Sichten verknüpfte. Eine Zusammenarbeit, die ebenfalls weitergeht.
Henrich Herbst ist besonders auf die Präsentation der Ergebnisse des Denk-
raums Weimar gespannt. Antworten auf die Gretchen-Frage »Nun sag, wie hast du’s mit der Religion?« wurden von Schauspielern des DNT für eine Hörinstallation eingesprochen und sind ab 17.15 Uhr zu hören. Die große Resonanz auf das Projekt hat den Superintendenten überrascht.
Für Tischgespräche auf den Fluren des Theaters hat Beate Seidel ganz unterschiedliche Gesprächspartner gewonnen: einen Offizier mit Erfahrungen aus dem Afghanistan-Einsatz, einen Vertreter der Organisation »Ärzte ohne Grenzen«, einen Kriegsreporter. »Du musst dein Leben ändern« lautet das Motto dieser kleinen Tischrunden mit Menschen, die über ihre biografischen Wendepunkte berichten und mit ihren Tischnachbarn diskutieren wollen. Beginn ist 17.30 Uhr. Der enge Zeitplan wird eine der Herausforderungen des Abends sein.
Denn auch eine deutsche Erstaufführung steht auf dem Programm
(19.15 Uhr). In »The Captain of the Bible Quiz Team« hält ein junger Mann spontan eine Predigt – das Theater wird zur Kirche. »Opfer des Krieges« ist der Titel eines Bewegungstheaters mit Puppen, Masken und Livemusik der afghanischen Theatergruppe Azdar (21.15 Uhr). Davor geht es in einem Bühnentalk um »Glaube und Macht« (20.30 Uhr). Bis weit nach Mitternacht gibt es im DNT Livemusik – Luthers Lieder durch die Jahrhunderte, von der Gambe bis zu DJ-Klängen.
»Es ist ein Programm zum Flanieren«, sagt Henrich Herbst, »ein offenes Angebot an die ganze Stadt.« Der Festgottesdienst am Reformationstag beginnt übrigens erst 11 Uhr – damit die Nachtschwärmer noch etwas ausschlafen können.

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Kirchenzeitungsredaktion EKM Süd

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