Eine Oster-Predigt (1 Kor 15,15-20)
ÜBER OSTERN LIEGT GOTTES GEHEIMNIS

Ihr Lieben!
Der HERR ist auferstanden. Er ist wahrhaftig auferstanden. Halleluja!

Anfang 2015 musste sich ein beliebter, dänischer Pfarrer aus Kopenhagen in den Medien dafür verantworten, 
dass er eingeräumt hatte, Auferstehung nicht "leiblich" zu denken, also auf der Basis einer stofflichen Kontinui-tät. Der Streit spitzte sich derart zu, dass er "widerrufen" musste, um nicht sein Amt und seine Pensions-Ansprüche zu verlieren. Auf der anderen Seite hat im selben Jahr ein katholischer Kollege in Vils (Tirol) seine Gemeinde damit irritiert, dass er behauptete, zur Auferstehung brauche es unbedingt einen Körper (ein Kno-chengerüst). Wer sich verbrennen ließe, könne nicht in den Himmel kommen!

Das Thema von Ostern ist die Auferstehung. Gibt es Beweise dafür? Es gab welche. Es gab Menschen, die dem Gekreuzigten und ins Grab Gelegten nach seinem Tod begegnet sind. Das waren eine ganze Reihe Frauen und Männer. "Zuletzt ist er auch mir begegnet", sagt der Apostel Paulus. Doch das ist alles lange her. "Der Herr ist auferstanden!" ist ein Glaubenssatz. Ebenso wie der Satz: "Eine Auferstehung der Toten ist glatter Unsinn!" Was hängt daran?, fragt Paulus. Es hängt alles daran! Wenn es keine Auferstehung der Toten gibt, dann ist auch Christus nicht auferstanden. Wenn Christus nicht auferstanden ist, dann ist unser Glaube vergeblich, - dann ist alle Predigt vergeblich, - dann sind wir falsche Zeugen und noch in unseren Sünden. Wenn Christus nicht auferstanden ist, dann sind wir alle verloren...! Das ist eine klare Rede: ohne den Glauben an den Auferstan-denen ist unser Glaube erledigt...!

Das Neue Testament erzählt eine Reihe von Oster-Geschichten. Die von den Emmaus-Jüngern ist mir eine der liebsten. In unserem Evangelischen Gesangbuch befindet sich ein Holzschnitt von Karl Schmidt-Rottluff von 1918: zwei Jünger auf dem Wege nach Hause, unterwegs von Jerusalem nach Emmaus. Ihre Körpersprache ist eindeutig: gebeugte Gestalten mit hängenden Köpfen. In ihrer Mitte der Auferstandene, den sie aber nicht erkennen. Ihre Hoffnung zerbrochen ("Wir aber hofften, er würde Israel erlösen!") Ihr Licht verdunkelt (Drei Stunden Finsternis im ganzen Land haben sie erlebt.) Ihr Herr und Meister am Kreuz verblutet ("Eli, eli, lama 
asabthani?") Acht Kilometer Strecke. Zwei Stunden. Klage und Arbeit an ihren Seelen ("Musste nicht Christus solches leiden!?" Doch dann erkennen sie ihren Herrn am Brechen des Brotes ("Brannte nicht unser Herz?").
Sie kehren um, den elf Jüngern ihr Erlebnis mitzuteilen: "Der Herr ist auferstanden. Er ist wahrhaftig aufer-standen! Halleluja!"

Wolf Biermann hat das "Lied vom donnernden Leben" geschrieben.
"Das kann doch nicht alles gewesen sein
Das bisschen Sonntag und Kinderschrein
Das muss doch noch irgendwo hingehn
hingehn.
Die Überstunden, das bisschen Kies
Und abends inner Glotze das Paradies
Da kann ich doch keinen Sinn sehn
Sinn sehn.
Das kann doch nicht alles gewesen sein
Da muss doch noch irgendwas kommen! Nein
Da muss doch noch Leeben ins Leeben
eebn.
He, Kumpel, wo bleibt da im Ernst mein Spaß?
Nur  schaffen und raffen und Hustn und Haß
Und dann noch den Löffel abgeben
gebn.
Das soll nun alles gewesen sein
Das bisschen Fußball und Führerschein
Das war nun das donnernde Leeben
Leeben.
Ich will noch'n bisschen was Blaues sehn
Und will noch paar eckige Runden drehn
Und dann erst den Löffel abgeben
eebn."

Immerhin. Als Christ versteht er sich nicht. Die Hauptsache sei, einer glaube überhaupt etwas, sagt er. Auf die Sinnfrage hat er keine Antwort. Aber er spürt einen Mangel. Das kann doch nicht alles gewesen sein. Das muss doch noch irgendwo hingehen. Da muss doch noch Leben ins Leben. Als Osterlied würde ich es nicht bezeich-nen. Aber immerhin.

Wie stehen wir zu Ostern? Ich hatte zu Beginn zwei Haltungen zu Ostern genannt. Der ev. Pfarrer sagt: Ich kann mir eine stoffliche Auferstehung nicht vorstellen. Wieder Essen und Trinken. Wieder Magen und Darm,  Verdauung und Ausscheidung. Nein Danke! Ich verstehe nicht, wieso sich die Dänen so aufgeregt haben? Unser weiteres Kapitel ( 1 Kor 15) spricht für den Pfarrer: "Es wird gesät verweslich und wird auferstehen unverweslich... (15,52). Und später: "Siehe, ich sage euch ein Geheimnis. Wir werden nicht alle entschlafen. Aber wir werden alle verwandelt werden; plötzlich, in einem Augenblick wird es geschehen... Der katholische Priester legt wert auf die Knochen. Wer sich verbrennen lässt, kann nicht erweckt werden. Sagt er. Gott kann also Sehnen und Bindegewebe, Muskeln und Fleisch erneuern, Herz und Hirn, Lunge, Leber und vieles mehr.
Aber keine Knochen? Der Herr des Himmels und der Erde kann irgendetwas nicht!? Was für ein Kleinglaube.
Auch er, der katholische Priester, hat 1 Kor 15 nicht verinnerlicht: "Das Verwesliche muss anziehen die Unverweslichkeit, und das Sterbliche die Unsterblichkeit..." (V. 53). Über Ostern liegt das Geheimnis Gottes. 
Ich hatte euch Wolf Biermanns "Lied vom donnernden Leben" vorgelesen und dazu gesagt: Immerhin. Er spürt, dass da noch mehr sein müsste. Das kann doch nicht alles gewesen sein. Recht hat er!

Mit Jürgen Henkys freilich kann er bei weitem nicht mithalten: Der schöne Ostertag (EG 117). Seit 1994 ist das Lied im neuen Evangelischen Gesangbuch:
1. Der schöne Ostertag! Ihr Menschen kommt ins Helle!
Christ, der begraben lag, brach heut aus seiner Zelle.
Wär vorm Gefängnis noch der schwere Stein vorhanden,
so glaubten wir umsonst. Doch nun ist er erstanden!
2. Was euch auch niederwirft, Schuld, Krankheit, Flut
und Beben - er, den ihr lieben dürft, trug euer Kreuz ins Leben.
Läg er noch immer, wo die Frauen ihn nicht fanden, so kämpf-
ten wir umsonst. Doch nun ist er erstanden!
3. Muß ich von hier nach dort, - er hat den Weg erlitten.
Der Fluß reißt mich nicht fort, seit Jesus ihn durchschritten.
Wär er geblieben, wo des Todes Wellen branden, so hofften
wir umsonst. Doch nun ist er erstanden.

Dreimal schließt er mit dem Satz: "Doch nun ist er erstanden!" Bei diesem Glauben wollen wir bleiben. Ohne
ihn wäre alles umsonst. Ohne ihn wären wir verloren. Doch mit ihm sind wir gerettet. Mit ihm hat unser Leben
Sinn. Mit dem Glauben an den Auferstandenen haben wir Zukunft in alle Ewigkeit! Der HERR ist auferstanden. Er ist wahrhaftig auferstanden. Halleluja!

Autor:

Martin Steiger

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