Jesus Christus ist dem Rausch vorzuziehen

Klaus Richter ist Facharzt für Neurologie und Psychiatrie und war Chefarzt im Diakonie-Krankenhaus in Elbingerode. | Foto: Blaues Kreuz
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In einigen Geschichten beschreibt die Bibel Alkoholkonsum positiv, in anderen zeigt sie seine Gefahren auf. Klaus Richter, Vorsitzender des »Blauen Kreuzes«, der christlichen Suchtkrankenhilfe, über Sucht aus christlicher Sicht.

Die Bibel gibt zum Alkoholkonsum eine ungewöhnliche Empfehlung: »Gebt starkes Getränk denen, die am Umkommen sind, und Wein den betrübten Seelen, dass sie trinken und ihres Elends vergessen.« (Sprüche 31, 6-8)
Richter: Und Jesus heizte bei der Hochzeit zu Kana die Stimmung an, indem er Wasser zu Wein (Johannes 2,1-12) verwandelte. In der Bibel finden sich positive Stimmen zum Alkohol, aber weit mehr Aussagen, die auf Gefahren hinweisen.

Der erste Mann, der Wein anbaute, war Noah. (Genesis 9,20-23) Prompt ging es schief: Noah war total besoffen und lag nackt vor seinen Söhnen.
Richter:
Später kommt es zu einem Inzest unter Alkoholeinfluss: Weil sie keine Männer gefunden haben, geben Lots Töchter ihrem Vater reichlich Alkohol und schlafen mit ihm, um schwanger zu werden. (1. Mose 19,30-38) Deshalb warnt der Apostel Paulus im Brief an die Epheser 5,18: »Sauft euch nicht voll Wein, woraus ein unordentliches Wesen folgt, sondern lasst euch vom Geist erfüllen.« Die Verbindung mit Jesus Christus ist dem Alkoholrausch vorzuziehen und gibt realistische Erfülltheit.

Reformator Martin Luther trank gerne Bier und Wein. Von ihm ist die Aussage überliefert: »Wer nicht liebt Wein, Weib und Gesang, der bleibt ein Narr sein Leben lang.«
Richter:
Damit kann ich leben. Die Mitarbeiter vom Blauen Kreuz verzichten freiwillig auf Alkohol, um Alkoholkranken solidarische Helfer zu sein. Wir kämpfen dafür, dass Menschen, die abstinent leben, nicht ausgegrenzt werden. Wir sind aber keine ideologische Bewegung, die Alkohol generell ablehnt. Wer mit Alkohol normal umgehen kann – wunderbar!

Das »Blaue Kreuz« trägt das Kreuz schon im Namen. Weisen Sie Ihre Patienten auf Gott hin?
Richter:
Wir arbeiten auf christlicher Basis. So wie Gott unsere Schwächen und Sünden am Kreuz getragen hat, versuchen wir Mitarbeiter, die Nöte von Suchtkranken anzunehmen, mitzutragen sowie Lösungswege zu zeigen. Wir alle tragen eine Paradies-Sehnsucht in uns. Wir wollen Frieden erleben und glücklich sein. In der Sucht erlebt der Betroffene einen Moment dieses Heilseins. Die Mitarbeiter des Blauen Kreuzes glauben jedoch, dass dieses Heilsein dauerhaft nur im Glauben an Gott erlebbar ist – und machen das im Gespräch auch deutlich.

»Bier ist der Beweis, dass Gott will, dass wir glücklich sind«, sagte US-Präsident Franklin.
Richter:
Ein Alkoholrausch aktiviert unser Belohnungssystem und löst ein Glücksempfinden aus. An Franklins Deutung ist also etwas Wahres dran.

Glück und Absturz liegen nah beieinander. Wie wird man die Alkoholsucht wieder los?
Richter:
Entscheidend ist, dass der Betroffene aufwacht und sich wieder realistisch wahrnimmt. Dieses Erwachen geschieht häufig erst, wenn die körperlichen Schäden unübersehbar, Beziehungen wegen des Alkoholkonsums gescheitert sind oder man im Beruf nicht mehr leistungsfähig ist. Dann braucht es Menschen, die den Alkoholkranken helfend begleiten. Hier sind auch die christlichen Gemeinden gefordert: Ich denke, dass die Gemeinden die Begleitung von Suchtkranken nicht nur den Spezialisten überlassen sollten. Beziehung zu Mitmensch und Gott und Erfülltheit sind ja ihr Thema. Es wäre ein Praxistest für gelebten Glauben.

Interview: Karsten Huhn (idea)

Autor:

Kirchenzeitungsredaktion EKM Süd

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