Weltbürger in Windhuk

Lutherischer Weltbund: In Namibia ist die 8. Vollversammlung zu Ende gegangen. Mitteldeutschland war gut vertreten.

Von Benjamin Lassiwe

Ein feste Burg ist unser Gott«, spielt der Posaunenchor, als das Kreuz ins Sam-Nujoma-Stadion in Windhuks Township Katutura getragen wird. Unter der gleißenden Sonne Namibias haben sich mehrere tausend Menschen zum gemeinsamen Gottesdienst als weltweite Feier des Reformationsjubiläums versammelt.
Namibia ist das afrikanische Land, in dem prozentual gesehen die meisten Lutheraner leben. Entsprechend bunt ist das Publikum im Stadion: Da ist die Pfarrerin aus Malawi, die in einem über und über mit Lutherrosen bedruckten Kleid lautstark mitsingt, als der namibische Chor das »Esimanoly Kalunga«, das Gloria auf Oshiwambo, anstimmt. Oder die Bischöfin aus Island, die zum schwarzen Minikleid einen Collar, den weißen Priesterkragen, trägt. Und da ist der namibische Staatspräsident Hage Geingob, der es sich nicht nehmen ließ, zum Höhepunkt der LWB-Vollversammlung ins Stadion zu kommen.
»Wir stehen vor einer spirituellen und theologischen Aufgabe: Unsere Geschichte aus einer Perspektive der Einheit und nicht der Trennung zu erzählen«, sagt der scheidende Präsident des LWB, der palästinensische Bischof Munib Junan. »Und jetzt, heute, hier in Namibia, sind wir alle zusammen, als ein Zeichen dafür, dass die Reformation andauert, und in der Tat eine Weltbürgerin geworden ist.«
Dafür steht auch der 57-jährige nigerianische Erzbischof Musa Panti Filibus, den die Delegierten in Windhuk zum neuen LWB-Präsidenten gewählt haben – womit er zumindest protokollarisch auf einer Ebene mit dem Papst der Katholiken oder den Patriarchen der Orthodoxen steht. Denn der LWB ist der Dachverband von 147 lutherischen Kirchen in 98 Ländern, die zusammen rund 74 Millionen Mitglieder haben. Filibus ist in der Geschichte der lutherischen Weltorganisation erst der zweite Afrikaner an der Spitze.
Der Leiter der deutschen Delegation und Vorsitzende des Deutschen Nationalkomitees des LWB, Landesbischof Gerhard Ulrich, begrüßte die Wahl von Filibus. Er kenne den LWB von innen und sei in Afrika hochakzeptiert, von Männern und Frauen. »Er ist ein theologisch fundierter Bruder, der ökumenisch vernetzt ist.«
Auch die Deutschen sind im Rat des LWB künftig gut vertreten: Insgesamt sechs Kandidaten wurden in das Leitungsgremium gewählt. Dazu zählen der württembergische Landesbischof Frank-Otfried July, die mitteldeutsche Jugenddelegierte Julia Braband, der bayerische Theologieprofessor Bernd Oberdorfer, der hannoversche Jugenddelegierte Lasse Schmidt-Klie und die sächsische Delegierte Bettina Westfeld. Ebenfalls gewählt wurde die Hamburger Pröpstin Astrid Kleist. Sie gilt als eine mögliche Kandidatin für den bisher von July eingenommenen Posten des LWB-Vizepräsidenten für Europa, da eine Wiederwahl Julys nicht möglich ist.
Schwerpunktmäßig beschäftigte sich die Vollversammlung mit dem Thema »Befreit durch Gottes Gnade« und bezog Position zum internationalen Menschenhandel oder zum Umgang mit der Schöpfung.
Besondere Aufmerksamkeit erhielt zudem der kongolesische Arzt Dennis Mukwege: Der Mediziner, wegen seines Einsatzes für vergewaltigte Frauen mehrfach für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen, forderte die Kirchenvertreter auf, sich entschieden gegen sexuelle Gewalt zu positionieren. »Es hängt von uns, den Erben Martin Luthers,
ab, alle Macho-Dämonen, die die Welt beherrschen, durch Gottes Wort auszutreiben«, sagte er. Im Kongo seien Massenvergewaltigungen eine Kriegswaffe. Man habe international den Gebrauch von Chemiewaffen geächtet, aber es gebe kein vergleichbares Verbot gegen den Einsatz sexualisierter Gewalt.

Autor:

Kirchenzeitungsredaktion EKM Süd

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