Spendenrückgang bei der Katastrophenhilfe

Einen deutlichen Spendenrückgang muss die Diakonie-Katastrophenhilfe verkraften.


Von Benjamin Lassiwe

2016 nahm das evangelische Werk nur rund 21,1 Millionen Euro Spendengelder ein. Das ist rund ein Drittel weniger als 2015, als noch 32,2 Millionen Euro gespendet wurden. Während 2015 mit dem Erdbeben in Nepal eine Katastrophe lange die Medien in Deutschland beherrschte, habe es 2016 nur wenige Krisen gegeben, die prominent in der öffentlichen Wahrnehmung vertreten waren, sagte die Präsidentin des Hilfswerks, Pfarrerin Cornelia Füllkrug-Weitzel, in Berlin.
Dagegen seien die Zuwendungen der öffentlichen Hand 2016 gestiegen: Die Bundesregierung, die EU und die Vereinten Nationen stellten insgesamt rund 30 Millionen Euro zur Verfügung, »so viel wie noch nie in der Geschichte der Diakonie-Katastrophenhilfe«. Im Vorjahr waren dies lediglich 23,4 Millionen Euro. Dies zeige, dass die Politik »zumindest einige der Krisenherde durchaus ernst nimmt«, sagte Füllkrug-Weitzel.
Besonders warnte die Theologin bei der Vorstellung des Jahresberichts vor einer neuerlichen Hungerkatastrophe am Horn von Afrika. In Somalia und im Südsudan habe eine seit Jahren anhaltende Dürre dazu geführt, dass Getreide vertrocknet und ganze Ernten ausgeblieben seien. Heute sei der Hilfsbedarf für Ostafrika nicht einmal ansatzweise gedeckt. Allein in Somalia seien rund sieben Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen gewesen.
»Während Ablösesummen für Fußballer immer weiter steigen, werden Hilfsappelle der Vereinten Nationen in ähnlicher Größenordnung nur äußerst schleppend von der internationalen Gemeinschaft finanziert«, sagte Füllkrug-Weitzel: »Obwohl es hier um Hunderttausende Menschenleben geht.« Füllkrug-Weitzel betonte, dass Hunger keine Naturkatastrophe sei. »Hunger fällt nicht vom Himmel«, sagte die Theologin, »die Katastrophe hätte verhindert werden können.« Skeptisch äußerte sich Füllkrug-Weitzel zur Situation in Syrien. Dort erlebe man immer wieder »regelrechte Dammbrüche des humanitären Völkerrechts«. Die Möglichkeiten der Hilfsorganisationen würden immer weiter eingeschränkt. Hilfsorganisationen würden immer dort an ihre Grenzen stoßen, wo der politische Wille zur Konfliktlösung fehle. »Hier hat die internationale Gemeinschaft versäumt, die politischen Grundlagen für uns als humanitäre Helfer zu legen.«
Benjamin Lassiwe

Autor:

Kirchenzeitungsredaktion EKM Süd

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