Mission in der Region

Mittendrin: Im Wohngebiet am Erfurter Herrenberg steht die evangelische Gustav-Adolf-Kirche. Die Kirche wurde 1900 auf freier Flur errichtet. 1980 entstand der Plattenbau-Stadtteil, der die Kirche heute umgibt. | Foto: Willi Wild
  • Mittendrin: Im Wohngebiet am Erfurter Herrenberg steht die evangelische Gustav-Adolf-Kirche. Die Kirche wurde 1900 auf freier Flur errichtet. 1980 entstand der Plattenbau-Stadtteil, der die Kirche heute umgibt.
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»Gehet hin und lehret alle Völker«, so lautet der sogenannte Missionsbefehl Jesu in der neuen Lutherbibel. Früher: »macht zu Jüngern alle Völker«. Mission ist möglich, nicht überall, aber immer, meint unsere Gastautorin.

Von Juliane Kleemann

Pep Guardiola hat eine, Daimler-Benz, die Sparkasse und einige andere auch: eine Mission. Bei den einen heißt das »Mission Meisterschaft«, bei den anderen »Mission Marktführerschaft« oder »Mission Finanzcheck«. Sie haben es nicht schwer mit dem Wort »Mission« und bringen damit ein Ziel, ihre Motivation, eine Zukunftshoffnung, ihren Auftrag zum Ausdruck.
In der Kirche fremdeln jedoch viele mit diesem Begriff und mit dem, was sich dahinter verbirgt. Oder was unterstellt wird, dass es sich dahinter verbirgt: zum Glauben gezwungen, bestimmte moralische oder ethische Verhaltensnormen, sonntags immer in den Gottesdienst gehen. Die Palette ist lang, auf der aufgelistet wird, warum Mission heute in der Kirche nicht mehr geht oder gehen kann.
Wir tragen ganz offenbar schwer an den Missionsstrategien unserer Vorfahren und den ganz unterschiedlichen Spielarten von eher gewaltsamen Wegen, andere zum Glauben zu bringen oder gar zu zwingen. Darf die Kirche heute noch missionieren?
Ja, wenn sie darunter versteht, dass das Evangelium von Jesus Christus immer eine Einladung ist, Gott kennenzulernen. Wenn klar ist, dass diese Einladung nie eine Vorladung ist und nie sein kann. Wenn jede Einladung immer auch berücksichtigt, dass glauben zu können nicht in unserer Macht steht, sondern Geschenk Gottes bleibt. Wenn ich als Einladende weiß, dass ich selbst im Dienst Gottes stehe.
Dem Gegenüber steht ein klares »Nein«, wenn missionieren bedeutet, unter Zwang gesetzt zu werden. Wenn es meint, dass als Christ zu leben die einzige Form ist, wie man – vermeintlich – richtig lebt. Wenn die Freiheit des anderen durch missionierendes Tun missachtet wird. Gott sendet Menschen aus, in der Nachfolge Jesu zu leben und in seine Nachfolge einzuladen. Als Christen sind wir in Dienst genommene Jünger. Mit Petrus und Johannes gesprochen: »Wir können’s ja nicht lassen, von dem zu reden, was wir gesehen und gehört haben.«
(Apostelgeschichte 4,20).
Mission »ja« oder »nein« ist also gar nicht die Frage. Mission ist kein Arbeitsfeld der Kirche, das man lassen kann oder nicht. Sie ist ein Wesenszug einer lebendigen Kirche. Eine Kirche, die nicht will, dass Menschen von Gott erfahren, Gott erleben können, eigene Wege als Nachfolger Jesu auszuprobieren – wird irgendwann aufhören Kirche zu sein. Denn sie hat sich dann von ihrer Quelle wie von ihrem Sinn entfernt. Eine »missionale« Kirche lässt sich erleben durch diejenigen, die als Jüngerinnen und Nachfolger Jesu mitten in dieser Welt unterwegs sind.
Gibt es ein Rezept für gute beziehungsweise gelingende Mission? Diese Frage höre ich gelegentlich. Und ich antworte: Erzählt einfach von eurem Leben als Christen, von Erfahrungen, von Begegnungen, von euren Fragen und Zweifeln. Lasst andere, die danach fragen, einen Blick bekommen auf die Wege, die Gott mit Menschen geht. »Lasst euch selbst als lebendige Steine zur Gemeinde aufbauen«, wie Petrus schreibt (1. Petrus 2,5).
Lebendige Steine, an denen sich andere orientieren können oder neugierig werden, sich nähern oder in Distanz bleiben. Mission umfasst die gesamte Breite kirchlicher Existenz in der Welt: einladende Verkündigung, diakonisches und soziales Engagement, Verantwortung für die Schöpfung wie für Gerechtigkeit. Mission, verstanden als Teilnahme an der »missio dei«, an Gottes Mission, ist sowohl Ausgangspunkt der Kirche als auch ihre erfrischende und neu belebende Quelle.
Gerade in der Kirche in Mitteldeutschland, die sich in einer der am stärksten entkirchlichten Gegenden der Welt behaupten muss, kann das Mut machen. Ihre Mitglieder dürfen sich als Teil des wandernden Gottesvolkes wissen und dabei lebendig, neugierig, offen, klar im Bekenntnis und einladend sein dürfen, ohne Angst vor neuen Wegen und mit der Kraft von Bewährtem Nachfolge gestalten.

Die Autorin ist theol. Referentin im EKD-Zen­trum für Mission in der Region.

Autor:

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